In der Schweiz mieten sich immer mehr Unternehmen einen Arbeitsplatz. In der Stadt Zürich ist das beispielsweise beim «Impact Hub» möglich: Der Verein bietet an drei Standorten flexible Arbeitsplätze an. Wer Mitglied ist, kann dort nach Belieben arbeiten – zur Verfügung steht eine komplette Büroinfrastruktur mit Internet, Drucker und Verpflegungsmöglichkeiten.
Das Zürcher Beispiel ist Teil eines grösseren Trends: Dem Coworking. Verschiedene Unternehmen nutzen dabei ein Büro gemeinsam, oder teilen sich zumindest einen Teil der Räume und Services. Schon heute gibt es laut der UBS hierzulande rund 100 solche Standorte mit 3000 Arbeitsplätzen, etwa die Hälfte davon in Zürich und Genf. Diese Zahl dürfte deutlich steigen.
Variable statt fixe Kosten
Denn das Coworking bietet eine Vielzahl von Vorteilen. Es eignet sich insbesondere für Unternehmen, die kräftig wachsen oder vorübergehend stark ausgelastet sind. Sie erhalten rasch Arbeitsflächen, die sie auch einfach wieder aufgeben können, wenn sie sie nicht mehr benötigen. «Die Unternehmen haben nur variable Kosten, aber keine Fixkosten», sagt Jan Eckert, Chef vom Immobilienunternehmen JLL Schweiz.
Das Coworking ist auch eine Antwort auf den Wandel in der Arbeitswelt: Immer mehr Menschen arbeiten Teilzeit, auf Auftragsbasis oder wohnen weit weg von ihrem Arbeitgeber. Dank neuer Technologien ist es möglich, von überall zu arbeiten. Gleichzeitig wollen viele lieber mit Arbeitskollegen den Tag verbringen statt alleine zu Hause oder in einem Café. Coworking bietet sich als Alternative zum Home Office an.
Gegenseitige Inspiration
Wer sich in solchen Büros einmietet, ist Teil einer Gemeinschaft und steht im Kontakt mit vielen Menschen. «Beim Coworking können Innovationen entstehen», sagt Jenny Schäpper-Uster, Präsidentin vom Verein Coworking Switzerland. Das sei einer der Gründe, wieso neben Startups und Freischaffenden auch zunehmend Grossunternehmen zu ihren Kunden zählten. Beim Verein sind 80 Coworking-Anbieter aus der ganzen Schweiz angeschlossen.
Auch geschäftlich kann sich das Coworking auszahlen. JLL Schweiz-Chef Eckert nennt als Beispiel einen ihm bekannten Steuerberater, der seit zwei Jahren in einem Gemeinschaftsbüro arbeite. Mittlerweile habe der Dienstleister viele Bürokollegen als Kunden gewonnen.
London und New York als Vorbilder
Momentan nutzt aber nur eine Minderheit der Schweizer Unternehmen solche flexiblen externen Arbeitsplätze – weniger als 10 Prozent gemäss einer neuen Umfrage von JLL Schweiz. Gleichzeitig wollen aber über 30 Prozent der befragten Grossunternehmen und mehr als ein Fünftel der KMU in den nächsten fünf Jahren Coworking einführen. Grössere Firmen können das Konzept auch umsetzen, indem sie einen Teil ihrer Räumlichkeiten mit anderen Unternehmen teilen – sie sparen so Kosten, und ihre eigenen Mitarbeiter profitieren vom Kontakt mit den externen Bürokollegen.
JLL Schweiz-Chef Jan Eckert glaubt, dass Coworking in den Schweizer Zentren noch deutlich beliebter wird: «In London oder New York machen solche Arbeitsflächen bereits zwischen 5 bis 10 Prozent des gesamten Bürobestands aus», so Eckert.
Ein vielfältiges Angebot
Auch in der Schweiz wird das Angebot immer grösser: Neben den Anbietern von klassischem Coworking – wo das gesamte Büro geteilt wird – gibt es sogenannte Business Centers, die mehrheitlich ganze Räume vermieten. Hinzu kommen Online-Plattformen, die – ähnlich wie der Bettenvermittler Airbnb – Arbeitsplätze und Büroflächen vemitteln.
Auch bekannte Schweizer Unternehmen engagieren sich im Markt: So hat etwa die Migros am Berner Bahnhof 50 Coworking-Plätze geschaffen, und die SBB stellt Startups Arbeitsflächen zur Verfügung. Viel Beachtung findet auch das Angebot der Zürcher Kantonalbank: Sie hat an der Zürcher Bahnhofsstrasse zwanzig kostenlose Arbeitsplätze geschaffen.