Bei Bestsmile hat es sich ausgelacht: Die Migros gibt ihre Zahnmedizin-Tochter auf, die sie erst vor zwei Jahren übernommen hat. Und schickt die Kundinnen und Kunden neu zum Zahnarztzentrum, das ebenfalls zum Migros-Imperium gehört. Die 27 Bestsmile-Standorte gehen «voraussichtlich schrittweise» zu. Die 224 Angestellten müssen um ihren Job bangen, es soll zu Entlassungen kommen.
Das Bestsmile-Aus wirft nun ein schiefes Licht auf den Mitgründer Ertan Wittwer, der bereits mit der kürzlichen Pleite seines Beauty-Start-ups Hair & Skin für negative Schlagzeilen gesorgt hat. Gegen ihn und seine zwei Gründer-Kollegen Philip Magoulas und Marcel Kubli geht die Migros juristisch vor. Mehr sagt die Detailhändlerin nicht dazu – weil es sich um ein laufendes Verfahren handle, wie die Migros auf Anfrage mitteilt.
Bestsmile-Gründer sollen Zahlen geschönt haben
Hintergrund des Rechtsstreits sind angeblich geschönte Zahlen im Bestsmile-Geschäftsbericht von 2021, also aus dem Jahr vor der Übernahme durch die Migros. Ein Bericht von CH Media machte dies Anfang 2024 mit Verweis auf Insider publik. Zum gleichen Zeitpunkt nahm der orange Riese einen Millionenabschreiber vor und leitete ein Sparprogramm inklusive Entlassungen ein.
Wittwer, der auch in der Migros-Ägide noch bis im Sommer 2023 Verwaltungsrat bei Bestsmile war, weist die Vorwürfe von sich. Er stehe «weiterhin uneingeschränkt hinter diesen Zahlen», teilt er gegenüber Watson mit. Die Migros stieg bereits 2019 über ihr mittlerweile liquidiertes Investitionsvehikel Sparrow Ventures als Kapitalgeberin bei Bestsmile ein. Seither sei die Detailhändlerin «transparent in alle strategischen Entscheidungen» eingebunden gewesen, so Wittwer. «Die Migros hatte zudem stets Zugang zu allen relevanten Geschäftsinformationen und Kennzahlen.»
Bei anderen Firmen des Seriengründers ist «alles im Lot»
Die Schliessung von Bestsmile sei auch für ihn «überraschend» gekommen, betont der unter Beschuss stehende Gründer. «Ich bedauere diesen Schritt jedoch insbesondere für die Mitarbeitenden und Kunden sehr», so Wittwer.
Der Seriengründer aus Winterthur ZH hat auch die Augenlaser-Klinik Betterview und das Blutanalyse-Gesundheitszentrum Care ins Leben gerufen. Dort laufe alles nach Plan, so Wittwer. Bei keinem der Unternehmen seien Filialschliessungen geplant.
2 Kommentare
Bei Bestsmile war von vorne herein die Expansion künstlich aufgebläht. Jede Filiale wurde Ende des Monats von der Leitung angerufen - und es wurden Umsätze durchgegeben und wollten willkürlich für den daraufkommenden Monat 10000-60000 CHF mehr haben. Man wurde regelrecht aufgefordert mehr Umsatz zu erzielen - Dentalassistentinen wurden über einen Belohnungssystem zusätzlich aktiviert und trainiert mehr zu verkaufen. Sollte der Behandler Patienten ablehnen, die einfach zu starke Probleme hatten und für das System nicht geeignet sein - wurde von der Leitung 5 Minuten später angerufen und der Behandler zu Rede gestellt und unter Druck gesetzt worden, den Patient unbedingt zu behandeln.
Behandlungsfehler wurden vertuscht und zu noch größeren Behandlungsfehler gemacht - wer den Mund aufgemacht hat oder sich gewehrt hat, wurde entlassen
So einfach geht das.
Bei venture start-ups soll angeblich nur etwa jedes zehnte wirklich erfolgreich sein. Er hätte also noch sieben "zu gut"!