Zahnpflege zieht. Das Startup Bestsmile wurde von der Migros geschluckt, jetzt sammeln die Brüder Alexander und Reto Wälchli – beide unter 30 Jahre alt – fast 2 Millionen Franken ein, um mit ihrer Bleaching-Methode den Schweizer Markt zu durchdringen und erste Schritte in China und Brasilien zu machen. Mit im Boot: der Bestsmile-Gründer – unter anderen.
Die Wälchli-Brüder verteilen ihr Produkt unter dem Namen Alpine White. Bleaching-Streifen waren bis anhin vor allem in den Vereinigten Staaten beliebt, haben aber in den letzten Jahren auch in Europa an Popularität gewonnen. Das Produkt von Alpine White soll «schonender, effektiver und trotzdem erschwinglich sein», wie das Startup schreibt.
Die Ambitionen sind gross. Denn die Schweizer Bleaching-Brüder wollen mit den neu eingesammelten 2 Millionen nicht nur neue Märkte erschliessen, sie brüten auch über neuen Produktplänen. Oralprävention und Beauty sind im Fokus.
«Im Vergleich zu anderen Produkten greifen unsere Strips den Zahnschmelz nicht an», sagt Wälchli. Ein herkömmliches Bleaching bei einem Zahnarzt sei zudem viel teurer als das Bleaching für zu Hause, so der Jungunternehmer.
Bestsmile-Gründer als Geldgeber
Möglich mache es der Hauptinhaltsstoff Phthalimidoperoxycapronsäure, kurz PAP, der zwar genauso effektiv, aber schonender als die Bleichmittel sei, die sonst verwendet würden.
Die Brüder hatten die Idee für ihr Startup bereits 2014. Doch da steckten beide noch in ihrem Informatik-Studium und wollten zuerst den Abschluss machen. Sie finanzierten ihre Firma schliesslich aus eigener Tasche und verstärkten sich anschliessend mit namhaften Investoren. «Wir wollen jetzt alles auf eine Karte setzen: Wir haben ein Rebranding gemacht, neue Leute eingestellt und den Vertrieb vorangebracht», so Wälchli. In der Schweiz, Deutschland und Österreich ist Alpine White bereits aktiv. Neu im Visier sind China und Brasilien.
Als Geldgeber im Bleaching-Boot ist Ertan Wittwer – Serial Entrepreneuer und Bestsmile-Gründer. Er ist auch bei Hair & Skin investiert. Dieses Startup hat sich innerhalb kürzester Zeit als Marktführer für Haartransplantationen in der Schweiz etabliert. Ein weiterer Alpine-White-Investor: Fabrice Aeberhard. Er hat das Schweizer Brillenlabel VIU, das inzwischen mehrere Läden im In- und Ausland betreibt und sich als Marke etabliert hat, mitgegründet.
Medical Retail: Am Puls der Zeit
Die Investoren stehen für eine Dienstleistungsmentalität. Und für Design. Sie treffen den Nerv der Zeit. Die Räume von Bestsmile und Hair & Skin sind chic und modern. Es würde nicht erstaunen, wenn Alpine White bald eigene Läden eröffnete. Das Gebot der Stunde heisst «Medical Retail»: ansprechende Optik mit einem medizinischen Angebot, das ein Lifestyle-Gefühl zelebriert, arrangiert an belebter Lage.
Die Idee für Alpine White sei aus der Not geboren, sagt Reto Wälchli. Er konnte sich während seiner Ausbildung kein professionelles Bleaching leisten, die Whitening Strips aus den USA wiederum seien in der Schweiz gar nicht oder nur schwierig erhältlich gewesen. Deshalb begann er, selbst an einer Lösung zu tüfteln. «Die meisten Konkurrenten nutzen Bleichmittel wie Chlordioxid, Wasserstoffperoxid, Zitronensäure oder Natron, welche viel zu aggressiv und teilweise in der Schweiz und Europa verboten sind», sagt Wälchli über die Anfänge.
Obwohl er studierter Informatiker ist, genau wie sein Bruder, stiess er im Selbststudium auf Phthalimidoperoxycapronsäure als eine neue Art, Zähne weisser zu machen, ohne sie dabei zu gefährden.
Das Startup setzt neben den Whitening Strips auch auf einen aufhellenden Schaum, Aktivkohlepulver, ein Whitening Kit aus Gel und auf ein LED-Mundstück. Dazu gibt es Zahnbürsten und Zahnpasten. Für künftige Produkte wollen sie stärker mit Zahnärzten zusammenarbeiten.
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