Der britische Unternehmer und Abenteurer Richard Branson und Amazon-Gründer Jeff Bezos liefern sich jetzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wer von ihnen als erstes im Weltall ist. Branson hat die Nase vorn und will am Sonntag ins All starten, genau neun Tage vor Bezos. Neben der Erfüllung von persönlichen Träumen wollen die beiden einen potenziell höchst lukrativen Zukunftsmarkt erschliessen: den Weltraumtourismus.

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Branson soll bei dem Testflug des Raumfliegers «VSS Unity» seines Weltraumunternehmens Virgin Galactic als «Missions-Spezialist» dabei sein. Eine etwas hochtrabende Beschreibung: Im Grunde wird der 70-Jährige testen, wie sich der Ausflug ins All anfühlt und was an dem Erlebnis für künftige Weltraumtouristen noch verbessert werden kann.

Der umtriebige Geschäftsmann hat sich gewissermassen an Bezos vorbei gedrängelt. Dieser hatte Anfang Juni angekündigt, am 20. Juli beim ersten bemannten Flug seines Raumfahrtunternehmens Blue Origin mit an Bord zu sein. Anfang Juli kündigte dann Branson seinen eigenen Weltraumflug für den 11. Juli an, wohlgemerkt «abhängig vom Wetter und von technischen Überprüfungen».

Ob es ihm darum ging, dem reichsten Mann der Welt zuvorzukommen, sei dahingestellt. Der von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagene Unternehmer hat aber schon in den vergangenen Jahren immer wieder angekündigt, bald ins All fliegen zu wollen.

Branson fliegt früher, aber Bezos höher

Die ersten Weltraumtouristen sind Branson und Bezos freilich nicht. Diesen Titel trägt der US-Unternehmer Dennis Tito, der 2001 mit einer russischen Sojus-Rakete zur Internationalen Raumstation gebracht wurde.

Branson und Bezos wollen nun aber mit von eigenen Unternehmen entwickelten Systemen ins All fliegen - und setzen dabei auf sehr unterschiedliche Konzepte. Bei Virgin Galactic wird der Raumflieger «VSS Unity», der wie ein schnittiger Düsenjet aussieht, zunächst vom Bundesstaat New Mexico aus von einem Transportflugzeug in 15 Kilometer Höhe gebracht. Er klinkt sich dann aus und fliegt auf eine Höhe von rund 90 Kilometern. In den USA liegt die offizielle Grenze zum All bei 80 Kilometern.

Blue Origin bietet einen elfminütigen Flug mit seinem Trägersystem «New Shepard» an, das nach dem ersten US-Astronauten im All benannt ist, Alan Shepard. Eine in Texas startende Trägerrakete bringt eine futuristische Passagierkapsel ins All. Die Kapsel wird eine Höhe von rund 100 Kilometern und damit die Kármán-Linie erreichen, die laut internationaler Definition die Grenze zum Weltraum markiert.

Retourticket für 28 Millionen Dollar

Bei allen Unterschieden, das Ziel ist bei beiden Missionen gleich: einige Minuten Schwerelosigkeit und ein Blick auf die Erdkrümmung. «Ich glaube fest daran, dass das Weltall uns allen gehört», erklärte Branson kürzlich. Er und Bezos setzen darauf, dass viele Menschen bereit sind, für diese Erfahrung viel Geld hinzulegen.

Und schon der erste Flug von Blue Origin gibt ihnen Recht: Bei einer Online-Auktion zahlte ein bislang unbekannter Bieter ganze 28 Millionen Dollar, um am 20. Juli dabei zu sein. Bezos wird ausserdem seinen Bruder Mark und als Ehrengast die 82-jährige US-Pilotin Wally Funk mit ins All nehmen. Der 57-jährige Amazon-Gründer hatte kürzlich die operative Leitung des Online-Riesen abgegeben und hat jetzt mehr Zeit für sein Steckenpferd Raumfahrt.

Im Rennen ums All sind Bezos und Branson nicht die einzigen Milliardäre. Tesla-Gründer Elon Musk steht mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX an der Spitze und hat schon Astronauten zur ISS gebracht. Auch Musk will zahlungskräftigen Touristen einen Ausflug ins All ermöglichen - und peilt dabei das Jahresende als Termin an.

(sda/tdr)