Während Jeff Bezos und drei andere Technologiemagnaten ihre Unternehmen bei einer Anhörung im US-Kongress über Kartellsorgen verteidigen, verdeutlicht ihr schnell wachsender Reichtum die wirtschaftliche Macht der Tech-Konzerne.
Das Vermögen des Amazon-Gründers stieg in diesem Jahr um 63,6 Milliarden Dollar, wie «Bloomberg» berichtet. Allein an einem Tag im Juli schoss es um beispiellose 13 Milliarden Dollar in die Höhe. Der reichste Mann der Welt steht nun an der Schwelle zu einem weiteren Rekord: ein Vermögen von über 200 Milliarden Dollar, so der Bloomberg-Milliardärsindex.
Ein weiterer CEO, der am (heutigen) Mittwoch vor dem Kongress aussagen wird, Mark Zuckerberg von Facebook, ist in diesem Jahr um 9,1 Milliarden Dollar reicher geworden und hat damit sein Vermögen in die Reichweite der Multimilliardäre Bezos und Bill Gates gebracht.
Corona schiebt Digitalwirtschaft an
Diese Anhäufung von Kapital im Tech-Sektor ist unangefochten: Kein CEO aus anderen Branchen ist dermassen schnell so reich geworden. Während die Corona-Pandemie die Weltwirtschaft auf den Kopf stellt, werden die reichsten Menschen der Welt noch reicher. Jene in der Digitalwirtschaft sogar noch schneller, denn sie boomt dank Corona.
Die Anhörung im Kongress findet per Videokonferenz statt. Auch Tim Cook und Sundar Pichai, die CEOs von Apple respektive der Google-Muttergesellschaft Alphabet, nehmen teil. Es dürfte eine kämpferische Angelegenheit werden, da die Gesetzgeber ihren steigenden Frust darüber zum Ausdruck bringen werden, wie die Branche ihren Einfluss ausübt.
Bezos wird den Standpunkt vertreten, dass Amazon eine amerikanische Erfolgsgeschichte ist, die ihre Stellung durch Risikobereitschaft und eine unerbittliche Fokussierung auf die Kunden erreicht hat. Das ist seinen Unterlagen für die Anhörung zu entnehmen, die bereits vorliegen. Zudem wird der Amazon-Chef seine persönliche Geschichte und die seiner Eltern erzählen, die in den heute grössten Online-Händler der Welt investierten.
Vermögen der Tech-Milliardäre verdoppelt
Das kollektive Vermögen der Technologie-Milliardäre im Bloomberg-Index, einer Rangliste der 500 reichsten Menschen weltweit, hat sich seit 2016 fast verdoppelt: von 751 Milliarden Dollar auf heute 1,4 Billionen Dollar. Das ist rasanterer Anstieg als in jedem anderen Sektor.
Sieben der zehn reichsten Menschen der Welt erwirtschaften den Grossteil ihres Vermögens aus Technologiebesitz. Sie besitzen ein Gesamtnettovermögen von 666 Milliarden Dollar, das allein in diesem Jahr um 147 Milliarden Dollar gestiegen ist.
Zu den bisherigen grossen Gewinnern im Jahr 2020 gehört auch Tesla-Gründer Elon Musk, dessen Nettovermögen sich aufgrund der stark gestiegenen Aktien des E-Auto-Herstellers auf 69,7 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt hat.
Der Mitbegründer von Microsoft, Bill Gates, und der ehemalige CEO Steve Ballmer haben ebenfalls einen Höhenflug gemacht, lange nachdem sie das Unternehmen verlassen hatten.
Der indische Milliardär Mukesh Ambani, dessen Vermögen in der grössten Ölraffinerie der Welt gebunden ist, hat auch vom Digital-Schub profitiert. Die Aktien des von ihm kontrollierten Konglomerats Reliance Industries sind in diesem Jahr um 45 Prozent gestiegen. Das Unternehmen expandierte in das digitale Geschäft und den Detailhandel, was ihn zur fünftreichsten Person der Welt macht.
30 Prozent des amerikanischen BIP
Unter den Top 10 haben nur zwei ihren Wohlstand im Jahr 2020 schwinden sehen: der Luxusmogul Bernard Arnault, Chef des französischen Konzerns LVMH, und Warren Buffett von der Investmentfirma Berkshire Hathaway. Während die Technologie einen Aufschwung erlebt, haben mehr als 200 der 500 Milliardäre im Bloomberg-Index Geld verloren.
Mittlerweile haben die fünf grössten amerikanischen Technologieunternehmen - Apple, Amazon, Alphabet, Facebook und Microsoft - zusammen einen Marktwert, der etwa 30 Prozent des US-Bruttoinlandprodukts entspricht. Das ist fast doppelt so hoch wie Ende 2018.
(mlo)