Der Spruch ist munter. Auch wenn er von einem Outsider stammt: «Der Bikini ist die kleinste Wichtigkeit zur Verdeckung wichtiger Kleinigkeiten.»

Was der österreichische Kabarettist Fritz Muliar einst absonderte, ist nur die halbe Wahrheit. Denn ein Bikini ist viel mehr: eine arbeitstechnische Parforce-Leistung. Niemand weiss das besser als Mira Blazevic, die auf 41 Jahre Industrieerfahrung zurückblickt. Von 1974 bis zu ihrer Pensionierung vor drei Jahren produzierte und entwickelte die gebürtige Kroatin für das Schweizer Bademode-Label Lahco. Als sie 2015 pensioniert wurde, hegte ihre Tochter einen Wunsch: «Mami, lass uns ein Bademode-Label gründen.»

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Mami machte mit. Auf diese Sommersaison hin wagten Mutter und Tochter Blazevic mit ihrer eigenen Swimwear-Marke Volans den Sprung ins kalte Wasser. Mit Erfolg, sagt Mira Blazevic: «Die Warenhausgruppe Globus nahm uns schweizweit ins Sortiment. Das verleiht Volans Sichtbarkeit und Sicherheit.»

Volans – der Name steht für das Sternbild des Fliegenden Fisches am Südhimmel. Es ist der jüngste Zugang im hiesigen Bademode-Business, das rund 15 Labels umfassen dürfte.

Zwar haben im weltweiten Geschäft Marken aus Australien, Brasilien und Hawaii durch ihre Beach-Credibility den stärksten Auftritt, doch der Bikini-Denk- und -Werkplatz Schweiz lebt. Da ist die Schweizer Legende Lahco, 1922 gegründet und heute im Besitz der St. Galler Forster Rohner. Fast so legendär: Die Zürcher Bademode-Marke Ta-Bou. Weitere Labels wie Madame Pierre, Lyn Lingerie, Nathalie Schweizer, Oy Surf und Pura Clothing stehen für Bademode «made and/or designed in Switzerland».

Kartonschablonen von Zürich nach Kroatien

Die Herstellung qualitativ hochwertiger Bademode ist aufwendig: «Für die Produktion eines T-Shirts reichen zwei Nähmaschinen-Typen», sagt Mira Blazevic, «aber für Bademode braucht es deren fünf.» Und so geht die Beachwear-Fachfrau mit Stepp- und Overlock-Maschine ans Werk, ergänzt durch eine Überdeck- und Einfassmaschine, abgerundet durch ein Gerät für die Bearbeitung des Gummizuges.

Einteiler

Designed in Switzerland: Modekollektion von Volans.

Quelle: Volans

Die Bademode-Designerin stellt in der Schweiz alle Prototypen her und verschickt danach entsprechende Kartonschablonen als Vorlage ins zentralkroatische Bergland, wo die Bikinis und Einteiler mit Stoffen aus Bergamo produziert werden. In diesem Kreislauf sieht Mira Blazevic Volans-Alleinstellungsmerkmale: «Swiss Design, kurze Transportwege, eine rein europäische Produktion.»

Während Shopping-Gladiatorinnen bis 1000 Franken für ein Bikini ausgeben und die Fast-Fashion-Welt Teile ab 7 Franken anbietet, bewirtschaftet Volans die modische Mitte: «Unsere Modelle liegen unter 200 Franken», sagt Blazevic, «was uns sehr wichtig ist. Wir möchten nachhaltige Bademode zu fairen Preisen anbieten.»

Sommerkollektion in Arbeit

Nie ist frau exponierter als im Badekostüm. Das Teil soll sitzen und darf nicht verreisen, wenn mal ein Ball geworfen oder ein Köpfler hingelegt wird. Bei Volans kommt deshalb Passform vor Sex-Appeal. Design-Inspiration findet Mira Blazevic in Filmen, bei «Bunte» und «Gala». Und setzt dabei auf Genre-Transfers: «Manchmal übertrage ich Farbe und Schnitt eines Abendkleides auf ein Badekostüm.» Oder «kupaci kostim», wie das auf Kroatisch heisst.

«Zum Glück ist Mami talentiert. Mami kann alles.»

 

Derzeit ist bei Volans die Sommersaison 2019 in Arbeit. Sie wird vermehrt Metallic-Looks an die aktuell zwanzig Verkaufspunkte bringen. Und in den eigenen Webshop. Mutter Blazevic, sonst analog getaktet, drängte ihre Tochter, einen E-Commerce-Kanal zu lancieren.

Die Volans-Arbeitsteilung ist klar: Die Juniorin managt das Marketing; die Seniorin den Rest. Was Mira Blazevic von Tochterseite maximale Wertschätzung – pardon: «poštovanje» – einträgt: «Zum Glück ist Mami talentiert. Mami kann alles.»