Dem modernen Menschen reichen in der Regel sieben Stunden Schlaf, um anstehende Aufgaben ausgeruht in Angriff zu nehmen. Entsprechende Bedeutung kommt der Wahl der Bettstatt zu; nur die richtige Matratze, nur die ideale Decke und das passende Kissen sorgen dafür, dass die Nachtruhe als solche auch erholsam ausfällt. Für Paul Konrad, den Chef des führenden Schweizer Bettwarenherstellers Billerbeck, ist denn auch klar: «Ein guter Tag beginnt schon in der Nacht.»
Wieder auf eignen Füssen
Das im aargauischen Fischbach-Göslikon beheimatete Unternehmen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Seinen Ursprung hat Billerbeck Schweiz in der 1922 gegründeten Bettwarenfabrik Müller-Imhoof. 1995 schloss sich das Unternehmen mit der in Deutschland gewachsenen Billerbeck-Gruppe zusammen, gemeinsam begab man sich unter das Dach des Berner Valora-Konzerns. 2001 wurde die Gruppe vom Schwedischen Matratzenmulti Hilding Anders übernommen, wiewohl auch der bekannte Matratzenhersteller Bico. Es folgten zwei Jahre, die Paul Konrad aus heutiger Warte als wenig erfreulich bezeichnet. «Die Schweden hatten kein Faible für Duvets, die Zukunft unseres Betriebes war deshalb eher ungewiss denn absehbar.» Konrad, einst im Kader von Jelmoli tätig und ab 1988 in Diensten von Müller-Imhoof respektive Billerbeck, tat sich mit seinem deutschen Kollegen Friedrich Ermert zusammen.
Gemeinsam und mit Unterstützung der Banken eisten sie Billerbeck im vergangenen Jahr vom nordischen Imperium los und stellten die Firma wieder auf eigene Füsse. Dass die Banken mitgeholfen haben, wertet Konrad, der zusammen mit Ermert die Aktienmehrheit am Unternehmen hält, als Vertrauen in die Marke und deren Produkte. Heute beschäftigt die Billerbeck-Gruppe an den Standorten Fischbach-Göslikon, Kraichtal (Deutschland), Szeghalóm und Budapest (beide Ungarn) rund 500 Mitarbeiter. 70 davon arbeiten im Aargauer Reusstal, wo hauptsächlich mit Federn und Daunen gefüllte Duvets und Kissen hergestellt werden. Mit einem Anteil von 35% bei den Duvets ist Billerbeck Schweiz unangefochtener Leader im Inlandmarkt. Abnehmer sind hierzulande in erster Linie Warenhäuser (u.a. Globus), der Möbelfachhandel (u.a. Möbel Pfister) und Spezialgeschäfte.
Primär bekannt als Produzent von qualitativ hochstehender Bettware musste Billerbeck sich in den letzten Jahren vermehrt umorientieren. Aus einem einfachen Grund, wie Paul Konrad feststellt: «Früher, da gehörte zu einer anständigen Aussteuer auch eine gute Bettausstattung, heute jedoch ist es vielen Leuten schlicht egal, mit was sie sich zudecken. Hauptsache, es kostet nicht viel.» So vollführt der Aargauer Kissen- und Duvetspezialist mittlerweilen den Spagat zwischen exklusiven Premiumprodukten und kostengünstiger No-Name-Ware. «Allerdings», und auf diese Feststellung legt der Billerbeck-Chef grossen Wert, «auch die günstigen Decken und Kissen sind von hoher Qualität, etwas anderes können wir uns gar nicht leisten.» Das Billigstsegment überlässt Konrad lieber der ausländischen Konkurrenz, die immer häufiger und mit immer tieferen Preisen auf den Schweizer Markt drängt. «Wir haben stets versucht, unsere Bettwaren mit einem Mehrwert zu versehen, und an diesem Grundsatz halten wir auch in der momentan nicht ganz einfachen Zeit fest.» Qualität, davon ist Konrad überzeugt, setzt sich letztendlich eben doch durch.
Ideale Schlafkultur
Rund 175000 Duvets werden in Fischbach-Göslikon jährlich gefertigt. In einer Decke der Masse 160 auf 210 cm stecken Federchen (10%) und Daunen (90%) von 60 Gänsen oder Enten. Eine qualitativ gute Decke ist im Stande, Schutz vor Kälte zu bieten und die Wärme zu absorbieren. Immerhin, pro Nacht gibt der Mensch bis zu einen halben Liter Feuchtigkeit an sein Nachtlager ab.
Dass die ideale Schlafkultur ihren Preis hat, liegt auf der Hand. Mindestens 600 Fr. müssen für ein gutes Duvet mit Daunen veranschlagt werden, fürs weiche und dennoch stützende Kissen noch einmal 100 Fr. Da mag im Geschäft manch Kaufinterressent zusammenzucken, das weiss auch Paul Konrad. «Wenn man aber bedenkt, dass eine Decke eine Lebensdauer von zehn Jahren aufweist und wir jede Nacht sieben Stunden im Bett liegen, dann lohnt sich eine solche Investition ganz bestimmt», entgegnet er allfälligen Einwänden.
Wertvoller als Gold
Dass es darüber hinaus wirklich exklusiv geht, belegt der 55-Jährige mit dem Modell Dauny der Luxusdecke aus dem Hause Billerbeck. Das seidige Duvet ist gefüllt mit den Daunen der isländischen Eiderente. Das federleichte Füllmaterial stammt aus verlassenen Nestern, wird von Hand geerntet und weiterverarbeitet. Die jährliche Ernte reicht gerade mal für ein bescheidenes Kontingent von 250 Duvets. Entsprechend stolz ist auch der Preis: 4500 Fr. kostet so eine kuschelige Decke. Dafür lässt sie ihre Besitzer schlafend selbst Polarstürmen trotzen. Wenn denn die Angst, das teure Teil könnte einem im Schlaf abhanden kommen, selbigen nicht raubt.
Firmen-Profil
Name: Billerbeck Schweiz AG, Brühlmattenstrasse 10, Fischbach-Göslikon, 056 619 54 00
Gründung: 1922 als Bettwarenfabrik Müller-Imhoof.
Geschäftsleitung: Paul Konrad, Geschäftsführer und Mehrheitsaktionär
Umsatz: 28 Mio Fr. (80 Mio Fr. die gesamte Gruppe)
Beschäftigte: 70 in der Schweiz (500 in der Gesamtgruppe)
Produkte: Duvets und Kissen
Kunden: Ausgewählte Fachgeschäfte sowie Grosskunden wie Globus und Möbel Pfister
Internet: www.billerbeck.ch