Interessante Entwicklung beim Zürcher Fintech Neon. Nachdem die britische Kreditkartenfirma Revolut vergangenes Jahr unter anderem dank ihren im Branchenvergleich günstigen Wechselkursen angeblich 170'000 neue Schweizer Kunden gewonnen hat, zieht Neon nun nach und verspricht – als erster Schweizer Anbieter – praktisch margenfreie Fremdwährungskonditionen für Einkäufe mit der Kreditkarte.

Künftig komme im Auslandeinsatz der Neon Mastercard nur noch der Interbanken-Kurs von Mastercard zum Einsatz, versprich Marketing-Chef Julius Kirscheneder. Auf Ausland-Zuschläge oder eigene Margen im Wechselkurs verzichte man ganz. Damit stehe Neon gar besser da als die britische Konkurrentin, zeigt er sich sicher. Eingeführt werde die Änderung per sofort.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Für die Kunden bedeutet das einen praktisch margenfreien Devisenkurs. Am Sonntag (19. Januar 2020) lag der Verkaufs-Kurs von Mastercard für Euro knapp 0,2 Prozent über dem Devisen-Mittelkurs. 

Kunden zeigten sich kritisch gegenüber Zusatzgebühren

Erst plante die Bank wohl, ein margenfreies Produkt als Premiumangebot gegen eine Jahresgebühr zu lancieren, führte sie doch in den letzten Wochen eine entsprechende Befragung unter den Kunden durch. Ein Fünftel der Kunden habe durchaus Bereitschaft für einen solchen Aufpreis signalisiert, sagt Kirscheneder. Der Rest habe aber klar gemacht, dass man im Falle einer Gebühr auf günstigere Konkurrenten ausweichen würde.

Die Bank Cler hat für ihr Handy-Konto «Zak» vor zwei Wochen ein solches Premium-Angebot lanciert. Wer den Aufpreis von monatlich 8 Franken für das Kontomodell «Zak plus» bezahlt, erhält im Vergleich zu den Basiskunden bessere Konditionen beim Karteneinsatz im Ausland.

Dass Schweizer Banken im Ausland hohe Margen auf den Wechselkursen generieren, zeigte ein Test der «Handelszeitung», der vor einem Jahr durchgeführt wurde. Teilweise lagen die von den Banken verrechneten Kurse mehr als vier Prozent über einem margenfreien Wechselkurs. Der von Neon verwendete Kurs war nur bedingt vergleichbar, da Neon damals erst eine Maestro-Debitkarte, jedoch noch keine Kreditkarte mit Mastercard- oder Visa-Label im Angebot hatte. 

Einnahmen dank Interchange-Abgabe

Neon verspricht sich vom Karteneinsatz der Kunden auch nach der Gebührensenkung noch einen Gewinn. Über die so genannte Interchange-Abgabe erhalten Kartenherausgeber wie Neon nämlich einen Teil der Gebühren, die Händler und Restaurants beim Karteneinsatz bezahlen. Und wird die Karte im Ausland verwendet, ist diese Gebühr höher. Sie kann dann bis zu einem Prozent des Umsatzes betragen. «Das ist ein klares Volumenspiel», sagt Kirscheneder. Wird die Karte oft eingesetzt, geht die Rechnung auf.

Und auf Volumen will – oder muss – Neon setzen, damit der Business-Plan mit einem kostenlosen Online-Bankkonto aufgeht. Die Benchmark sei Konkurrentin Revolut, sagt Kirscheneder. Die gab kürzlich an, 250'000 Kunden aus der Schweiz zu haben. «Bis Ende 2021 wollen die grösste Schweizer Nutzerbasis für Smartphone-basierte Kontomodelle haben», kündigt Kirschender an. Derzeit hat Neon rund 13'000 Kunden.

Testergebnisse vom Januar 2019: