Der Preisüberwacher wollte einen Bericht über die Margen für Bio-Produkte im Detailhandel veröffentlichen, aber wurde durch rechtliche Abklärungen daran gehindert. Darüber hat die Sendung 10vor10 vom Schweizer Fernsehen am Freitagabend berichtet.
Wahrscheinlich geht es bei den rechtlichen Abklärungen darum, ob der Preisüberwacher für den Markt überhaupt zuständig ist. Denn er kann nur eingreifen, wenn ein Markt von wenigen Unternehmen beherrscht wird, wenn ein Monopol besteht oder ein Kartell.
Der Preisüberwacher will zum Thema vorerst nichts mehr sagen. Die beiden grossen Detailhändler sagen wenig, aber doch genug. Coop sagte gegenüber 10vor10, dass man nicht gegen die Publikation sei. Migros sagt: «Wir standen mit dem Preisüberwacher in Kontakt.»
Hohe Marktanteile von Migros und Coop
Damit dürfte klar sein, woher der Wind weht. Klar ist auch, dass Migros und Coop im Detailhandel die mit Abstand grössten Unternehmen sind. Bei Biofleisch von Rindern und Kühen sollen sie einen Marktanteil von 68 Prozent haben, bei Schweinen 85 Prozent, bei Kälbern sogar bei über 90 Prozent. In der letzten Kategorie soll die Migros alleine einen Marktanteil von 53,7 Prozent haben. Das geht aus Zahlen vom Schweizer Tierschutz und von den Detailhändlern selber hervor.
Hohe Marktanteile eines Unternehmens können ein Hinweis auf eine Wettbewerbsbestimmende Position sein, aber es ist nicht zwingend so. Darum drehen sich jetzt wahrscheinlich die rechtliche Abklärungen.
Es ist also noch nicht klar, ob der Preisüberwacher mehr Transparenz bei den Bio-Produkten schaffen werden darf. Eine entsprechende Anfrage nach mehr Transparenz hatte der Bundesrat im Jahr 2017 abgelehnt. In der Begründung schreibt er, es gebe bereits genug Transparenz.
Bundesrat sieht kein Grund für mehr Transparenz
Zudem zeige sich, so der Bundesrat damals, dass Bioprodukte nicht nur in der Primärproduktion teurer seien, sondern entlang der gesamten Wertschöpfungskette höhere Kosten verursachten (aufgrund von Warentrennung, Rückverfolgbarkeit, Kontrollen, Mitarbeiterschulung, Marketing).
Zudem schreibt der Bundesrat: «Die Publikation detaillierter Unternehmensdaten würde Rückschlüsse auf einzelne Unternehmen erlauben und deren Geschäftsgeheimnis tangieren. Die Publikation vertraulicher, firmenspezifischer Unternehmensdaten wie beispielsweise der Margen, die Unternehmen mit Bioprodukten erwirtschaften, birgt das Risiko einer wettbewerbsbeschränkenden Wirkung und ist deshalb nicht zu empfehlen.»
Menschen in der Schweiz geben 460 Franken pro Jahr und Kopf für Bio-Lebensmittel aus
Wie gross der Bio-Markt in der Schweiz ist, zeigen Zahlen vom Dachverband Bio Suisse. Demgemäss wurden im Jahr 2021 rund vier Milliarden Franken mit Bioprodukten umgesetzt. Umgerechnet pro Kopf sind das 460 Franken pro Jahr. Am beliebtesten unter den Bio-Lebensmitteln sind Eier mit einem Marktanteil von 29 Prozent, gefolgt von Brot mit 26 Prozent und Gemüse mit 24 Prozent.
In einer Umfrage der Handelszeitung ist eine Mehrheit bisher bereit, mehr für Bioprodukte zu bezahlen. Allerdings schreibt die Leserin oder der Leser M. Sobol im einem Kommentar dazu: «Grundsätzlich sind wir bereit mehr zu bezahlen. Aber auch das hat eine gewisse Obergrenze, die sich so leicht nicht definieren will.»
In einer Umfrage der Handelszeitung ist eine Mehrheit bereit, mehr für Bioprodukte zu bezahlen.