Die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld hat ihre Tore geöffnet. Doch dieses Jahr ist vieles anderes. Denn ein Hauptthema unter den Besuchern und Experten sind intelligente Uhren. Viele stellen sich die Frage: Sind Smartwatches eine Bedrohung für die traditionellen Schweizer Uhrenmarken? Eines ist sicher: Die Branche ist nervös.
Tatsächlich sieht Jean-Claude Biver, VR-Präsident der Schweizer Uhrenmarke Hublot und der Uhrensparte des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH, eine Gefahr für Zeitmesser im tieferen Preissegment. «Im Schnitt kosten Smartwatches zwischen 500 und 1000 Dollar, egal ob von Apple, Sony, LG oder Samsung. Auf diesem Preisniveau gibt es sicherlich eine Bedrohung für die traditionelle Uhrenbranche», sagt er an der Baselworld gegenüber dem TV-Sender «CNBC»
«Ein Stück Ewigkeit»
Dennoch sieht er die Schweizer Uhrenbranche nicht gänzlich in Gefahr. Denn: «Auf dem höheren Preislevel ab 3000 Dollar gibt es eine völlig andere Uhr zu haben: Nämlich ein Stück Ewigkeit», sagt Biver. Ein solcher Zeitmesser ab 3000 oder 5000 Dollar Uhr halte für immer. «Sogar ihre Kinder oder Enkel werden die noch tragen können.» Daher ist für Biver klar: «Dieser Teil der Schweizer Uhrenindustrie wird nicht unter den Smartwatches leiden.»
Letztlich seien Smartwatches nur komplementäre Uhren. Es sei das Gleiche, wie wenn man vor der Wahl stünde, ein intelligentes Auto oder einen Mercedes 600S zu kaufen. «Die konkurrieren nicht miteinander, sie ergänzen sich aber.» Eine Bedrohung sehe er daher mit Sicherheit nur im tiefen Preissegment, sagt Biver gegenüber «CNBC».
Schweizer Uhrenindustrie gibt sich kämpferisch
Doch die hiesige Branche würde sich auch in diesem Segment nicht einfach geschlagen geben. Sie reagiere bereits auf den Boom mit intelligenten Uhren. «Es gibt im tieferen Segment schon Smartwatches von 12 Marken.»
Auch die zu LVMH gehörende Schweizer Uhrenmarke Tag Heuer mit Sitz in La Chaux-de-Fonds gibt sich kämpferisch. An der Baselworld kündigte sie zusammen mit dem Internetriesen Google und dem Computerchip-Produzenten Intel eine Kooperation an. «Tag Heuer wird in Zusammenarbeit mit den US-Konzernen im Oktober oder November eine Smartwatch vorstellen», so Biver. «Das zeigt, wie dynamisch und reaktiv diese Industrie ist.» Laut einer Mitteilung wollen die drei Unternehmen ein Luxusprodukt herstellen, welches das Know-How aus dem kalifornischen Silicon Valley mit jenem aus dem neuenburgischen Watch Valley zusammenbringt.
«Wir werden mit dem Franken fertig»
Ebenfalls keine Angst hat Jean-Claude Biver vor dem erstarkten Franken. «Ich denke, dass wir wissen, wie wir mit dem Franken fertig werden.» Als er vor 40 Jahren in der Branche angefangen habe, da kostete ein Dollar vier Franken. «Heute ist ein Dollar weniger als ein Franken und wir verkaufen noch immer Uhren in Amerika.» Die Eidgenossen seien mit einem starken Franken aufgewachsen. «Seit dem Zweiten Weltkrieg hat die Schweiz hat eine starke Währung», sagt Biver.