Die zusätzlichen Sicherheitsmassnahmen für das Atomkraftwerk Mühleberg kosten den bernischen Energiekonzern BKW mehr als wie bisher angegeben 170 Millionen Franken. Die Mühleberg-Betreiberin verschiebt deshalb den Entscheid zur Nachrüstung um ein halbes Jahr.

Erst Ende 2013 werde die BKW beurteilen können, ob die geplanten Nachrüstungen wirtschaftlich seien. Erst dann werde sie darum auch entscheiden können, ob die Massnahmen umgesetzt würden. Das teilte die BKW am Abend mit. Sie hat laut der Mitteilung den Kanton Bern und die Aufsichtsbehörden über die Verzögerung informiert.

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Die Nachrüstungen gemäss dem im August beim Bund eingereichten Instandhaltungskonzept sind für die BKW die Bedingung, um das Mühleberger Atomkraftwerk über Mitte 2013 hinaus weiterbetreiben zu können.

Denn das Bundesverwaltungsgericht hatte im vergangenen März entschieden, wegen Sicherheitsbedenken dürfe Mühleberg nur bis zu diesem Zeitpunkt laufen. Es sei denn, die BKW reiche eben ein umfassendes Instandhaltungskonzept ein. Gegen diesen Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts haben sowohl BKW als auch Bund Beschwerde beim Bundesgericht eingereicht.

Erste Offerten liegen vor

Dass die Kosten für die Nachrüstungen 170 Millionen Franken übersteigen, leitet die BKW aus ersten Richtofferten für die Systeme ab, welche sie neu installieren will. Es geht beispielsweise um sechs neue Zuganker zur Stabilisierung des rissigen Kernmantels.

Auch will die BKW von der Saane her eine neue Wasserleitung ziehen.

Dies für den Fall, dass die normale Kühlung durch Aarewasser ausfallen sollte. Auch ein alternatives Brennelement-Lagerbeckenkühlsystem ist geplant.

Als weiteren Grund für die Verzögerung nennt die BKW die beschriebene juristische Situation. Erst nach Vorliegen des Bundesgerichtsentscheids über die Befristung der Betriebsbewilligung werde klar sein, für welchen Zeitraum die Nachrüstmassnahmen zu planen seien. Auch sei noch nicht klar, welche Behörde abschliessend für die Beurteilung der Nachrüstmassnahmen zuständig sein werde.

Sprecher nennt keine Zahlen

BKW-Sprecher Antonio Sommavilla sagte heute auf Anfrage, wie stark sich die Kosten über die 170 Millionen Franken hinaus erhöhten, könne man noch nicht sagen. Die BKW halte weiterhin am Ziel fest, das Kernkraftwerk vor den Toren Berns bis 2022 weiterzubetreiben.

Auch verfolge die BKW weiter die Absicht, das Instandhaltungskonzept umzusetzen. Gegenwärtig sei auch die Wirtschaftlichkeit - also Rentabilität - des Kernkraftwerks Mühleberg vorhanden.

«Die Wirtschaftlichkeit des AKW Mühleberg steht auf der Kippe» - das schreibt die Umweltorganisation Greenpeace in einer Mitteilung vom Abend. Der vertagte Investitionsentscheid sei zudem ein «gravierendes Spiel mit dem Feuer». Auf der einen Seite gebe die BKW zu, dass die Sicherheit in Mühleberg verbessert werden müsse.

Anderseits schiebe die BKW Investitionen «einmal mehr» auf die lange Bank. Das bedeute, dass in Mühleberg ein weiteres volles Jahr die Sicherheit nicht gewährleistet sei. Die Aufsichtsbehörden müssten Mühleberg vom Netz nehmen.

(tno/awp/sda)