Die Krise beim Blackberry-Anbieter Research in Motion (RIM) spitzt sich weiter zu. Das vergangene Quartal fiel mit einem Umsatzeinbruch und roten Zahlen erneut enttäuschend aus.
Der Umsatz brach um ein Viertel auf 4,19 Milliarden US-Dollar ein, wie das kanadische Unternehmen mitteilte. Unterm Strich gab es in dem Anfang März abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal einen Verlust von 125 Millionen Dollar nach 934 Millionen Dollar Gewinn ein Jahr zuvor.
Umsatz und Ergebnis fielen schlechter aus als am Markt erwartet. Die Aktie wurde nachbörslich zunächst vom Handel ausgesetzt und rauschte dann nach unten. Nach wenigen Minuten lag das Minus bei knapp 8 Prozent, dann erholte sich der Kurs wieder bis auf einen Abschlag von rund 2 Prozent.
Der aus Deutschland stammende neue Chef Thorsten Heins kündigte grosse Änderungen an. So zieht sich RIM weitgehend aus dem Privatkundengeschäft zurück. Stattdessen wolle man sich voll und ganz auf die Firmenkunden konzentrieren, teilte das kanadische Unternehmen mit.
«Wir wollen unseren Fokus wieder auf das Geschäft mit Firmenkunden legen, um dort von unserer Führungsposition zu profitieren», erklärte Heins bei der Präsentation des Quartalsergebnisses. Das Unternehmen könne keinen Erfolg haben, wenn es versuche, jedermanns Liebling zu sein und allen Alles zu geben.
Führungsriege scheint wenig begeistert
Der eigene Führungsriege scheint dieses Konzept des neuen deutschen Chefs nicht zu behagen. So haben mehrere hochrangige Manager dem Unternehmen zuletzt den Rücken gekehrt - darunter der ehemalige Co-Chef Jim Balsillie, der sich aus dem Direktorium zurückzog.
RIM kämpft schon seit einiger Zeit mit schweren Absatzproblemen. Heins soll das Steuer herumreissen. RIM prüft nach seinen Worten diverse «strategische Möglichkeiten» inklusive Partnerschaften und Gemeinschaftsunternehmen, hiess es.
Hoffen auf Betriebssystem Blackberry 10
RIM hatte lange den Trend zu Touchscreen-Handys ignoriert und sich an seine klassischen Modelle mit kleinem Bildschirm und kompletter Tastatur geklammert. Die Blackberrys waren einst vor allem bei Unternehmen und Behörden als mobile E-Mail-Geräte populär. Doch dann kamen Apples iPhone und Telefone mit Googles Betriebssystem Android und der RIM-Marktanteil ging auf Talfahrt. Der Absatz fiel jetzt allein im Vergleich zum Vorquartal um 21 Prozent auf 11,1 Millionen Geräte.
Heins hofft weiterhin auf das nächste Betriebssystem Blackberry 10, das nach mehreren Verzögerungen nun bis Ende des Jahres erscheinen soll. Im Mai sollen erste Prototypen präsentiert werden.
500'000 Playbook-Tablets ausgeliefert
Heins will die Stärke im Unternehmensgeschäft wiedergewinnen und verwies auf eine weiterhin wachsende Basis von 77 Millionen Blackberry-Kunden. Er will auch verstärkt auf günstige Modelle setzen und Angebote für den Verbrauchermarkt zurückfahren. Heins, der 2007 aus der früheren Kommunikationssparte von Siemens zu RIM kam, merkte zugleich an, dass er erst seit zehn Wochen auf dem Chefposten sei.
RIM lieferte in dem Quartal 500'000 seiner Playbook-Tablets aus. Zum Vergleich: Apple verkaufte in seinem vergangenen Geschäftsquartal bis Ende Dezember 15,4 Millionen iPads. Eine hohe Abschreibung auf die Playbook-Lagerbestände hatte RIM einmal bereits die Zwischenbilanz vermiest.
(tno/laf/sda/awp)