Bis heute gab es in Europa lediglich eine grenzübergreifende Börsenfusion, als sich die Börsen von Paris, Amsterdam und Brüssel vor fast fünf Jahren zur EuroNext zusammenschlossen. Aktuelle Konsolidierungsversuche sind einerseits der Vorschlag der US-Technologiebörse Nasdaq, die Londoner Stock Exchange (LSE) zu übernehmen, andererseits sind Vertreter der EuroNext «offen für kreative Lösungen zur Überwindung bestehender Differenzen bei einem etwaigen Zusammengehen mit der Deutschen Börse», wie es letzte Woche in einer Verlautbarung hiess. Und die SWX? Laut ihrem Sprecher Werner Vogt ist eine Arbeitsgruppe gebildet worden, die jetzt alle Grundlagen für eine Entscheidungsfindung detailliert zusammenstellen soll. Laut Vogt soll dabei «auch das Synergiepotenzial geklärt werden». Grundsätzlich bestehen drei Möglichkeiten:
- Erstens könnte sie ihre Selbstständigkeit mit bestehenden Kooperationen fortsetzen. «Wir haben ja bereits mit der Deutschen Börse zwei sehr gut funktionierende Joint Ventures, bei denen wir kooperieren», sagt Vogt. «Einerseits die Derivatebörse Eurex, andererseits arbeiten wir zusätzlich mit dem Dow Jones bei den Indizes der Stoxx-Familie zusammen.» Ein Alleingang ist, so Vogt, damit «durchaus möglich».
- Eine zweite Variante ist eine Fusion mit einer grösseren Börse. «Der SWX-Verwaltungsrat hat allerdings bereits 2004 auf einen Annäherungsversuch der Deutschen Börse abschlägig reagiert», sagt Vogt.
- Eine dritte Möglichkeit besteht in der Bildung einer «Finanzplatzholding». Darunter versteht man hier den Zusammenschluss der Börse SWX mit SIS (SegalItersettle) und Telekurs zu einer Holding.
Technisch ist ein solcher Zusammenschluss zu bewerkstelligen, denn die Computer und Verarbeitungssysteme arbeiten bereits gut zusammen. Probleme könnten eher auf einer anderen Ebene entstehen. Denn ein solcher Schritt entspräche der Bildung eines neuen Silos. Die europäischen Aufsichtsbehörden haben heute viel gegen die Bildung solcher Silo-Strukturen, und eventuell muss die Deutsche Börse laut Beobachtern ihre eigene Silo-Struktur sogar aufbrechen.
Widerstand ist auch vom Handel und von Investmentbanken zu erwarten, wenn eine Börse auch noch das Clearing (Abwicklung) und Settlement (Erfüllung eines Abschlusses durch Geld oder Lieferung eines Wertes) unter ihrem Dach vereint. «Die UBS wünscht sich im Interesse ihrer Kunden einen effizienten und liquiden Kapitalmarkt», sagt Sprecherin Sabine Woessner, «es ist für den Finanzplatz Schweiz wichtig, dass der Handel mit Schweizer Titeln aus der Schweiz reguliert wird und dass die Daten unter schweizerischer Kontrolle sind.»
Die SWX sieht sich laut Vogt «nicht unter Zugzwang». Handlungsbedarf könnte es dann geben, wenn die Handelssysteme erneuert werden müssen. «Hier stellt sich die Frage, ob wir das besser alleine oder mit anderen zusammen machen», sagt Vogt, «aber für die nächsten fünf Jahre sind wir gut gerüstet.»