Wir haben den Entscheid zur Lancierung einer Penny-Kette in der Schweiz auf Ende Februar verschoben», sagt Alain Caparros, Mitglied der Rewe-Unternehmensleitung und Präsident des Verwaltungsrates der Bon appétit. Entschieden aber hat sich die deutsche Rewe-Handelsgruppe für ein Joint Venture mit Coop in der Gastronomieversorgung, namens Transgourmet Holding.
Coop zückt Finanzspritze
Rewe bringt in diese Ehe ihre zur Bon appétit gehörenden Firmen Prodega CC/Growa CC, Marktführer im Schweizer Abholgrosshandel, sowie die Belieferungsgrosshandelsfirmen Howeg und die französische Aldis Service Plus ein. Diese Unternehmen generierten 2004 einen Umsatz von 2,15 Mrd Fr.
Coop stiftet als Mitgift die Bell Gastro Service bei, den führenden Anbieter von Fleischwaren in der Gastronomie. Da diese aber nur 137 Mio Fr. umsetzt, hat Coop die Differenz zu seiner 50%-Beteiligung an Transgourmet dazugekauft. Die Kaufsumme will Coop-Chef Hansueli Loosli nicht verraten. Diese Finanzspritze kann aber der Belieferungsgrosshandel der Bon appétit gut gebrauchen, da Howeg in den letzten Jahren rote Zahlen geschrieben hat, wie Insider wissen.
Mit diesem Joint Venture hat Coop erstmals einen Fuss ins Ausland gesetzt und sich zudem ein neues Wachstumsfeld in der Schweiz eröffnet. Auf 7 Mrd Fr. wird der Schweizer Gastronomiemarkt geschätzt. Ein weiteres Mal hat sich Coop gegen Mitbewerber durchgesetzt. Bereits Waro hat Coop dem Rivalen Carrefour vor der Nase weggeschnappt. Die Einkaufstour (Waro, Epa, Transgourmet) scheint bei Coop kein Ende zu nehmen, obwohl der Detailhändler 2004 einen Umsatzrückgang von 2,8% auf 14,2 Mrd Fr. hinnehmen musste.
Neue Handels-Allianzen
«Wir haben natürlich mit allen möglichen Partnern gesprochen», erklärt Bon-appétit-Verwaltungsratspräsident Caparros. Auch Konkurrentin Migros zeigte sich interessiert, ist sie doch mit Scana bereits im Belieferungsgrosshandel tätig. Doch Coop scheint das beste Angebot offeriert zu haben und machte das Rennen.
Damit ergeben sich neue Allianzen im Handelsgeschäft der Schweiz. Bisher war Bon appétit mit seiner Discount-Kette Pick Pay auf Migros fixiert, da sie mit knapp der Hälfte ihrer Filialen beim orangen Riesen Mieterin ist. Dabei ist sie vielerorts vertraglich gebunden, keine Frischprodukte wie Gemüse, Obst oder Fleisch zu führen. Nun hat sich die deutsche Handelsgruppe Rewe mit Coop einen neuen starken Partner für die Gastronomieversorgung geholt, dieser kennt die Schweizer Verhältnisse besser als die Kölner Zentrale.
Innerhalb eines Monats hat die Rewe-Tochter gewaltig Dampf gemacht. Mitte Dezember hat Bon appétit sich von ihren Sorgenkindern, den Dorflädeli Primo und Visavis, getrennt und diese Franchiseverträge an Volg verkauft. Diese Woche hat die Wettbewerbskommission (Weko) die Übernahme akzeptiert, die Zustimmung der Weko zum Joint Venture Transgourmet steht noch aus.
Rewe ist mit Transgourmet eine Megafusion gelungen. Mit einer Discountkette Penny in der Schweiz würde Rewe neben Aldi und Lidl den Schweizer Handel noch mehr aufmischen.