Vor 50 Jahren wurden 90% der in der Schweiz verkauften Boote im Land selbst hergestellt, heute sind es noch 10%», resümiert Klaus Boesch, der mit seinem Bruder Urs am Zürichsee die gleichnamige Werft für den Bau von Motorbooten in der dritten Generation leitet. Heute leben nach Aussage von David Clavadetscher, dem Geschäftsführer des Schweizerischen Bootsbauer-Verbandes (SBV), hier zu Lande noch zwölf Werften vom Bootsbau. Sie produzieren zirka 350 Boote pro Jahr. Gebaut wird vom Ruderboot über schnittige Motor- und Segelboote bis zum America's Cupper, ja selbst Spitzenboote für den Leistungssport Rudern.

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Nur in Nischen läuft die Branche nicht auf Grund

Die in der Schweiz produzierenden Werften haben sich meist auf ein Marktsegment - Segel-, Motor- oder Fischerboote - spezialisiert. Nur noch gelegentlich bauen sie zumeist aus Ausbildungszwecken mit Lehrlingen Ruderboote aus Holz. Im Rahmen der angebotenen Bootstypen kann der Kunde Visionen und Sonderwünsche einbringen. Ausrüstungsvarianten sind meist mit überschaubaren Aufpreisen realisierbar. Es gibt aber auch Kunden, die ein Boot nach Mass bauen lassen und bereit sind, dafür tief(er) in die Tasche zu greifen. Sechsstellige Beträge sind hier schnell erreicht.

Die einzige Serienfertigung für Boote aus Holz betreibt in der Schweiz die Firma Boesch; sie produziert im Werk Sihlbrugg 35 bis 40 Motorboote pro Jahr. Davon werden zirka 50% ins Ausland exportiert. 35 Mitarbeiter sind bei Boesch mit dem Bau und dem Unterhalt der Boote beschäftigt.

Schweizer Aushängeschild Alinghi ist ob Vevey «geboren»

Die grösste Werft für den Bau von Segelbooten in der Schweiz ist der auf die Kompositbauweise spezialisierte Industriebetrieb Décision in Fenil-sur-Corsier oberhalb von Vevey. Bekannt wurde die Firma durch den Bau der America's Cupper für das Team Alinghi, mit dem die begehrte Segeltrophäe erstmals zurück nach Europa und dies erst noch in die Schweiz geholt werden konnte. Décision hat im vergangenen Jahr eine Serie neuer Hightech-Mehrrumpfboote vom Typ Décision 35 gebaut, die auf dem Genfersee als eigene Klasse den Challenge Ferrier Lullin segeln und an weiteren Wettfahrten teilnehmen.

Verschiedene Werften haben ihr Know-how im Laufe der Zeit in einem Spezialgebiet perfektioniert und ihr Angebot darauf abgestimmt. Dazu zählen Rolf Hächler aus Oberhofen und Christof Wilke aus Leissigen. Wilke hat aufgrund seiner Erfahrung mit dem Bau von Epoxy-Composite-Schiffen 1993 eine erste Bestellung für einen 5.5er-Rumpf erhalten. In diesem Frühling werden die Baunummern 20 und 21 ausgeliefert. In drei Abteilungen werden Boote gebaut, Servicearbeiten ausgeführt und in der Composite-Carbon-Fertigung die weltbesten Masten für das Einmannboot «Finn» gebaut.

Mit der Heinrich 11 m Classic hat die gleichnamige renommierte Holzbootwerft in Kreuzlingen eine Basis für den Semi-Custom-Bau von Segelbooten geschaffen, bei dem die Kunden die definitive Ausführung im Rahmen der Konstruktionsbedingungen mitgestalten können. Derselben Werft ist mit dem Tender 06 ein weiterer Wurf gelungen, der durch die klassischen amerikanischen Speedboote der 20er und 30er Jahre inspiriert worden ist.

Thoma Boote vom Walensee, ursprünglich für den Sportfischer konzipiert, eignen sich auch für den Wassersport und sind bis zum Modell 680 gewachsen, das auch schon an Küstengewässer verkauft wurde. 30 bis 40 Boote werden jährlich gebaut, davon gehen 20% in den Export.

Fischerboote werden von der Abegglen Werft in Iseltwald am Brienzersee gebaut, die erstmals einen Prototypen mit Stehhöhe in der Kabine für den Genfersee präsentiert hat.

Die hohe Schule der traditionellen Bootsbaukunst pflegt in der Schweiz Claudio Pedrazzini, der in der dritten Generation die bald 100-jährige Familientradition bewahrt und Runabouts baut, die vom Pioniergeist seiner Vorfahren Augusto und Ferruccio Pedrazzini geprägt sind italienisches Design und Schweizer Präzision.

Weitere Werften bauen Bootsträume nach Kundenwunsch. Vom adaptierbaren Standardkonzept bis zum Eigenbau nach Plänen, die sich der Kunde von einem Konstruktionsbüro hat zeichnen lassen. Marcel Lehmann von der Aarewerft in Solothurn baut Arbeitsboote in der Schweiz, setzt aber für die internatonalen Märkte vermehrt auf seine Produktionsstandorte in Rumänien und in Thailand.

Internationale Ehre für eine Schweizer Jacht

Erstmals wurde eine in der Schweiz konzipierte Segeljacht, die Esse 850, von einem Gremium aus elf bekannten Segelzeitschriften zur «Jacht des Jahres bis 10 Meter» gekürt. Der Rumpf wird zwar in Italien gebaut, Ausbau und Fertigstellung erfolgen jedoch in der Werkstätte des Initianten Josef Schuchter in Stäfa.