Der Schweizer Uhren- und Schmuckhandel wird das laufende Jahr mit glanzvollen Resultaten abschliessen. Für 2008 dagegen zeigen sich führende Schweizer Anbieter skeptisch. Adelbert Bütler, CEO des Branchenleaders Bucherer, sorgt sich vor möglichen Auswirkungen der Immobilienkrise und den Rezessionsängsten in den USA. Das Dollar-Rekordtief zum Franken sei schon heute ein Problem. «Für Dollar-Touristen werden unsere Preise höher», klagt Bütler.

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Sorgenvoll äussert sich auch Gübelin-CEO Thomas Gübelin,der mit seinen Standorten in Luzern, St. Moritz, Lugano oder Genf stark vom Fremdenverkehr abhängig ist. «Viele chinesische Touristen könnten die Schweiz wegen der Fuss-ball-Europameisterschaft mei-den», befürchtet er. Die wegen des Rohstoffbooms teilweise erfolgten Preiserhöhungen, vor allem für Goldschmuck, haben die Kundschaft dagegen kaum beeindruckt. Sein Umsatzwachstum im zweistelligen Prozentbereich begründet Gübelin je zur Hälfte mit mehr Kundschaft und höheren Stückpreisen. Bucherer-CEO Bütler erwartet erst in den kommenden Jahren Preiserhöhungen. Er glaubt aber nicht, dass sie zwingend mehr Umsatz bringen müssen.

2007 wird glanzvolles Jahr

Das laufende Jahr dagegen beschert der Branche einmal mehr ausgezeichnete Geschäftsabschlüsse. Bei Marktführer Bucherer, der den Umsatz in 27 Filialen mit 1100 Angestellten bereits 2006 um klar über 10% steigern konnte, resultiert auch 2007 ein «zweistelliges Plus». Bucherer wird einen geschätzten Umsatz von gegen 500 Mio Fr. erzielen und damit fast das Niveau von 2000 erreichen. Von der Lust auf Luxus profitieren auch die Mitbewerber von Bucherer. Beim Luzerner Konkurrenten Gübelin haben die Verkäufe ebenfalls zweistellig zugelegt, wie CEO Gübelin bestätigt. Wie Bütler nennt er das Geschäft mit Luxusuhren als wichtigsten Wachstumstreiber. Aber auch beim Schmuck läuft es gut. Mit Ketten, Colliers, Armbändern und Fingerringen hat Gübelin den Umsatz um gegen 15% erhöht. Positiv äussert sich auch die Nummer zwei der Branche, Christ Uhren + Schmuck aus Winterthur. Die zum Coop-Konzern gehörende Kette mit 82 Filialen hat 2006 rund 95 Mio Fr. umgesetzt und wird in diesem Jahr die Grenze von 100 Mio Fr. knacken. CEO Daniel Stucker verspricht ein zweistelliges Wachstum. Das Resultat dürfte durch das Weihnachtsgeschäft, das in der Branche 20 bis 25% des Jahresumsatzes abwerfen kann, noch aufgebessert werden. Positiv äussert sich Stucker auch im Hinblick auf das Jahr 2008 (siehe «Nachgefragt»).

Swatch Group will mitmischen

Die hohen Wachstumsraten locken neue Konkurrenten wie die Swatch Group an: Spätestens nach dem Schulterschluss mit US-Luxusgüterkonzern Tiffany wird klar, dass der Uhrenkonzern zunehmend in der Welt der Juwelen und des Schmucks mitmischen will.Das weltweite Marktpotenzial für Schmuck wird auf 168 Mrd Fr. geschätzt. Zum Vergleich: Mit Uhren werden jährlich «nur» rund 25 Mrd Dollar umgesetzt. In der Schweiz beträgt das Gesamtmarktvolumen 2007 geschätzte 2,5 Mrd Fr., Uhren und Schmuck tragen je 50% bei. Die Basis für ihren Erfolg haben Bucherer & Co. unter dem Jahr gelegt und dabei wesentlich vom Tourismusboom profitiert. Die überdurchschnittlichen Ergebnisse in den Bucherer-Filialen Genf, Luzern und Interlaken, wo Massen von kauffreudigen Gäs- ten verkehren, sind Beleg dafür. Thomas Gübelin sieht im Tourismus, besonders aus China, noch ein grosses Potenzial. Um dieses zu nutzen, rät er etwa den Luzerner Hoteliers, noch stärker auf Kundenwünsche einzugehen.Trotz der grossen Nachfrage durch ausländische Gäste sind die Händler nicht nur vom Tourismus abhängig. Auch der Binnenmarkt hat seinen Teil zum Wachstum beigetragen. «Mehr als ein Drittel unseres Gesamtumsatzes erzielen wir mit Schweizer Kundschaft», sagt Adelbert Bütler von Bucherer. Im Schmucksegment liegt die Quote sogar bei über 75%. Die Kunden seien grundsätzlich bereit, tiefer in die Tasche zu greifen, bemerkt Thomas Gübelin. Statt ein paar 100 werden schnell ein paar 1000 Fr. ausgegeben. Auch wenn künftig eine Verlangsamung des Wachstums wahrscheinlich ist, nutzen die Schmuckhändler den aktuellen Boom für Expansionen. Neben Tiffany und der Swatch Group ist Cartier, die zum Richemont-Konzern gehört, jüngst mit Filialen in China und Russland eingestiegen. Und Bucherer hat im Frühjahr die vier René-Kern-Juweliergeschäfte in Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf und Berlin gekauft.

NACHGEFRAGT 

«Im Markt gibt es verschiedene Unsicherheiten»

D

aniel Stucker, CEO Christ Uhren + Schmuck

Die Schmuckbranche boomt. Wie nachhaltig ist dieser Trend?

Daniel Stucker: Die Entwicklung ist an das allgemeine Wirtschaftswachstum gekoppelt. Obwohl im Markt Unsicherheiten herrschen wegen der Hypothekarkrise, Dollarkurs-, Energiekosten- und Rohstoffpreisentwicklung, wird 2008 mit einer stabilen Wirtschaftslage gerechnet. Ich denke, wir wachsen im nächsten Jahr erneut überdurchschnittlich.

Warum drücken Preiserhöhungen kaum auf die Nachfrage?

Stucker: Schmuckstücke sind mit Emotionen verbunden. Um eine Freude zu bereiten oder eine spezielle Botschaft zu übermitteln, ist man bereit, mehr Geld auszugeben. Es gibt aber auch Kunden, die Preise vergleichen. Haben Sie in ihrer halbjährigen Amtszeit Massnahmen für mehr Wachstum getroffen?Daniel Stucker: Wir haben ein neues Ladenbaukonzept entwickelt und mit dem Umbau unserer Geschäfte begonnen. 20 Filialen sind heute umgebaut, bis Ende 2008 sollen 45 Filialen im neuen Look erscheinen. Parallel zum Umbau optimie- ren wir unsere Sortimente und werden sie attraktiver präsentieren.

Wie reagieren die Kunden?

Stucker: Die Umsatzentwicklung zeigt, dass unsere Kunden die Massnahmen begrüssen. Wir haben in allen Filialen, aber vor allem in den neuen, ein starkes Wachstum. Unsere Initiativen und Investitionen werden auch von unseren Geschäftspartnern begrüsst , mit denen wir die Zusammenarbeit weiter ausbauen.

Wie stark hängt Ihr Geschäft vom Tourismus ab?

Stucker: Der Tourismus hat für uns wie für die gesamte Branche eine grosse Bedeutung. Insbesondere Uhren werden stark von unseren ausländischen Gästen nachgefragt. Wir haben deshalb hier Projekte gestartet, um gezielt diese Kundensegmente anzusprechen.

Welche Marken werden 2008 die Renner sein?

Stucker: Im Schmuckbereich boomt Pandora. Die Kultmarke aus Dänemark animiert zum Sammeln und Ergänzen von Armbändern und verzeichnet ein sehr grosses Wachstum. Ungebremst stark ist auch die Nachfrage im klassischen Echtschmuckbereich. Dabei stellen wir fest, dass Gelbgold und Farbsteine wieder an Attraktivität gewinnen. Bei den Uhren sind die bekannten grossen Marken weiterhin beliebt. Zudem sehen wir, dass der Trend zu mechanischen Uhren anhält.