Studs Terkel ist 92 Jahre alt. Er hat es noch nicht aufgegeben, an eine bessere Welt zu glauben. Und daran, dass es viele andere Menschen gibt, die diesen Glauben mit ihm teilen. In seinem neusten Buch porträtiert er Amerikaner mit «politischem Engagement in schwieriger Zeit». Das ergibt für uns Europäer so etwas wie das Bild eines anderen Amerika. Ein anrührendes und anregendes Buch.
Zum anderen Amerika gehört auch Studs Terkel selbst, wofür er in den McCarthy-Jahren mit einem Berufsverbot büsste. Terkel war zeit seines Berufslebens ein begnadeter Interviewer. Während 44 Jahren moderierte er täglich seine einstündige Radiosendung «The Studs Terkel Show». Und er publizierte ein Dutzend Interviewbände, in denen er die Geschichte von unten her darstellte. In «Hard Times» (1970) berichten ganz normale Menschen, wie sie die grosse Depression erlebten, in «Working» (1974) wurde der Arbeitsalltag der Menschen lebendig, in «The Good War» (1984) berichteten Zeitzeugen über ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg. Für dieses Buch bekam er den Pulitzerpreis. Mit seinen Interviewbüchern gehört Studs Terkel zu den Mitbegründern der «oral history», der mündlich überlieferten Geschichtsschreibung.
«Die Hoffnung stirbt zuletzt» zeigt Menschen aller Altersgruppen und unterschiedlichster Herkunft, die gegen den Strom schwimmen, die konsequent nach ihren Überzeugungen leben, auch wenn sie sich damit nicht sonderlich beliebt machen. Kämpferinnen und Kämpfer eben, Gewerkschaftler, Friedensbewegte, Antirassisten, Immigranten – aber auch der grosse Ökonom John Kenneth Galbraith, der noch vier Jahre älter ist als Terkel und sich damit abfindet, dass es «in meinem Alter keine uneingeschränkten Zukunftshoffnungen mehr gibt».
Wohl aber für andere, für die Menschen, die durchs Leben strampeln und denen gar nichts anderes übrig bleibt, als auf die Zukunft zu hoffen. Denn, so zitiert Studs Terkel einen Obdachlosenanwalt: «Hoffnungslosigkeit ist ein Luxus, den sich nur die Reichen leisten können.»
Studs Terkel: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Verlag Antje Kunstmann, München, 312 Seiten, Fr. 38.60