«Rede gut, alles gut!» der gar simple Titel dieses Rhetorikratgebers sollte einen nicht vom Lesen abhalten. Denn der routinierte Redner Werner Lauff er war unter anderem Redenschreiber im Deutschen Bundestag hat zum Thema Reden wirklich etwas zu sagen. Und er schreibt ebenso süffig wie er Reden hält. Das lässt das Buch auch als Bettlektüre in Frage kommen sofern Sie die Inhalte am nächsten Morgen noch wissen.

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Alles andere wäre schade, enthält das Buch doch unzählige wertvolle und umsetzbare Tipps für das Gestalten und Halten von Reden und Vorträgen. Zudem hat Werner Lauff seinem Ratgeber zwei Ingredienzen beigemischt, die das Lesen zum Vergnügen machen: Humor und selbst erlebte Geschichten rund ums Referieren.

Das Buch ist lustvoll geschrieben, was dem erklärten Ziel des Autors entspricht: Dass die Leser sich künftig nicht mehr davor fürchten, eine Rede zu halten, sondern sich auf dieses Ereignis freuen. Eine Rede hat nämlich laut Lauff nur positive Auswirkungen: Sie führe zu grösserer Selbstsicherheit, einem höheren Bekanntheitsgrad und fördere damit die eigene Karriere.

Stressfaktoren minimieren

Besonders sympathisch an Lauffs Ratschlägen: Er verlangt von einem eloquenten Redner keineswegs, dass er seine Rede ganz frei hält oder mit einigen wenigen Stichworten, die bei einem Blackout die Eselsbrücke auch nicht zu schlagen vermögen. «Verwenden Sie ein Manuskript!» fordert der Autor und löst damit beim Leser erleichtertes Nicken aus. Alle anderen Umstände einer Rede tragen schliesslich schon genug zum hohen Adrenalinpegel am Tag X bei.

Äusserst nachvollziehbar ist Lauffs Rhetorikratgeber dank seiner chronologischen Gliederung. Die drei Hauptkapitel «Vor der Rede», «Die Rede» und «Nach der Rede» führen den Leser vom Notieren der ersten Gedanken über die Erkundung des Tagungsortes bis an den wertvollen Public Relations in eigener Sache nach dem grossen Tag.

Lauff bleibt in seinen Schilderungen ganz pragmatisch: «DIN A4-Blätter lassen Ihr Manuskript riesig erscheinen. Verwenden Sie stattdessen unlinierte DIN A5-Karteikarten, die Sie quer bedrucken.» Nützliche Hinweise gibt Lauff auch für den Umgang mit den Medien, als einem wichtigen Zielpublikum von Reden. Viele Tipps mögen selbstverständlich und banal wirken sie alle in einem Buch zusammengefasst nachlesen zu können, ist dennoch hilfreich.

Sorgfalt am Tagungsort

Oft stecken die eigentlichen Tücken beim Redenhalten nicht in der Rede an sich, sondern in den Details rund um das Ereignis. Lauff illustriert an einigen Episoden, dass beispielsweise der Vorbereitung nicht genug Sorgfalt beigemessen werden kann denn: «Was schief gehen kann, geht schief.» Besonders nett liest sich die Anekdote vom verloren gegangenen Konferenzmaterial. Die Veranstalter hatten Tagungsmappen, Blöcke, Stifte und Namensschilder per Kurier ins Tagungshotel liefern lassen. Doch am Ort des Geschehens war das Material nicht auffindbar. Die Konferenz zum Thema «Obst und Gemüse» hatte bereits begonnen, als der Küchenchef des Hotels an der Rezeption zeterte, was denn die Kisten voller Mappen und Blöcke in seinem Kühlraum zu suchen hätten ...

Erheiternd auch die Geschichte vom zu spät kommenden Referenten aus den USA, der hastig seinen Laptop anschloss, um möglichst schnell mit seiner Rede beginnen zu können. «110 Volt only» hatte er dabei übersehen der Laptop verabschiedete sich mit einem Knall und einer kleinen Rauchwolke vom irdischen Dasein.

Dass Lauff ein wahrer Routinier ist, machen nicht nur seine detaillierten Schilderungen von Konferenzen und deren Vor- und Nachbereitungsarbeiten deutlich. Das Buch enthält auch unzählige Redeanfänge, -mittelteile und Schlussätze aus seiner Feder. Das wirkt ab und an etwas selbstverliebt und unkritisch. Hätte Lauff hier öfter andere Redner als positive Beispiele zitiert, gäbe es wirklich nichts auszusetzen an diesem unterhaltsamen Rhetorikratgeber.

Die Wertung

Anwendbarkeit: J

Lesefreude: J

Neuigkeitswert: K

Werner Lauff:

Rede gut, alles gut!

Was Sie über Rhetorik wissen müssen - und was nicht. 1. Auflage 2003; 220 Seiten; Redline Wirtschaft Direkt bestellen überFax 01/288 93 51 oder via buecher@handelszeitung.ch.