Die Zeichen sind untrüglich: Das Management hat den Kontakt zur Realität verloren. Nach jahrelangem Erfolg und Wachstum haben die Kollegen und Kolleginnen das Gefühl entwickelt, dass sie es können, dass niemand ihnen sagen muss, wie es geht. Zugegeben, zuletzt haben sich Fehler eingeschlichen, selbst Verluste. Aber das hat nur dazu geführt, dass eine Wagenburgmentalität entstanden ist. Was wissen die anderen schon?
Was man dann tut? Das, was man selbst für richtig empfindet. Was sonst? Auch wenn dabei ein paar Regeln gebogen werden müssen. Die Sache rechtfertigt das schon. Aus der Wagenburg wird auch nur noch spärlich kommuniziert.
Wer gemeint ist? Für einmal nicht nur das Topmanagement unserer Grossbank, sondern die Nationalbank, der Bundesrat und die Finma.
Alternativlos war ihr Handeln am Sonntagabend vielleicht schon. Das wissen wir nicht. Alternativlos wäre es aber vielleicht nicht gewesen, wenn sie rechtzeitig die Weichen gestellt hätten, um auch andere Optionen wählen zu können.
Landes-, Geld- und Regulierungspolitik findet manchmal notgedrungen besser im Dunkeln statt. Das heisst aber nicht, dass sie tun kann, was sie will, und schon gar nicht, dass sie willkürlich mit Notrecht die grundlegenden Regeln unseres Zusammenlebens ausser Kraft setzen können. Wir leben in einem Rechtsstaat. Wir leben in einer Demokratie.
Vielleicht waren die Entscheidungen vom Sonntag ja auch bei rechtzeitigem Handeln der richtige Weg. Warum das so sein soll, haben uns aber weder SNB noch Finma noch Bundesrat ausreichend erklärt.
Die öffentliche Reaktion zeigt, dass die nun schon wieder drohende Kommunikationsverweigerung uns nur auf den Weg des Vertrauensverlustes in unsere Institutionen führt. Das können wir in einer globalen Finanzkrise nicht wollen.
2 Kommentare
Einer der wenigen guten Kommentare zu den kaum durchschaubaren Vorgängen der letzten Tage. Persönlich habe ich bezüglich CS schon länger gehandelt und 95 Prozent meiner Aktien verkauft, Konten saldiert.
Für unsere Gesellschaft bleibt ein riesiger Schaden, der weit über das hinaus geht, was aktuell sichtbar ist.
Was sich hier vor unser aller Augen abspielt, ist der Super-Gau eines unfassbar toxischen Bankensystems. Es belohnt eine kurzfristig denkende, skrupellose und unfähige Manager-Gilde, die sich bestens darin auskennt, wie sie ihren persönlichen Vorteil nutzt und sich aus dem Staub in ihre Villa macht, wenn das Ausmass ihres toxischen Wirkens für alle sichtbar wird. Von Verantwortungsgefühl, Arbeitsethos, Ehre, Anständigkeit keine Spur.
Und wer zahlt einmal mehr die Zeche? Unschuldige Arbeitnehmende, die ihren Job verlieren, und enteignete Kleinaktionäre, denn diese können sich nicht wie die Grossaktionäre über kostspielige Gerichtsurteile schadlos halten. Eigentlich müsste ein Aufschrei den Entsetzens durch das Land gehen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Stattdessen wird diese faktische Enteignung von Aktionären und Risiko-Zwangsbeteiligung der Steuerzahlenden noch durch die verfilzte Politik legitimiert und wir werden für etwas in die Pflicht genommen, das wir nicht zu vertreten haben. Was für ein Anschlag auf das Vertrauen in Rechtstaat, Demokratie und Wirtschaft! Ein grauenhaftes Job-Killing wird in Kürze beginnen. Und der nächste Super-Super-Gau ist bereits abzusehen, weil die Spielregeln einmal mehr durch die Politik nicht geändert werden. Jede Wette: In spätestens 5 Jahren ist die UBS dran. Wie lange soll das noch so weiter gehen? Was braucht es denn noch, um diesen Machenschaften endlich einen Riegel zu schieben?