Der Bundesrat hat entschieden, Ruag International zu einem «Aerospace-Technologiekonzern» weiter zu entwickeln und mittelfristig vollständig zu privatisieren.
Damit folgt die Landesregierung diversen Anträgen der Ruag-Leitung. Ab Januar 2020 wird aus der Ruag Holding eine neue Beteiligungsgesellschaft mit zwei Subholdings:
- einerseits MRO Schweiz, die für die Armee tätig sein soll. Sie wird rund 2500 Menschen beschäftigen und Produktionsstandorte in der Schweiz haben;
- andererseits Ruag International für die übrigen Geschäftsbereiche. In diesem Unternehmen werden rund 6500 Angestellte arbeiten, davon zwei Drittel im Ausland.
Diese beiden Subholdings sollen separat geführt werden und mit getrennten Informatiksystemen arbeiten. Denn Ruag International soll am Ende vollständig privatisiert werden.
Ruag International an die Börse?
Bereits im Sommer hatte der Bundesrat bekanntgegeben, dass die für die Schweizer Armee tätigen Geschäftseinheiten von Ruag von den internationalen Bereichen getrennt werden sollen. Dadurch würden die Finanzflüsse und die Informatiksysteme der beiden Unternehmen getrennt und damit die Sicherheit erhöht, so das Argument.
Eine Privatisierung der internationalen Einheit wurde danach vom Ruag-Verwaltungsrat und Experten geprüft – offenbar mit positivem Ergebnis: Nun soll der Bundesbetrieb Ruag International innert etwa zwei Jahren in ein privates Luft- und Raumfahrt-Unternehmen verwandelt werden.
Cyber passt nicht
Wann und wie genau die Privatisierung über die Bühne geht, ist noch offen. Im Vordergrund steht für die Verantwortlichen ein Börsengang, «im Idealfall» im Jahr 2021. Alles werde aber «schrittweise» geschehen.
Zu Beginn werden unter Ruag International auch Unternehmensbereiche weitergeführt, die wegen der Vernetzung mit dem Ausland nicht in den Schweizer Teil überführt werden können, aber auch nicht zur neuen Einheit passen. Dazu gehören die Bereiche Cyber, MRO International und Ruag Ammotec. Für Simulation & Training wird ein Joint-Venture angestrebt.
Ammotec soll verkauft werden
Für diese Einheiten sucht der Bund Partner, «die für sie bessere Zukunftschancen bieten. Ein Beispiel ist die Munitionsdivision Ammotec: Sie soll verkauft werden. Der Bundesrat will den Verkauf aber an Auflagen knüpfen. So soll der Käufer am Standort Thun festhalten.
Der Bundesrat sieht «gute Chancen für den Verbleib von Ruag International in der Schweiz auch nach der Privatisierung». Dazu gehörten sowohl der Sitz der Gesellschaft als auch die Arbeitsplätze. Für die Ruag-Spitze ist aber klar, dass es früher oder später zu Restrukturierungen kommen wird.
MRO bleibt Bundessache
Nicht infrage kommt für den Bundesrat dagegen die Privatisierung der Holding sowie des Schweizer Teil der Ruag – also der MRO Schweiz. Der Bund will die für die Armee tätige Geschäftseinheit auch in Zukunft zu 100 Prozent beherrschen.
Zu ihren Aufgaben gehört etwa die Wartung von Armeematerial und beispielsweise die Instandhaltung der F/A-18-Flotte. Diese Aufgaben liegen derzeit von Ruag Defence und Ruag Aviation.
(sda | rap)