Richard Santulli dürfte der Nachfolger von Warren Buffett bei dessen Firma Berkshire Hathaway heissen. Santulli, ein Mathematiker und ehemaliger Investment-Banker, telefoniert täglich mit seinem Geschäftsfreund, dem Orakel von Omaha. An ihn hat Santulli 1998 sein Unternehmen NetJets für 725 Millionen Dollar verkauft und ist als Manager geblieben. In den USA ist NetJets die Nummer eins im Markt der Geschäftsfliegerei: Rund 400 Flugzeuge 13 verschiedener Typen fliegen durch den US-Himmel. Und wenn in Europa Santullis Statthalter, Mark Booth, einmal einen Engpass hat, «dann schicke ich Mark ein paar Stück unserer Flotte», sagt Santulli.
Am Abend vor dem Gespräch waren die beiden in Basel zur Voreröffnung der «Art Basel» eingeflogen. 15 Maschinen aus der NetJets-Flotte kamen aus den USA angeschwebt. Insgesamt sind während der «Art» 35 NetJets-Flieger auf dem EuroAirport parkiert
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Das Geschäft in Europa war für Santulli nicht immer so erfreulich wie in diesen Tagen. 1996 in Europa gestartet, wollte das, was in den USA so gut angelaufen war, einfach nicht gelingen. Die europäischen Manager konnten der Privatfliegerei nichts abgewinnen. Zu sehr stand sie im Ruch, purer Luxus zu sein. Doch vor rund zwei Jahren habe der Wind gedreht, sagt Santullis Partner Mark Booth. Sicherheit und Zuverlässigkeit sowie Diskretion im Flugzeug seien die Erfolgsfaktoren, die auch Europäer überzeugten. Die Profitabilitätszone sei deshalb nicht mehr weit. «Wir müssen im Moment langsamer wachsen, als wir wollen», sagt Booth. Fünfzig Flugstunden jährlich entsprechen einem Sechzehntel des Eigentums an einem Jet. Ende Jahr soll NetJets rund 64 Flugzeuge in Europa stehen und verkauft haben. Das entspräche einem Wachstum von 150 Prozent innerhalb eines Jahres.
Es gibt weitere Indizien, die vermuten lassen, dass das Geschäft mit der Business-Fliegerei in Europa abhebt:
In verschiedenen Ländern melden beinahe monatlich neue Unternehmen ihren Geschäftseinstieg und jagen den grossen Carriern Businesskunden ab – in der Schweiz sind es etwa Flexjet, PrivatAir, TAG Aviation, Club Airways. Sehr viel erwartet Santulli von seinem neusten Streich. NetJets hat in Europa eben eine «Corporate Card» eingeführt. Mit einem Beitrag von 115 000 Euro kann man, auch ohne Eigentümer zu sein, während zweier Jahre eine gewisse Anzahl Flugstunden kaufen. Innerhalb von zehn Stunden nach der Bestellung steht der Flieger bereit, egal, wo in Europa abgehoben werden soll. BA