Mit 2 Fr. pro l Diesel kalkulierte die Branche im Schnitt für 2008. Nach vier Monaten streift der Preis bereits die Marke von 2.10 Fr. «Der Leidensdruck in der Transportbranche ist gross», klagt Michael Gehrken, Direktor des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands Astag. Denn je nach Sparte macht der Treibstoff 15 bis 30% der Frachtkosten aus. «Die Transporteure kommen nicht darum herum, die Preisanpassungen ihren Kunden in Rechnung zu stellen», so Gehrken. Er räumt aber ein, dass die Preisüberwälzung in der Praxis nicht immer einfach ist.

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Dieselpreis gegen Dumpingpreis

Spielraum gibt es dann, wenn Treibstoffpreiserhöhungen in den Verträgen vorbehalten sind und weiterverrechnet werden können. Diese Praxis empfiehlt die Astag ihren Mitgliedern. Letztlich muss aber jeder Transporteur eine eigene Lösung suchen. Verzerrend wirkt sich aus, dass immer noch viele Logistiker unter Preis fahren und mit diesem Dumping den Markt kaputt machen. Insofern könnte laut Gehrken der hohe Dieselpreis auch eine bereinigende Wirkung haben. «Wer jetzt nicht genau kalkuliert und die Kosten im Griff hat, wird es schwer haben.»

Für Nils Planzer, VR-Präsident und Geschäftsführer der Planzer Transport AG, ist die von der Astag empfohlene Tarifpolitik eine «saubere Orientierungshilfe, die wir als seriös betrachten und daher handhaben». Der Branchengrösste hat folglich per 1. Mai den Treibstoffzuschlag um 1% erhöht. Das werde, obwohl es ein leidiges Thema sei, von den Auftraggebern grösstenteils akzeptiert. «Wir haben deswegen jedenfalls keine Kunden verloren», so Planzer.

Bereits zweimal seit Januar um jeweils 1% erhöht hat den Treibstoffzuschlag die Gebr. Andres Transport AG in Effretikon. «Allerdings nur im Stückgutverkehr», relativiert Chef Urs Christen. Schwieriger sei es, die Zuschläge im Nahverkehr sofort zu überwälzen. Der Treibstoff macht bei Gebr. Andres über 18% der Frachtkosten aus.

Die Branche möchte mit den Treibstoffzuschlägen die ohnehin schon angespannte Margensituation zumindest neutralisieren, wird von allen Logistikern einmütig betont. Beim gegenwärtigen Preisniveau wäre pro 10 Rp. Teuerung an der Treibstofffront ein Aufschlag von 1% beim Endkunden gerechtfertigt.

Gewinnerin ist die Bundeskasse

«Dies ist allerdings eine generelle Rechnung, die im Einzelfall anders aussehen kann», relativiert Hans-Peter Dreier, CEO des gleichnamigen Logistikunternehmens in Suhr. Er rechnet am Beispiel eines internationalen Transports Schweiz?Madrid vor, dass 10 Rp. mehr für den Liter Diesel die Frachtkosten auch um 3,5% in die Höhe treiben können. Im Schnitt dürfte aber der seit Mai 2007 um 30 Rp. oder rund 20% teurere Diesel bei den Frachtkosten seither mit 4% durchschlagen.

Die Teuerung trifft die Branche in einer Phase, in der sie mit weiteren Herausforderungen wie der seit Januar höheren LSVA fertig werden muss. Zudem ist hier per 1. Januar 2009 eine weitere Preisrunde angesagt. Astag-Chef Gehrken stört sich zudem daran, dass der Bund von der Entwicklung profitiert: Über die Mehrwertsteuer fallen nebst den fixen Treibstoffabgaben weitere Mittel an den Staat ab. «Angesichts dieser Entwicklung wäre es an der Zeit, dass die Politik einmal über Entlastungen des Transportgewerbes nachdenken würde», fordert Gehrken. Noch deutlicher wird Josef A. Jäger von der Camion Transport AG: «Die hohe Besteuerung des Dieseltreibstoffes schadet dem Werkplatz Schweiz und der Bund sollte nun korrigierend einschreiten.»



Busreiseanbieter spüren noch nichts



Komfortabler als die Logistiker haben es die gros- sen Veranstalter von Busreisen wie zum Beispiel Twerenbold. Der Dieselpreis ist bei diesen touristischen Gesamtanbietern eine marginale Grösse. «Der Treibstoff macht bei uns lediglich etwa 3% der Kosten des gesamten Arrangements aus», sagt Twerenbold-Geschäftsleiter Heinz Weber. Zwar hat das Unternehmen, das mit 45 Luxusbussen in ganz Europa unterwegs ist, für 2008 mit einem Dieselpreis von 1.80 bis 1.90 Fr. gerechnet. «Solange der Liter aber nicht mehr als 2.20 Fr. kostet, ist der Preis kein Problem», so Weber. Aufschläge auf die Pauschalreisen dieses Jahres wird es bei Twerenbold jedenfalls nicht geben. Sollte jedoch die Entwicklung beim Diesel im gleichen Stil weitergehen, so würde dies etwa die Reise ans Nordkap im nächsten Jahr um rund 20 Fr. verteuern.

Weber sieht sich gar als Gewinner der aktuellen Entwicklung. Er hat dafür ein stichhaltiges Argument: «Der Bus verbraucht pro Passagier viel weniger Diesel als das Auto oder das Flugzeug.» Allerdings müsste, damit dieser Vorteil zugunsten des Busses wirklich spielen und zu spürbaren Umsteigeeffekten führen würde, der Treibstoffpreis nochmals um mindestens 50% steigen.(ps)