Eines ist klar: Ohne Schmuckstücke wäre die Filmwelt um eine wesentliche Faszination ärmer. Im Kino werden Juwelen gestohlen, gejagt, verloren, verspielt, gefunden, bewundert, getragen, ausgetauscht, vergöttert, gekauft, gefälscht, versteckt, geliebt...
Hitchcock war sich schon früh der Faszination bewusst, die auf der Kinoleinwand von Juwelen ausgeht. Nicht umsonst setzte er 1950 Marlene Dietrich in «Die rote Lola» mit Cartier-Juwelen und in einem Kleid von Dior in Szene. Als die Dietrich ausgerechnet in dieser Aufmachung «I am the laziest Girl in Town» sang, stieg sie damit zur Ikone der Filmgeschichte auf. Fünf Jahre später drehte Hitchcock den Filmklassiker «Über den Dächern von Nizza» mit Grace Kelly und Cary Grant, ein Werk, das nicht zuletzt durch die vielen Grossaufnahmen glitzernder Juwelen besticht.
Unvergessen auch Gloria Swanson, die Diva des Stummfilms, in Billy Wilders «Sunset Boulevard» (1950). Mit Hilfe von Reflektorenstrahlen und funkelnden Edelsteinen lässt Billy Wilder seine tragische Heldin zum Leben erwecken. Mit ihren Platin-Schmuckstücken, Bergkristallen und Kaskaden von Diamanten repräsentiert sie mehr als Worte es ausdrücken könnten die Sehnsucht nach einer Vergangenheit, in der auch sie selbst auf den Leinwänden glänzte.
Es muss glitzern
Überhaupt ist der Glamour, den die Hollywood-Filme der 30er bis 50er Jahre ausstrahlen, unerreicht. Für die Dreharbeiten der «Las Vegas Story» (1952) von Robert Stevenson erwarb die Produktionsgesellschaft für die Hauptdarstellerin Jane Russel ein Collier mit 500 zweihundertkarätigen Diamanten bei Cartier. Die Steine sollten vor der Kamera wirklich glänzen!
Während Marilyn Monroe in Howard Hawks «Blondinen bevorzugt» (1953) singt: «Ein Handkuss mag ja ganz nett sein, aber Diamanten sind immer noch die besten Freunde einer Frau», ist es in «Manche mögens heiss» (1959) diesmal ein Mann der als Blondine verkleidete Jack Lemmon , der sich von einem funkelnden Cartier-Armband verzaubern lässt.
Die Juwelen müssten absolut authentisch sein, forderte Jean Cocteau während seiner Dreharbeiten zu «Die Schöne und das Biest» (1946), da ein falscher Diamant kein Leben habe und nur die echten strahlten. Während Cocteau die ersten gedrehten Szenen begutachtete, fand er, dass die Filmkameras nicht im Stande seien, die Imitate mit dem Glanz der echten Steine zu versehen. Also nahm er, wie zahlreiche andere Regisseure, die Hilfe des Hauses Cartier in Anspruch.
Die Verbindung zwischen Cartier und der Filmwelt geht zurück auf Rodolfo Valentino, der während der Dreharbeiten zu «Der Sohn des Scheichs» (1926) als Beduine in einem Turban und farbenfrohem Kostüm auftreten musste, sich aber standhaft weigerte, seine geliebte Cartier-«Tank»-Armbanduhr auszuziehen. Dieses Schmuckstück wurde in der Folge Teil seiner persönlichen Note.
Zahlreiche Regisseure haben sich an das Haus Cartier gewandt, um bei der filmischen Umsetzung ihrer Ideen um Unterstützung anzufragen.
Diadem im Swimmingpool
Hollywoods Stummfilmstar Mary Pickford schmückte sich privat mit erlesenen Juwelen von Tiffanys, während das Markenzeichen von Grace Kelly edle Perlen waren. Mehr als alle Diven Hollywoods hat jedoch Elizabeth Taylor ihre Liebe zu Juwelen auch privat ins Extreme getrieben, und sie trug ihr Diadem sogar, wenn sie im Swimmingpool ihre Runden drehte. Gewaltige Steine mussten es sein, Minimalismus war nie ihr Stil. Legendär ist etwa der 69,42 Karat schwere Diamant «Cartier-Burton-Taylor», ein Geschenk von Richard Burton, der ihr einige der teuersten Schmuckstücke der Welt schenkte. Als Elisabeth Taylor den in ein Collier gefassten Stein anlässlich des 40. Geburtstags von Prinzessin Grace von Monaco zur Schau trug, wurde sie von zwei mit Maschinengewehren bewaffneten Bodyguards begleitet. Weitere prominente Beispiele für Burtons Grosszügigkeit sind der Krupp-Diamant mit 33 Karat oder die «Peregrina», eine erlesene Barock-Perle aus dem 14. Jahrhundert. Die Filmdiva hat kürzlich ein Buch über ihre Preziosen verfasst («My Love Affair with Jewelry», 2002) und ihre Kollektion von Christie's Experte Francois Curiel begutachten und schätzen lassen.
Dass Schmuckstücke besonders gefragt sind, die nicht nur erstklassig verarbeitet, signiert und typisch für einen Juwelier sind, sondern darüber hinaus eine Geschichte erzählen, kann man immer wieder an Auktionen beobachten. Im November 2003 wurden beispielsweise bei Sotheby's in Genf prachtvolle Juwelen der Baronin Eugène de Rothschild die in den 30er Jahren als Schauspielerin Jeanne Stuart Berühmtheit erlangte für insgesamt 2,56 Mio Fr., den doppelten Schätzpreis, verkauft.
Auch fabelhafte Imitate
Doch natürlich war (und ist) auch in Hollywood nicht alles Gold, was glänzt. Das nicht erst, seit sich Audrey Hepburn alias Holly Golightly im Film «Frühstück bei Tiffany's» (1961) lediglich einen Ring aus dem Kaugummiautomaten bei besagtem Juwelier gravieren liess. Modeschmuck war stets eine Ergänzung zu echtem Schmuck. Grace Kelly trug ihn im Film ebenso (beispielsweise die Ohrringe in «Die oberen Zehntausend») wie Elizabeth Taylor (der prächtige Schlangengürtel in «Cleopatra»), Marlene Dietrich, Carole Lombard und Joan Crawford.
Der offensichtlich falsche Schmuck machte zunächst nur bei den Damen der Halbwelt Furore. Salonfähig wurde er erst, als die Frau des amerikanischen Präsidenten Eisenhower bei dessen Amtseinsetzung 1953 ein Set aus imitierten Perlen trug. Auch die Stil-Ikone Jacky Kennedy trug oft ungeniert neben echtem Schmuck ihre drei Reihen unechter Perlen. Mittlerweile hat sich die «fashion jewellery» längst als eigenständige Kunstform etabliert. Schmuckstücke, die zudem von berühmten Namen wie Coco Chanel, Elsa Schiaparelli, Dior oder Balenciaga stammen, sind bei Sammlern heiss begehrt. Zu zahlreichen dieser gleissenden Schmuckstücke, die Hollywoods Glamour ausmachen, lieferte die Firma Swarovski die geschliffenen Kristalle.
Dem glamourösen Schmuck im «Cocktail»-Stil aus der Zeit von 19351955 ist unschwer anzusehen, dass er für die Stars der Traumfabrik geschaffen wurde. Zu dieser Zeit gab es einen Mann, an den sich viele Stars und Filmstudios wandten, wenn sie nach glamourösen Accessoires suchten. Er war unter dem Namen «Joseff of Hollywood» bekannt und fertigte auch (Mode)Schmuck an, den die Stars privat trugen. Als Joseff Joan Crawford ein 3 m langes, mit Glocken behängtes Sautoir zeigte, war sie so begeistert, so wird erzählt, dass sie beim Abschied ihren Nerzmantel vergass...
Zeitzeichen
«Es genügt schon lange nicht mehr, mit der Zeit zu gehen, man muss mit ihr joggen.»
Bernhard Wicki, 19192000, Schweizer Schauspieler und Regisseur
Zeitzeichen
«Wir müssen die Zeit als Werkzeug benutzen, nicht als Couch.»
John F. Kennedy, 19171963, amerikanischer Präsident