Urs Holger Spiecker, Geschäftsführer des Grand Casinò Admiral SA, Mendrisio, bestätigt auf telefonische Anfrage die polizeiliche Untersuchung gegen zwei seiner Mitarbeiter, für die Details allerdings verweist er «aus untersuchungstechnischen Gründen», wie er ausführt auf eine Mitteilung, «die im Verlaufe dieser Woche in Absprache mit der Untersuchungsbehörde, der Staatsanwaltschaft des Kantons Tessin, vom Grand Casinò Admiral SA veröffentlicht wird». Spiecker macht lediglich darauf aufmerksam, dass der aktuelle Fall vergleichbar sei mit einer Kassiererin, die sich an ihrem Arbeitsplatz «an der Kasse vergriffen habe».

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Ebenfalls auf die offizielle Mitteilung beruft sich das Mutterhaus der Grand Casinò Admiral SA, die in Zürich domizilierte ACE Casino Holding AG. Diese ist Schwesterkonzern der österreichischen Novomatic AG und betreibt zusätzlich zum Casino in Mendrisio als 100%-Beteiligung auch die zwei B-Casinos von Bad Ragaz (ACE-Anteil: 33,3%) und Locarno (ACE-Anteil 56%). ACE bestätigt im Übrigen, dass unmittelbar nach Aufdecken der Betrügereien die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) als Aufsichtsbehörde über den Sachverhalt informiert worden sei. Die Geschäftstselle der ESBK in Bern sieht im Moment keinen Grund für ein direktes Eingreifen, sie lässt sich aber durch die Untersuchungsbehörde über die Hintergründe informieren.

Involviert ist ein Kadermann

Ob das Zurückbehalten der Informationen gegenüber der Öffentlichkeit angebracht ist oder ob nicht besser eine offensive(re) Informationspolitik hätte gewählt werden müssen, liegt im Ermessensspielraum der untersuchenden Tessiner Behörde. Marginalisiert werden darf die Betrugsaffäre ob der Sensibilität, die dem Casinogeschäft eigen ist, nicht. Stimmen die groben Informationen, die der «HandelsZeitung» vorliegen, so wurden sowohl einer der drei Verantwortlichen für die Informatik des Casinos also ein Kadermann wie auch ein Techniker inhaftiert. Sie sollen nach unbestätigten Vermutungen mittels Manipulationen Gelder von Spielern mit Cashless-Karten (diese ermöglichen bargeldloses Spielen an den Glücksspielautomaten) auf eigene Konten abgezweigt haben. Ob die beiden Täter unabhängig voneinanander ihrem verwerflichen Tun nachgingen oder eventuell kooperierten und gemeinsame Sache machten, wird untersucht. Über die Grösse der Betrugssumme wird das Communiqué informieren.

Intern aufgedeckt

Aufgeflogen sind die Manipulationen bei internen Kontrollen. Sowohl die Leitung des Casinos in Mendrisio wie auch der ACEHolding machen geltend, dass die internen Kontrollmechanismen funktionierten. Die ACECasino Holding hat alles Interesse daran, dass der Straftatbestand möglichst rasch und detailliert geklärt wird. ACE ist, zusammen mit der neu nur noch als Beteiligungsgesellschaft firmierenden, börsenkotierten Escor, Düdingen, Initiantin für den Betrieb eines B-Casinos in der Stadt Zürich. Die Casino Zürich AG will 2006, wenn ESBK und Bundesrat die Situation auf dem Spielbankenplatz Schweiz überprüfen und eventuell weitere Lizenzen vergeben (die Konzessionen für Arosa und Zermatt wurden zurückgegeben), den Fuss in der Türe haben und den nach eigenen Angaben attraktiven Platz Zürich mit einem 1000 bis 1200 m2 grossen B-Casino besetzen. Vorgesehen ist die Stadtzürcher Spielbank in den Räumlichkeiten der «Alten Börse» in unmittelbarer Nähe des Paradeplatzes. Mit dem Vermieter der vorgesehenen Räumlichkeiten, dem Kanton Zürich, wurde ein ab Mai 2006 über 23 Jahre laufender Mitvertrag abgeschlossen.