Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der beste Chef im ganzen Land? Diese Frage stellt das Schweizer Finanzresearch-Unternehmen Obermatt Jahr für Jahr. Dabei halten allerdings die Studienautoren um Obermatt-Geschäftsführer Hermann Stern nicht einfach den Finger in die Luft. Die Methode zur Ermittlung der Besten ist genau so unbestechlich wie der Spiegel im Märchen «Schneewittchen» der Gebrüder Grimm.

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Bewertet wird die Leistung der Top-Manager in drei messbaren Kernbereichen weitsichtiger Unternehmensführung. Zunächst ist da die sogenannte Wachstumsleistung: Wie hat sich der Umsatz zum Vorjahr entwickelt? Relevant ist hier einzig das organische Wachstum, via M&A-Deals zugekaufter Umsatz zählt nicht.

Dann wird die operative Leistung bewertet: Wie hat sich der Gewinn zum Vorjahr entwickelt? Zinskosten, Abschreiber und Steuern werden dabei herausgerechnet. Schliesslich bewerten die Obermatt-Experten die sogenannte Investment-Leistung. Wie hat sich die Aktienrendite im Vergleich zum Vorjahr entwickelt? Dieses Kriterium soll abbilden, wie gut die Chefs die Erwartungen der Aktionäre erfüllen – oder eben nicht.

Konzernlenker in Konkurrenz zur Vergleichsgruppe

Alle Faktoren zusammen ergeben einen kombinierten Leistungswert, aus dem dann das CEO-Ranking erstellt wird. Wichtig bei allem ist, dass Obermatt nicht die absolute Leistung misst, sondern die Chefs relativ bewertet. Jeder Konzernlenker steht dabei in direkter Konkurrenz zu Managern einer 30 bis 70 Unternehmen umfassenden Vergleichsgruppe. Zu den global selektierten «Peers» zählen etwa direkte Rivalen. Gewinner wird also nur, wer besser ist als der Wettbewerb.

Dieses Jahr haben das Lorenz Wyss vom Fleischkonzern Bell, Rudolf Hadorn vom Kunststoff-Spezialisten Gurit und Markus Gygax von der Bank Valiant geschafft (siehe Ranglisten oben). Alle drei haben ihre Unternehmen zu den Mitbewerbern deutlich besser geführt als die Chefs in ihrer Vergleichsgruppe. Auffällig im Obermatt-Ranking ist, dass in allen drei Kategorien Firmenchefs dominieren, die in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sind. Stille Schaffer setzen sich offenkundig gegen Chefs durch, die das Rampenlicht geniessen.

Gesamtsieger wechsel in die Schweiz

Obermatt-Experte Hermann Stern sagt es so: «Mit unserer auf Fakten basierten Methodik erkennen wir früh, welche Manager wirklich gut sind.» Vielfach sei es in der Folge so, dass von Obermatt ausgezeichnete Leistungsträger danach auch in den Fokus der Öffentlichkeit aufrückten. Auch in Deutschland – neben der Schweiz eines der sechs Länder, welche Obermatt untersucht – ist das so. Den Sieg holte sich Ulf Mark Schneider vom Gesundheitskonzern Fresenius.

Sein Credo: «Wenig schwätzen, viel liefern.» In einem Interview stellte er klar, dass es der Moral der Truppe wenig helfe, wenn sich der General zu sehr in den Vordergrund stelle. Das tat er denn auch nie, sondern steigerte den Umsatz von 7 Milliarden Euro im Jahr 2003 auf fast 28 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. 2017 wechselt Schneider in die Schweiz – zum Nahrungsmittelriesen Nestlé. Gut möglich, dass der akribische Arbeiter nächstes Jahr auf der Schweizer Bestenliste erscheint.