Die Papierindustrie ist ein Wachstumsmarkt», sagt Alex Wappler, CEO der Cham Paper Group. Weltweit sind es zwischen 3 und 5% im Jahr, womit das Wachstum der Branche in etwa vergleichbar ist mit dem der Textil- oder Autoindustrie. In bestimmten Segmenten liege man selbstverständlich darüber, fügt Wappler an. So auch bei der Paper Group, die in ihren wichtigsten Geschäftsfeldern (Spezialpapiere) den Umsatz im ersten Halbjahr 2004 um rund 8% steigern konnte, während die operative Betriebsmarge (Ebitda) bei 13,5% lag.

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Dass sich Wappler dennoch nicht zufrieden geben kann, liegt an einem Restrukturierungsfall in Norwegen, welcher die Gesamtentwicklung der Paper Group momentan noch belaste. Aber er sei zuversichtlich, dass es die Paper Group auch im hohen Norden schaffen werde. Der Beweis dafür finde sich in Cham, wo das Unternehmen dank des guten Geschäftsverlaufs alleine in diesem Jahr 10 Mio Fr. investiert. Dies ein klares Bekenntnis auch zum Produktionsstandort Schweiz, was allerdings nicht immer so war.

Entflechtung und Neuanfang

Noch vor eineinhalb Jahren sah es ganz danach aus, dass sich die Industrieholding Cham (IC) als Muttergesellschaft der Paper Group vom Papiergeschäft trennen würde. Die IC Cham gehörte ihrerseits zu einem grösseren Firmengeflecht, zu dem im weiteren Umfeld die Logistikfirma Kardex und die Beteiligungsgesellschaft Tuxedo gehörten. Die Verknüpfung war derart, dass sich die Firmen allesamt börsenkotiert gegenseitig über Kreuzbeteiligungen kontrollierten, was im Endeffekt zu einer Blockade führte. Dadurch gebremst war natürlich auch die Geschäftsentwicklung der einzelnen Firmenteile, und Paper Group wurde zum unliebsamen Kind.

Zerschlagen werden konnte der gordischen Knoten Anfang Mai durch eine neue Aktionärsgruppe. Neuer Hauptaktionär der IC Cham wurde dabei der ehemalige Epa-Chef Philipp Buhofer, der über die Familiengesellschaft Buru Holding AG rund 20% der IC Cham übernahm, sich gleichzeitig aber auch mit 19,5% an der Firma Kardex beteiligte, die ihrerseits mit Tuxedo verschmolzen wurde.

«Beide Firmen, IC und Kardex, gehen heute getrennte Wege unter unabhängiger Führung», sagt Philipp Buhofer. «Wir verstehen uns nicht als Finanzinvestoren, sondern wollen unternehmerisch mitwirken und das Zukunftspotenzial beider Gesellschaften ausschöpfen.» Dies gilt auch für die Papierindustrie am Standort Schweiz, wenn es denn richtig gemacht wird, ist Buhofer überzeugt. Gut positionierte Gesellschaften im Spezialitätenbereich hätten immer eine Chance, Erfolg zu haben. «Das Wertsteigerungspotenzial im Papierspezialitätenbereich und die Qualität der Führung und der Mitarbeiter sind überproportional hoch», so Buhofer.

Überleben im Nischenmarkt

Das Engagement eines Grossaktionärs und das Bekenntnis zum Standort hat der Cham Paper Group (CPG) neuen Schub gegeben. Gute Mitarbeiter mit entsprechendem Know-how zu haben, sei entscheidend, so Paper-Group-Chef Wappler. Dazu müsste auch das Umfeld stimmen. Denn letztlich sei es die Qualitätskonstanz über Jahre, die sich auszahle. Im Volumengeschäft im Bereich Zeitungspapier oder für graphische Papiere hätte die CPG am Standort Schweiz wohl längst keine Chancen mehr, dafür aber im Spezialitätenbereich. Deshalb hat sich die rund 350-jährige «Papieri», wie das Unternehmen in Cham genannt wird, auf Nischenmärkte konzentriert. Dazu gehören Spezialpapiere für flexible Verpackungen, Etiketten, Filterpapier sowie verschiedene industrielle Applikationen, wie die Bildoberflächen für Ski- und Snowboards. Damit ist nach wie vor möglich, auch in der Schweiz zweistellige Renditen zu erzielen.

Industriekonglomerat: Die Zuger Connection

Nach der Entflechtung im Frühjahr gehen die Industrieholding Cham und die Logistikfirma Kardex getrennte Wege. Verbindendes Element ist weiterhin der gemeinsame Hauptaktionär Philipp Buhofer, der die Firmen über die Familiengesellschaft Buru Holding AG zu je rund 20% kontrolliert und bei beiden im VR sitzt. Gleichzeitig ist die Industrieholding noch mit rund 12% an Kardex beteiligt. Neben der Paper Group gehört zur Industrieholding noch die Firma Hammer Retex, die sich in den letzten Jahren zu einer der bedeutendsten Anbieterinnen von Immobiliendienstleistungen entwickelt hat und in der Innerschweiz über bedeutende Baulandreserven verfügt. Damit ist es Buhofer nach dem Verkauf der Warenhausgruppe Epa gelungen, im Kanton Zug ein Industriekonglomerat aufzubauen, womit sich auch der Kreis zu seinem Bruder Heinz Buhofer schliesst. Dieser ist Geschäftsleitungsvorsitzender der Metall Zug. Wie die Industrieholding gehört die Metall-Zug-Gruppe zu jenen Industriekonglomeraten, die einen eigenen Immobilienbereich besitzen. (hub)

Industrieholding Letzter Kurs: 250 Fr.

Fazit: Die Industrieholding hat in den fortgeführten Bereichen im 1. Semester einen Umsatz von 225,3 Mio Fr. und eine Ebit-Marge von 8,3% erzielt. Die Firma rechnet für das ganze Jahr mit einer guten Entwicklung und einem Ebit von 36 Mio Fr., womit die Rendite hoch bleiben dürfte.