Zu Sepp Blatters engster Entourage gehörte seine langjährige Assistentin C. S., die Tochter eines Jugendfreunds aus dem heimatlichen Wallis. Blatter hatte ihren Gatten, Charles Botta, zu seinem Sondergesandten für den Bau von WM-Fussballstadien in aller Welt gekürt. Eine Herausforderung, die Botta – ein Anreisser und Durchsetzer mit Erfahrung in Afrika und Asien – auf den Leib geschnitten war.
Der unabhängige Stadionentwickler Botta durfte bei seiner Jagd nach Aufträgen auf den Support seiner Gattin im Vorzimmer Sepp Blatters zählen.
Werben um Katars Kronprinz
Noch vor der WM-Ausmarchung 2010 (und vor der Wahl von Katar zum Austragungsort) war Botta interessiert, seine Botta Management Group in Stellung zu bringen. Am 9. September kündigte C. S. bei einem Fussballfunktionär Katars einen Businesstrip ihres Gatten im Wüstenstaat an und bat: «Würdest du so nett sein und abklären, wann der beste Moment für einen Besuch vor Ort wäre?»
Botta wollte auch mit Kronprinz Tamim Bin Hamad Al Thani persönlich in Kontakt kommen. C. S. fragte: «Wohin könnte Charles einen kurzen Brief für den Kronprinzen schicken?» Antwort auf ihre Anfragen erhielt sie nicht. Logisch, denn Katar steckte damals im Wettbewerb um die Vergabe der Fussball-WM 2022.
Jeder Austausch mit der Blatter-Truppe in Zürich war kurz vor der WM-Vergabe hochproblematisch und konnte als Lobbying verstanden werden. Es war ohnehin eine verworrene Interessenlage: Während Fifa-Präsident Blatter insgeheim auf ein Ausscheiden der Katarer hoffte und auf einen Sieg der USA, versuchte seine Assistentin, ihren Ehemann – noch vor dem entscheidenden Wahltag – mit den Katarern ins Geschäft zu bringen.
Entscheid für WM 2022 in Katar
Am 2. Dezember bestimmte der Fifa-Kongress Katar als Austragungsort der WM 2022. Wenige Tage nach der überraschenden Vergabe meldete sich Blatter-Assistentin C. S. wieder vor Ort und bat um einen Kontakt mit dem Chef der WM-Organisation 2022. Am 6. Dezember schrieb sie: «Darf ich dich um einen Gefallen bitten?
Ich bräuchte die Kontaktdaten von Hassan Al-Thawadi, dem CEO des WM-Organisationskomitees in Katar.» Bereits einen Tag später meldete sich Botta und fragte, was seine Firma Botta Management Group zur Fussball-WM in Katar beitragen könne. Botta schrieb: «Dear Hassan. Congratulations! You did a great and impressive job!»
Und kam zügig zum Handfesten: «Ich würde mich freuen, mit dir zusammenzusitzen, um zu debattieren, wie wir dir und deinen Aktivitäten am besten dienen können.» Ein Auftrag für seine Firma kam gemäss Garcia-Untersuchungsbericht nicht zustande.