Das oberhalb von Luzern thronende Château Gütsch, das schon Besucher wie Charlie Chaplin und Herbert von Karajan in seinen Mauern beherbergte, hat wechselreiche Jahre hinter sich. Zuerst kochte sich der von «Gault Millau» mit 16 Punkten behängte Star-Küchenmeister Marc Zimmermann im Gütsch-Restaurant in die Zahlungsunfähigkeit. Danach schlitterte die italienische Hotelgruppe Turin Hotels International (THI), die einen Pachtvertrag für zehn Jahre unterzeichnet hatte, in den Konkurs. Seit dem Frühling 2003 sind die Pforten des Neuschwanstein-Verschnitts geschlossen. Der Schlossherr Franz Glanzmann versucht schon lange, das Zuckerbäckerhaus zu verscherbeln. Doch seine Preisvorstellung von angeblich deutlich über 30 Millionen Franken wird in der Hotelbranche als «völlig überrissen» abgetan.
Der Luzerner Glanzmann kann seine Suche einstellen. Anscheinend hat er ob der Brautschau ganz vergessen, die Hypothekarzinsen zu überweisen. Worauf die UBS Luzern als Hauptkreditgeber die Zwangsverwertung verlangte. Die Versteigerung ist auf den 6. Juli dieses Jahres angesetzt. Interessenten müssen ein prall gefülltes Portemonnaie mitbringen; das Betreibungsamt schätzt den Wert des Märchenschlosses auf märchenhafte 23,7 Millionen Franken. Diese Summe dürfte nicht annähernd gelöst werden. Doch wenn das Gebot zu tief bleibt, «müssten wir wohl mitsteigern», meint UBS-Mann Linus Suter. Es gilt, die Eigeninteressen wahrzunehmen. Immerhin soll sich die Hypothekarschuld, so meint ein Kaufinteressent, auf deutlich über 20 Millionen belaufen.
Damit neigt sich eine 100-jährige Hoteltradition ihrem Ende zu. Sogar wenn der Verkaufspreis einige Millionen unter dem Schätzpreis zu liegen kommt, lässt sich das Château Gütsch «als Hotelbetrieb nie mehr rentabel führen», sagt Thomas Egli, Präsident des Verbandes Luzern Hotels. Dafür als hochnoble Altersresidenz, ist Vinzenz Blum überzeugt. Der 77-Jährige, der sich als Unternehmer vorstellt, will mit einer siebenköpfigen Gruppe das Schloss kaufen. Mehr als zehn Millionen Franken ist er jedoch nicht bereit auszugeben, denn zusätzlich «müssen wir nochmals zehn Millionen für Investitionen aufwenden», rechnet Blum vor. Zu den bestehenden 31 Zimmern sollen sich eine Arztpraxis sowie ein Anbau gesellen. Mit diesen Plänen wird Blum bei der Stadt wohl kaum auf viel Gegenliebe stossen. SL