Er ist der reichste Mann der Schweiz und ein aufsteigender Stern im elektronischen Zahlungsverkehr: Guillaume Pousaz. Der gebürtige Genfer hat Checkout.com gegründet und besitzt inzwischen ein Vermögen von 14 Milliarden Dollar.

In diesem Jahr hat die Firma eine Finanzierung mit einer Bewertung von 40 Milliarden Dollar aufgenommen: Damit ist die Firma mehr wert als der britische Telekommunikationsriese Vodafone, wie «Bloomberg» schreibt.

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Doch in den Anfangsjahren hat Checkout.com auch Aufträge von Kunden erhalten, über die Pousaz nur ungern spricht: Porno- und Glücksspiel-Websites. Damit ist nun Schluss: Das Unternehmen hat sich vollständig aus dem Geschäft mit nicht jugendfreien Inhalten zurückgezogen.

«In den ersten Jahren unseres Bestehens trugen Inhalte für Erwachsene und Glücksspiele nur unwesentlich zum Gesamtvolumen, Umsatz, Wachstum und Erfolg von Checkout bei», sagt ein Sprecher des Unternehmens gegenüber «Bloomberg».

Porno-Branche kann unangenehmes Risiko darstellen

Checkout.com möchte transparent sein – schliesslich strebt die Firma eine mögliche Börsennotierung an. Das Geschäft mit dem Geldverkehr im Internet ist komplex und undurchsichtig, und die Regulierungsbehörden haben Mühe, damit Schritt zu halten.

E-Geld-Unternehmen haben ein starkes Wachstum und eine Zunahme der Berichte über verdächtige Aktivitäten zu verzeichnen. Dabei kann das Geschäft mit der Porno- und Glückspiel-Branche für Finanzunternehmen ein unangenehmes Risiko darstellen. 

Darum hat Checkout seine Kundenliste aufgeräumt: In den neuesten Geschäftsbedingungen heisst es nun ausdrücklich, dass die Dienste von Checkout nicht für Pornografie genutzt werden dürfen. 

Checkout.com hat namhafte Geldgeber 

In der jüngsten Finanzierungsrunde konnte Pousaz namhafte Geldgeber gewinnen, darunter Franklin Resources, Qatar Investment Authority und Tiger Global. Weitere wichtige langfristige Investoren sind Insight Partners und DST Global.

Mit dem wachsenden Vermögen hat Pousaz Zinal Growth gegründet, ein nach einem Schweizer Bergdorf benanntes Family Office. Er stellte den ehemaligen CFO der Swiss Startup Group, Guillaume Waser, als Managing Partner ein. Das Unternehmen hat seitdem in die Fintech-Startups Ziina und Wayflyer sowie in das Blockchain-Unternehmen Snickerdoodle Labs investiert.

Transaktionsvolumen hat sich verdreifacht

Bei der Ankündigung der neuen Investition im Januar erklärte Checkout, dass sich das Transaktionsvolumen in seinen Heimatmärkten im dritten Jahr in Folge verdreifacht habe. Durch den Geldzufluss gestärkt, expandiert das Unternehmen in den USA und setzt verstärkt auf Kryptowährungen, indem es Partnerschaften mit Börsen wie Binance eingeht. 

«Die E-Commerce-Volumina sind rückläufig, der Krypto-Winter steht vor der Tür, sodass Checkout hart arbeiten muss, um neue Märkte und zusätzliche Kundensegmente zu erschliessen», sagte Ophelia Brown, die über ihren Fonds Blossom Capital ein früher Investor von Checkout war. «Diese Herausforderungen sind nicht neu, sondern werden als Test begrüsst.»

Zur Person:

Guillaume Pousaz ist in Genf geboren. In seiner Jugend war er als Snowboarder in Sportmagazinen abgebildet. Er wollte ursprünglich Investmentbanker werden und begann ein Studium des mathematischen Ingenieurwesens an der École polytechnique fédérale de Lausanne.

Nachdem bei seinem Vater Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert worden war, brach er sein Studium im letzten Studienjahr 2005 ab und zog nach Kalifornien, hauptsächlich um zu surfen. Ab 2006 arbeitete er in den USA für ein Unternehmen, das Zahlungen abwickelt, und gründete im darauffolgenden Jahr einen Geldtransferdienst namens Netmerchant.

Dadurch erhielt er Kapital und kaufte 2009 das in Mauritius ansässige Unternehmen SMS Gateway, das die Grundlage für ein Unternehmen in Singapur namens Opus Payments bildete. 

Der Durchbruch kam 2011, als Opus einen Vertrag mit der chinesischen E-Commerce-Website Dealextreme unterzeichnete, der das Unternehmen profitabel machte und ihm die Finanzierung der Expansion ermöglichte. Ein Jahr später wurde Opus in Checkout umgewandelt, das seinen Sitz nach Grossbritannien verlegte, nachdem es eine Betriebslizenz erhalten hatte. 

Im Jahr 2018 konnte Checkout Netflix als ersten Bluechip-Kunden gewinnen. Obwohl der Deal nur einen Teil des Geschäfts des Streamingdienstes betraf – typisch für die Zahlungsbranche –, war er eine wichtige Bestätigung und brachte Checkout fest ins Visier der Investoren. Die erste Finanzierungsrunde wurde im darauffolgenden Jahr abgeschlossen und bewertete das Unternehmen mit 2 Milliarden Dollar.

Heute lebt der 41-jährige Pousaz mit seiner Frau und drei Kindern in Dubai. 

 

(bsc)