Der chinesische Chemiegigant ChemChina darf den Basler Agrochemiekonzern Syngenta übernehmen. Die US-Behörde Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) hat den 43-Milliarden-Dollar-Deal freigegeben.
Die Transaktion soll bis Ende Jahr abgeschlossen werden, teilt Syngenta am Montag mit. Noch ist der Weg für die Übernahme allerdings nicht ganz frei. Zahlreiche Regulatorische Behörden weltweit müssen ihre kartellrechtliche Prüfung noch abschliessen. Beide Unternehmen arbeiteten indes eng mit den involvierten Zulassungsbehörden zusammen und die Gespräche seien konstruktiv, so Syngenta.
Zweifel am Markt
Wohl auch aus Sorge, die USA könnte den Deal blockieren, hielten sich die Aktionäre bisher zurück. Die Syngenta-Aktie notierte noch am Freitag mit 380.80 Franken pro Aktie deutlich unter den gebotenen 465 Dollar pro Aktie. Weil noch nicht alle Genehmigungen vorlagen, verlängerte ChemChina die Frist für die Annahme der Offerte bereits zweimal, sie läuft noch bis zum 13. September.
Nachdem die US-Behörden nun grünes Licht gegeben haben, griffen die Investoren am Montag zu. Kurz nach Handelsbeginn stieg der Aktienkurs um über über 10 Prozent auf fast 430 Franken.
Lobby gegen ChemChina
Aus den USA gab es starken Gegenwind für die Übernahme. Senatoren verschiedener Bundesstaaten, vor allem aus sogenannten Farmer-Bundesstaaten, äusserten ihre Bedenken. Eine stärkere ausländische Kontrolle über wichtige Teile der US-Nahrungsmittelproduktion könnte die nationale Versorgungssicherheit gefährden, monierten die Politiker.
Es müsse sichergestellt werden, dass der Wettbewerb unter den globalen Akteure in der Saatgut- und Chemieindustrie nicht verringert werde. US-Landwirte könnten dadurch geschädigt werden, hiess es weiter. Syngenta wehrte sich gegen diese Vorwürfe.
«Guter Deal»
Auch in der Schweiz wurden Bedenken wegen der Übernahme laut. Diese bezogen sich aber hauptsächlich auf die Arbeitsplätze. Bundespräsident und Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann bemühte sich, die Sorgen zu zerstreuen. Das Syngenta-Management habe ihm bestätigt, dass Syngenta grundsätzlich weiterbetrieben werde, sagte Schneider-Ammann im Februar. Die Arbeitsplätze blieben erhalten.
ChemChina bezeichnete er als eine «grundsolide und strategisch gut aufgestellte» Firma. Die Übernahme sei ein «guter» Deal, sagte der Wirtschaftsminister seinerzeit.
Chinesische Shopping-Tour
ChemChina hat im Januar schon den deutschen Spezialmaschinenbauer KraussMaffei für 925 Millionen Euro übernommen. Vor knapp einem Jahr hatte ChemChina auch die traditionsreiche italienische Reifenfirma Pirelli für mehr als 7 Milliarden Euro gekauft. Nach eigenen Angaben hat ChemChina 140'000 Mitarbeiter.
Mit dem Kauf von Syngenta wird ChemChina zu einem wichtigen Mitspieler der Agrochemie-Branche weltweit. Gelingt die Transaktion, wäre dies die bisher grösste chinesische Übernahme im Ausland. Der Kauf ist auch ein wichtiger Schritt in der Strategie Chinas, die Entwicklung seiner Landwirtschaft durch moderne Methoden wie Biotechnologie und eine Konsolidierung der Branche voranzubringen. Sie passt auch hervorragend in die Schweizer Aussenpolitik, die auf eine Verringerung der Abhängigkeit vom europäischen Markt setzt. China gilt als strategischer Partner, seit beide Länder 2013 ein Freihandelsabkommen abschlossen.
(sda/ise)