Die Pratteler Chemiefirma Rohner ist nach einer langen Pannenserie am Ende: Der Verwaltungsrat habe die Bilanz deponiert, teilte das Unternehmen am Montag mit. Grund seien Negativschlagzeilen und Kundenirritationen nach einer Grundwasserverschmutzung.
Im Communiqué ist die Rede von einer noch im März «ausgezeichneten Perspektive» für 2019 mit «vollen Auftragsbüchern»; das Management erwartete schwarze Zahlen. Doch dann hätten Politiker wegen einer «nach wie vor ungeklärten Grundwasserverschmutzung» die Schliessung gefordert und damit Kunden Aufträge stornieren lassen.
«Das Ausbleiben von vertraglich vereinbarten Kundenzahlungen» habe die finanzielle Lage derart verschärft, «dass Lohnzahlungen nicht mehr erfolgen konnten, was wiederum zu Arbeitsniederlegungen führte». In der Folge «scheiterten leider die aufgenommenen Finanzierungsgespräche.» Zahlen und Termine nennt die Firma keine.
Lecke Abwasserleitungen
Die Firma hat laut der eigenen Website rund 200 Angestellte in ihrem einzigen Werk in Pratteln. Das 1906 gegründete Unternehmen entwickelte und produzierte laut Webseite Zwischenprodukte als Zulieferer für Chemie- und Pharmafirmen.
Die kantonalen Behörden hatten der Rohner am 7. Juni den Abwasserhahn per sofort zugedreht, nachdem die Firma geforderte Massnahmen nicht wie vorgegeben ergriffen hatte. Dazu zählte eine echte Dichtigkeitsprüfung des Abwassersystems und eine markante Reduktion des Lagers flüssiger Abfälle auf dem Firmengelände.
Nach Auswertung diverser Messungen und Daten gehen die Baselbieter Behörden davon aus, dass von November 2018 bis Februar rund 15 Millionen Liter Industrieabwasser auf dem Rohner-Areal in den Untergrund versickert sind.
Leck verschwiegen
Das Unternehmen hatte das Leck in der Abwasserleitung bereits am 12. Februar entdeckt, die Behörden jedoch nicht informiert. Erst am 25. Februar wurde die Grundwasserverschmutzung entdeckt, als auf dem Rohner-Areal im Kantonsauftrag Routinemessungen vorgenommen wurden. Das Trinkwasser soll laut Behörden nicht verschmutzt worden sein.
Rohner hatte in der Vergangenheit schon mehrfach Negativschlagzeilen gemacht. Letzter grösserer Zwischenfall war eine Explosion im Februar 2016, bei der zwei Personen verletzt wurden, sowie in der Folge Probleme mit Gestank. Historische Grundwasserbelastungen mit Lösungsmitteln hatten 2005 eine Bodenluft-Absaugung ausgelöst.
(sda/tdr)