Zuerst kamen ABB, Nestlé und Novartis, dann folgten viele KMU. Schindler gar wurde chinesischerseits als erstes industrielles Gemeinschaftsunternehmen (Joint Venture) zu einem Aushängeschild, obwohl auch Schindler zu Beginn seines China-Abenteuers mit grossen Schwierigkeiten kämpfte.

Geschäfte mit den Chinesen machte jedoch schon viel früher die Firma Bühler in Uzwil, nämlich bereits vor 80 Jahren. Schon seit 20 Jahren besitzt sie eine Niederlassung in China und seit zehn Jahren eine Produktion. Insgesamt werden dort 700 Mitarbeiter beschäftigt. Kein Wunder, kennt das Uzwiler Unternehmen China schon lange genug, um den Beschäftigten, die mit dem Land Kontakte pflegen oder sogar dort leben, möglichst viele Steine aus dem Weg räumen zu können.

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Inzwischen ist der Weg nach China keine Einbahnstrasse mehr, denn vielen Schweizer Industrie- und Dienstleistungsunternehmen liegt daran, dass auch die Chinesen die Schweiz und die Mentalität der Schweizer kennen lernen. Von diesem Austausch profitieren dann beide Länder. So haben Bühler-Mitarbeiter regen Kontakt mit den Chinesen und kennen das Land oft schon von früheren Geschäftsreisen. Umgekehrt kommen Chinesen oft ins Uzwiler Headquarter und tauschen sich gegenseitig aus. Mitarbeiter, die für längere Zeit nach China gesandt werden, werden schon früh in die Projekte eingebunden und lernen Stück für Stück die kulturellen Fallstricke kennen.

Awareness-Seminare, Cross Culture Trainings, Workshops

Sprachkurse gehören zum absoluten Muss. Zur optimalen Vorbereitung nutzt Bühler alle erdenklichen Kanäle: Konsulate, Handelskammern, Reisebüros und Wirtschaftsvereinigungen in der Schweiz und in China. Mit Dr. Erwin Schurtenberger im Verwaltungsrat, dem ehemaligen Schweizer Botschafter in China, hat Bühler einen echten Trumpf im Spiel um Marktanteile in China.

Urs Hofmann, Global Head CS Business School, ist ein alter Fuchs in Sachen Vorbereitung auf China und andere asiatische Märkte. Derzeit entsendet die Credit Suisse Group zwar wenige Mitarbeiter nach China, doch sollen es mehr werden, und umgekehrt wächst auch die Zahl der chinesischen CS-Mannschaft in Zürich. China-Auserwählte sind oft Mitarbeiter, die bereits von der Kundentätigkeit her mit der Region zu tun hatten. In Awareness-Seminaren werden sie erst einmal auf das kulturelle und geschäftliche Anderssein vorbereitet. Dazu gibt es Checklisten, worauf steht, was sie erwartet. Da hat die Amtssprache nicht unbedingt Priorität und Chinesisch sollte aus Eigeninitiative gelernt werden. In der Regel reicht Englisch, zumindest fürs Business.

Was man in Seminaren nicht lernen kann, erfährt man dann im Lande, on the job mit Unterstützung der CS-Niederlassungen in Hongkong und Singapur. Credit Suisse hält das sich gegenseitige Verstehen, kulturell wie im Geschäftsleben, für ungemein wichtig, um die Akzeptanz zu fördern. Denn es gibt verschiedene Arten, Missverständnisse in China, Hongkong oder Asien aus dem Weg zu räumen. Urs Hofmann weiss, dass das angelsächsisch lässig ausgesprochene «Sorry» dort überhaupt nicht funktioniert. Im Gegenteil.

Unterstützung von Expatriates

Siemens Switzerland setzt stark auf eigene Erfahrungen von Mitarbeitenden, die bereits Einsätze vor Ort geleistet haben, sowie auf potenzielle Expatriates. Siemens bietet in der Schweiz für Mitarbeiter und deren Familien inklusive Kinder ein 2- bis 3-tägiges Seminar zur interkulturellen Vorbereitung an und arbeitet dabei mit einem externen Trainer und China-Kenner zusammen. Wichtig ist der Mix aus kulturellen und gesellschaftlichen Aspekten. Ebenso wichtig sind Bräuche, chinesische Geschichte, das tägliche Leben in China, wie man miteinander kommuniziert, China als Arbeitsplatz und die chinesische Kultur an der Arbeit. Siemens empfiehlt dazu bei Eintreffen eine 5-tägige Orientierungsreise. Unterstützt werden darüber hinaus alle Kontakte mit Ämtern, Visa-Anträge, Konsulatsbesuche, medizinische Vorsorgeuntersuchung, Steuerberatung usw.

Das kleine, feine Ibacher Unternehmen Victorinox hat schon zu Beginn des China-Booms Verkaufsseminare veranstaltet. Dabei ging es darum, die Gepflogenheiten der chinesischen Touristen und Geschäftsleute in der Schweiz herauszufinden. Ausserdem hat Victorinox sehr schnell begonnen, Prospekte und Verkaufsmaterial nicht nur in Englisch, sondern gleich in Chinesisch herzustellen.

Die Idee, Taschenmesser mit den Zeichen des chinesischen Horoskops herzustellen, verwarf Victorinox sehr schnell, denn die Chinesen wollten nun einmal das klassische rote Taschenmesser mit dem Schweizer Kreuz. Unterstützt wird das erfolgreiche KMU auch von der Victorinox-Vertretung in Hongkong und jetzt neu auch von Schweiz Tourismus, dem neuen Marketing-Partner. Dazu zapfen die Schwyzer alle Kanäle an wie Botschaften, Osec, OECD und andere.

Von Einheimischen ausgebildet und begleitet

«So wie wir für unsere chinesischen Mitarbeiter in der Schweiz sorgen, so werden unsere Mitarbeiter auch in China betreut», betont Urs Feitknecht, Leiter Corporate Communications von Feintool International Management AG in Lyss. Feintool betreibt seit Jahren eine eigene Niederlassung in Peking mit Zweigbüros in verschiedenen Industriezentren. Die für China tätigen Mitarbeiter der Gruppenfirmen und der zusätzlich vertretenen Firmen werden von einheimischen Mitarbeitern ausgebildet, eingeführt und begleitet. Das tun übrigens praktisch alle befragten Unternehmen und bauen auf On-the-job-Erfahrungen mit Chinesen oder China-Kennern.

In der Gruppe führt Feintool jährlich spezielle China-Tagungen mit chinesischen Mitarbeitern und speziellen Referenten durch, nimmt an wichtigen Messen teil, die von Osec oder Swissmem organisiert sind. Auf diese Organisationen kann Feintool auch dann zählen, wenn sich das Technologie-Unternehmen an eigenen Symposien gegenüber Kunden oder an Universitäten präsentiert.

Auf die Unterstützung von Expatriates und Kollegen, aber auch auf die von professionellen Dienstleistern wie etwa Relocation-Services zählen auch die Verantwortlichen von Georg Fischer in Schaffhausen. China-Auserwählte können sich an Seminaren und vorgängigen China-Reisen auf das Land vorbereiten. Doch erwartet Georg Fischer klar und das wird von allen Unternehmen als Muss vorausgesetzt , dass Schweizer Mitarbeiter in China oder anderen Ländern sich für diese Kulturen öffnen und die Gastkultur vertieft kennen lernen wollen und das am besten vor Ort mit einem lokalen Coach tun.

Eigeninitiative und Verständnis für das Neue

Urs Hofmann von der Credit Suisse Group ist der gleichen Meinung: «Wirklich lernen kann man nur vor Ort. Wenn sich jemand nicht wirklich für das Land und die Kultur interessiert, ist er meistens nicht der richtige Mann oder die richtige Frau. Nur mit Eigeninitiative und Verständnis für das Neue wird man akzeptiert und kann neue Kunden gewinnen.»

Dazu ein lakonischer Kommentar vom erfahrenen China- und Asien-Spezialisten Sepp Trittibach, der so zitiert in einem Artikel des China-Kenners und Medienmannes Peter Achten sich Gedanken über die gar nicht so unähnlichen Verhandlungspraktiken bei der Länder machte: «Im Grunde ist es doch so: Wenn Schweizer Schlitzaugen hätten, wären sie Chinesen.»

Infos: Wichtiges zum Thema China

Bücher:

Verlag Amazon

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To find partners suppliers buyers agents

www.bilibara.com

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Mandarin Level 1

Verlag: talk now

21. bis 29. Oktober für KMU

Cisema München/Peking und School for International Business in Zürich organisieren diese einwöchige China-Reise, die speziell auf KMU zugeschnitten ist. Angesprochen werden Mitarbeitende jener Firmen, die noch relativ wenig China-Erfahrung haben oder solche, die neue Branchen und lokale Anbieter kennen lernen möchten.

Infos über die School for International Business Zurich: Tel. 043 243 75 30,mail@elab.ch. (wien)