Die Anleger atmen auf. Auch hierzulande hat sich die Stimmung an den Aktienmärkten in den letzten Tagen wieder merklich aufgehellt. Dies, nachdem zahlreiche Auguren als Folge der Korrektur an den chinesischen Börsen Ende Februar bereits die nächste Baisse prophezeit hatten.

Innerhalb der letzten Woche verbesserte sich der SMI um über 2%, während im Epizentrum der jüngsten Börsenturbulenzen gar eine noch deutlichere Erholung festgestellt wurde. Der gemeinsame Leitindex der Börsen Schanghai und Shenzhen, der Shanghai Shenzhen 300 Index, machte seit dem 5. März, mit einem Plus von 8,7%, einen Grossteil der bisherigen Verluste wieder wett. «Die Märkte in Asien und insbesondere in China haben sich erholt», hat Oliver Stönner, Emerging-Markets-Experte bei Cominvest, festgestellt.

Doch die Frage, wie stabil die Erholung der letzten Tage ist, beschäftigt zurzeit zahlreiche Marktspezialisten. Einerseits stehen die Vorzeichen gut, dass sich der Aufwärtstrend in den nächsten Monaten fortsetzen wird. Andererseits werden aufgrund der überhitzten Märkte weitere Korrekturen erwartet.

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Stimmung in China bleibt positiv

Für eine anhaltende Aufwärtsbewegung sprechen einige Faktoren. Nach wie vor ist die Stimmung der Anleger an den chinesischen Finanzmärkten ausgesprochen positiv, was angesichts der hohen Gewinne, die sie im vergangenen Jahr einfahren konnten, nicht weiter erstaunt. «Bereits kurz nach dem Börseneinbruch wurden neue Investmentfonds aufgelegt, die mehrfach überzeichnet waren», erklärt Michael Lai aus Hongkong, Fondsmanager und Asienspezialist von GAM. Gleiches gilt für neue Börsengänge, die ungeachtet der Turbulenzen stattfanden.

Hinzu kommt, dass die Kursabgaben bei Papieren der grossen, internationalen Gesellschaften mit einem Minus von gut 3% am 27. Februar geringer als im Gesamtmarkt ausfielen. Diese im MSCI China enthaltenen Titel sind für Ausländer frei handelbar, während die sogenannten A-Aktien den inländischen Investoren vorbehalten sind sowie institutionellen Anlegern, welche die Kriterien der Qualified-Institutional-Investor-Regelung (QFII) erfüllen.

Zwar mussten einzelne Anleger einige Verluste hinnehmen, grössere Schwierigkeiten eines bedeutenden Investors wurden aber nicht bekannt. Und nicht zuletzt stimmt auch die konjunkturelle Basis. Die Realwirtschaft entwickelt sich in China weiterhin auf Hochtouren.

Für den Kurssturz macht Michael Lai denn auch nicht grundlegende Probleme an den chinesischen Finanzmärkten verantwortlich, sondern die Kumulation von Einzelereignissen. Einerseits haben auch die Äusserungen von Alan Greenspan und einige US-Konjunkturdaten zum Kursrutsch beigetragen. Andererseits haben Investmentfonds Aktien verkauft, um die Ausschüttung an ihre Anleger vornehmen zu können, was von den Privatinvestoren als Verkaufszeichen interpretiert wurde.

Volatiler Markt erwartet

Trotz der grundsätzlich positiven Faktoren bleibt die Unsicherheit über die Entwicklung an den chinesischen Märkten und ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft bestehen. «Die hohen Bewertungen sind zwar etwas zurückgekommen, doch haben sich die Börsen noch nicht wirklich abgekühlt», hat Oliver Stönner bemerkt.

Nach wie vor sind die Aktienmärkte von Schanghai und Shenzhen recht stolz bewertet, was die Gefahr einer erneuten Korrektur verstärkt. Gemäss Michael Lai darf man die Bewertung allerdings nicht losgelöst von der realen Wirtschaftsentwicklung in China sehen. «Es ist etwas anderes, ein KGV von 35 zu bezahlen, wenn eine Wirtschaft mit 10% pro Jahr wächst, als wenn sie nur um 2% steigt», so Lai. Dennoch, in den nächsten Monaten erwartet auch er an den chinesischen Märkten eine höhere Volatilität. Neben der relativ hohen Bewertung der Aktien hängt dies mit dem Anlegerverhalten der Privatinvestoren zusammen. «Die Investoren legen gegenwärtig sehr kurzfristig an und sind entsprechend tradingorientiert», ist Michael Lai überzeugt.

Schweizer Börse stark betroffen

Die Auswirkungen eines Kurssturzes in Asien auf die Weltwirtschaft konnten Ende Februar beobachtet werden, als sich die Korrektur wie ein Lauffeuer über die globalen Finanzmärkte ausbreitete. Den deutlichsten Rückgang innerhalb Europa musste dabei die Schweizer Börse verkraften (siehe Grafik). «Durch die sektorale Struktur der Indizes und die hohe Internationalität der Schweizer Firmen ist sie stark vom internationalen Klima abhängig», begründet Oliver Stönner. Hinzu kommt, dass die Schweizer Börse zuvor eine hohe Performance erzielt hat. Eine erneute Korrektur an den chinesischen Märkten würde sich somit wiederum verstärkt am Schweizer Aktienmarkt manifestieren.