Den Schweizer Vermögensverwaltern bläst in China nach Einschätzung der Beratungsfirma Boston Consulting Group ein kalter Wind um die Ohren. «Es ist ein extrem hart umkämpfter Markt», sagte BCG-Partnerin Anna Zakrzewski anlässlich der Publikation des «Global Wealth Reports» am Donnerstag. «Man sollte die chinesischen Banken nicht unterschätzen, die in den letzten zwei Jahren einen grossen Schritt gemacht haben und ihre Vermögensverwaltung professionalisiert haben», betonte sie. Bei ihnen liege auch ein grosser Teil des chinesischen Vermögens.
In den vergangenen Jahren haben viele westliche Banken versucht, in dem rasch wachsenden asiatischen Markt ihr Geschäft auszubauen. Die UBS war das erste ausländische Institut, das von den chinesischen Behörden grünes Licht für eine Mehrheitsbeteiligung an einem Börsenhandelsunternehmen bekommen hatte. Mittlerweile ziehen andere Banken nach - darunter auch die Credit Suisse.
Missglückter Kommentar sorgt für böses Blut
Zuletzt musste die UBS in der Region jedoch Rückschläge einstecken: Der missglückte Kommentar eines ihrer Ökonomen sorgte jüngst für böses Blut in der chinesischen Finanzbranche. Einige Monate zuvor hatten die Behörden einer Kundenberaterin in der UBS-Vermögensverwaltungssparte die Ausreise aus dem Land verweigert.
Die Banken selbst seien sich möglicher Fallstricke durchaus bewusst, sagte Zakrzewski. «Ich glaube, die Banken unterschätzen die Risiken nicht. Deswegen sind auch relativ wenige Schweizer Banken so aktiv in China» - obwohl die Wachstumsmöglichkeiten angesichts der steigenden Zahl neuer Millionäre gross seien.
Um in China erfolgreich zu sein, müssten westliche Banken ein sehr gutes digitales Angebot haben. «Wenn man in China gewinnen möchte, dann muss man per WeChat mit Kunden sprechen und ein Konto in 30 bis 45 Sekunden aufmachen. Die wenigsten westlichen Banken sind in der Lage, das heute abzuliefern», sagte die BCG-Beraterin.
(reuters/gku)