Mit dem Startschuss für die Technologiebörse Star Market läutet China Experten zufolge seine bislang kühnste Kapitalmarktreform ein. Das nach der US-Börse Nasdaq modellierte Segment gibt chinesischen Firmen mehr Freiheiten, bei Investoren Geld einzusammeln.

Am Montag debütieren 25 Unternehmen aus Zukunftsbranchen wie Computerchips, Künstliche Intelligenz und Biotechnologie am Star Market, der von der Shanghaier Börse betrieben wird. Anders als in anderen Segmenten wird der Ausgabepreis allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt und nicht von staatlichen Vorgaben beeinflusst. Auch bei Timing und Emissionsvolumen haben Behörden kein Mitspracherecht.

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Im täglichen Handel sind die Grenzen ebenfalls weiter gesteckt. In den ersten fünf Tagen nach Debüt eines Papieres ist dessen Kurs komplett freigegeben. Danach wird bei einem Kursausschlag von 20 Prozent der Handel mit dem betroffenen Titel vorübergehend gestoppt. In den übrigen Segmenten in China liegt dieses Limit bei zehn Prozent.

Kursturbulenzen voraus

Vor diesem Hintergrund warnt Terence Lin, Chef der Investmentbank World Financial, vor Kursturbulenzen am Star Market. Beim Vorbild Nasdaq beherrschten Profi-Anleger das Geschehen. Die neue chinesische Börse könne dagegen zum Spielplatz spekulativ orientierter Anleger werden.

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«Viele Kleinanleger kaufen Aktien aufgrund von Empfehlungen in Sozialen Medien, ohne zu wissen, was diese Unternehmen tun.» Vor diesem Hintergrund betonten Analysten, der Erfolg von Star Market hänge davon ab, ob auch Grosskonzerne wie der Amazon-Rivale Alibaba oder der Facebook-Konkurrent Tencent ihre Aktien dort handeln lassen.

Die 25 Star-Market-Pioniere sammelten bei Investoren insgesamt umgerechnet rund fünf Milliarden Euro ein. Dabei übertraf der Ausgabepreis den Gewinn je Aktie teilweise um das 171-fache. Im US-Index Nasdaq liegt das sogenannte Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) derzeit bei etwa 24 und im deutschen Technologie-Index TecDax bei rund 28. Unter chinesischen Kleinanlegern übertraf die Nachfrage nach den Anteilsscheinen der Debütanten das Angebot den Angaben zufolge um das 1700-fache.

China hat bereits mehrfach versucht, eine Börse für wachstumsstarke Unternehmen aufzubauen. Die vor etwa zehn Jahren gestartete ChiNext wurde von zahlreichen Betrugsskandalen erschüttert. Der ausserbörslichen Handelsplattform New Third Bord kehrten Anleger und Emittenten ebenfalls schnell den Rücken.

(awp/tdr)