Vertrauen, Sicherheit und Qualität - das sind Attribute, auf die chinesische Konsumenten beim Einkauf zunehmend setzen. Zu oft sind sie in den vergangenen Jahren von eigenen Erzeugnissen enttäuscht worden, besonders bei den Lebensmitteln. Umweltverschmutzung, vergiftete Böden und dreckige Gewässer führten dazu, dass Chinesen der einheimischen Produktion nicht mehr bedingungslos vertrauen. Höhepunkt war der Fund des gesundheitsgefährdenden Stoffes Melamin in Milchpulver, Joghurt und Glacé.
Da verwundert es nicht, dass sich der Export von Milch- und Molkereiprodukten aus der Schweiz nach China in den letzten fünf Jahren verzehnfachte. Zwei Millionen Kilo gehen heute Jahr für Jahr in die Volksrepublik. Aus der Schweiz mischen beispielsweise neben den grossen Herstellern wie Hochdorf, Emmi und Nestlé auch kleinere Milchverarbeiter im Reich der Mitte mit – wie etwa Nordostmilch.
Schweizer Berggefühl inklusive
Nordostmilch aus Winterthur verkauft unter der Marke Swissmooh seine Produkte nicht nur online, sondern betreibt in der ostchinesischen Stadt Qingdao sogar einen Flagship-Store. Im Regal: Milch, Käse und Joghurt aus der Schweiz. Alles wird hierzulande hergestellt und nach China verschifft.
Das hat seinen Preis: Ein Liter Swissmooh-UHT-Vollmilch kostet umgerechnet 5,20 Franken. Für einen Liter UHT-Milchdrink müssen die Chinesen 4,70 Franken Zahlen. Mit dem Slogan «100 Percent Swiss Alpine Milk» wird den Chinesen auch das 8500 Kilometer entfernte Lebensgefühl der Schweizer Berge mitgeliefert. Detaillierte Zahlen zum chinesischen Markt gibt Nordostmilch nicht preis. Neben China peilen die Swissmooh-Macher auch die Emirate, Honkong, Singapore und Japan an.
China weckt Schweizer Interesse
Noch ist Nordostmilch den Genfer Kollegen von Laiteries Réunies de Genève (LRG) einen Schritt voraus: Auch am Genfersee ist der scheinbar unendlich grosse Markt in Ostasien ein Thema. Vor zwei Monaten empfingen die Genfer Milchverarbeiter Gäste aus China – die Kontakte sollen laut LRG vielversprechend sein, es soll sich «etwas Konkretes» ergeben.
Der Freiburger Michkonzern Cremo aus Villars-sur-Glâne bestätigt ebenfalls Kontakte nach China. Im Moment sind die Freiburger daran den Markt zu analysieren. Fürs Erste dürften Milchpulver und Proteinkonzentrate aus den Cremo-Werken nach China geliefert werden.
Nestlé produziert vor Ort
Die Präsenz der Schweizer Milchverarbeiter in Asien ist sehr unterschiedlich: Hochdorf etwa setzt bereits ein Viertel seiner Babynahrung in China ab, bei Emmi macht das Asiengeschäft dagegen nur gerade 0,7 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Anders Nestlé: In Shuangcheng betreibt der Nahrungsmittelmulti eine Molkerei mit einer Fläche von 600'000 Quadratmetern und rund 10'000 Kühen.