Wenn am Mittwoch dieser Woche um 7.20 Uhr der Air-China-Flieger vom Typ Airbus 330 in Kloten aufsetzt, ist für den Empfang alles parat: Die Feuerwehr des Flughafens Zürich begrüsst das Flugzeug per Wasserfontäne. Danach steht eine Zeremonie inklusive Ribbon-Cutting auf dem Programm.
Es gibt einiges zu feiern: Der Flughafen Zürich kann mit Air China eine neue Airline begrüssen, die seit dem Jahr 1999 nicht mehr in Zürich aktiv gewesen ist. Völlig neu ist Air China in der Schweiz allerdings nicht: Seit 2013 steuert sie dreimal pro Woche den Flughafen Genf an.
Expansionskurs in der Schweiz
Doch Air China ist nicht als einzige chinesische Airline hierzulande auf Expansionskurs. Auch Hainan Airlines drängt nach Zürich. Dies geht aus Informationen hervor, die die chinesische Luftverkehrsbehörde CAAC auf ihrer Webseite veröffentlicht hat. Demnach will Hainan Airlines ab Februar 2018 dreimal pro Woche von Shenzhen nach Zürich fliegen.
«Das Vorhaben zeigt den Trend, dass chinesische Airlines immer mehr Direktverbindungen nach Europa anbieten wollen», sagt Thomas Jaeger, Chef des Luftfahrt-Informationsanbieters ch-aviation. Hainan Airlines gehört zur HNA Group. Das Konglomerat ist investiert in Fluggesellschaften, zu ihm gehören auch Flughafen-Dienstleister wie Swissport sowie Hotels, Banken und Immobilien.
Bewerbung um Streckenkonzessionen
Ob Hainan Airlines tatsächlich nach Zürich kommt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen: «Gespräche finden zwar statt, aber es liegen uns noch keine gesicherten Informationen vor», sagt eine Sprecherin des Flughafens Zürich. In China sei es so, dass auf einer Strecke jeweils nur ein Carrier zugelassen sei. «Eine Fluggesellschaft muss sich also früh um Streckenkonzessionen bewerben beziehungsweise diese bei der Regierung eingeben.» Hainan ist im Linienverkehr letztmals von Mai 2011 bis September 2013 nach Zürich geflogen.
Ohnehin müsste dem Vorhaben von Hainan Airlines das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) zustimmen. Dort ist laut einer Sprecherin noch kein Antrag von Hainan Airlines eingegangen. Plane Hainan Airlines tatsächlich diesen Schritt, sei wohl erst Ende dieses Jahres mit einem Antrag beim BAZL zu rechnen.
Angebot an Direktflügen wächst deutlich
Sicher ist: Mit Air China wächst am grössten Schweizer Flughafen das Angebot für Direktflüge zwischen den beiden Ländern deutlich. Das ist entscheidend für Geschäftsreisende wie für Touristen. Bisher sind Direktflüge auf der Strecke Zürich-Peking fest in der Hand von Swiss International Air Lines. Nun wird Air China viermal pro Woche nach Zürich fliegen, bald soll es sogar täglich sein. Nach Shanghai ist mit sieben Flügen pro Woche weiterhin nur Swiss am Start. Nach Hong Kong gibt es pro Woche sieben Flüge mit Swiss, allerdings auch sieben Flüge mit Cathay Pacific.
Air China ist die staatliche Fluggesellschaft des Landes, hat 27'000 Mitarbeiter und betreibt rund 390 Flugzeuge. Bisher bedient Air China ab Peking 39 Länder. Ausserdem steuern die Flieger von Air China innerhalb des Landes 108 Destinationen an.
Passagierzahlen in gigantischen Dimensionen
Hinter den USA ist China der zweitgrösste Luftfahrtmarkt der Welt. Die Grössenunterschiede zwischen den Flughäfen Chinas und Europas sind erheblich: Während der Flughafen Zürich im Jahr 2016 knapp 30 Millionen Passagiere abfertigte, waren es in Peking im selben Zeitraum 94 Millionen Menschen. Das macht Pekings Flughafen nach Atlanta in den USA zum zweitgrössten Airport der Welt.
Die grosse Bevölkerungszahl von rund 1,4 Milliarden Menschen und die wachsende, reisefreudige Mittelschicht befeuern das Wachstum der chinesischen Luftfahrtindustrie. Die Branche hat aus Sicht der chinesischen Regierung bei ihren Expansionsplänen einen hohen Stellenwert.
Die wirtschaftlichen und politischen Verbindungen zwischen der Schweiz und China sind in den vergangenen Jahren stetig enger geworden. China ist seit 2010 der wichtigste Handelspartner der Schweiz in Asien und der insgesamt drittwichtigste Handelspartner hinter den USA und der Europäischen Union. Viele Schweizer Firmen sind in chinesischer Hand. Das jüngste Beispiel ist die Übernahme des Schweizer Agrochemie-Konzerns Syngenta durch den Staatskonzern ChemChina.
Hoffnungen für den Tourismus
Nicht nur Geschäftsleute reisen vermehrt zwischen den beiden Ländern. Auch touristisch soll es durch die neue Verbindungen wieder Wachstum geben: Bis zu 30'000 zusätzliche Übernachtungen von Chinesen in der Schweiz bis Ende des Jahres erhofft sich Schweiz Tourismus laut der Nachrichtenagentur SDA durch die neue Air-China-Verbindung in Zürich.
Bei seiner Expansion in Europa setzt Air China auf Kooperation mit Lufthansa und Swiss: Die Lufthansa-Gruppe und Air China hatten im vergangenen Herbst ein Abkommen geschlossen, das im April 2017 in Kraft trat. Die Flüge zwischen Zürich und Peking werden von Air China und Swiss im Codeshare angeboten. Air China ist seit dem Jahr 2007 Teil des Luftfahrtbündnisses Star Alliance, zu der Lufthansa und Swiss gehören.
Joint-Venture mit Lufthansa
Lufthansa und Air China hatten das Joint-Venture unterzeichnet, um die «geschäftliche Zusammenarbeit zu intensivieren», wie es damals hiess. Ziel sei, das gemeinsame Streckennetz in China und Europa auszubauen und die Flugpläne zu optimieren. Ein solches Joint-Venture ist eine deutlich engere Zusammenarbeit als lediglich ein Codeshare-Abkommen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte: «Der chinesische Luftverkehrsmarkt ist einer der wichtigsten Wachstumsmärkte weltweit. An diesem Wachstum wollen wir mit Air China profitabel teilhaben.»
Konkret für das Geschäft in Zürich bedeutet die Zusammenarbeit laut einer Swiss-Sprecherin: «Beispielsweise hat Swiss einen Codeshare auf dem Air-China-Flug Genf-Peking und Air China einen Codeshare auf dem Swiss-Flug Zürich-Peking.»
So könnten Swiss und Lufthansa den Kunden über Peking mit Air China weitere Destinationen in China anbieten, während Air China über Hubs wie zum Beispiel Zürich, Frankfurt und München Destinationen in Europa vermarkten könne. Swiss werde im Sommerflugplan wie bisher täglich Flüge zwischen Zürich und Peking anbieten. Das Angebot von Air China kommt also zusätzlich hinzu.