Für die meisten Retail-Experten war die Meldung von Ende Januar ein weiteres Zeichen dafür, dass der stationäre Handel in den USA nicht mehr aus dem Kriechgang-Modus herausfindet: Vor drei Wochen kündigte der belgische Schokoladenhersteller Godiva an, all seine Läden in Nordamerika zu schliessen.
Die globale Schoko-Spitzenmarke, seit 2007 im Besitz des türkischen Yildiz-Konzerns, warf das Handtuch für 128 Läden, davon elf in Kanada. Dies auch deshalb, weil die Frequenzen an Shopping-Center-Lagen massiv eingebrochen waren.
Glaris goes USA
Aber nicht alle Händler und Hersteller schreiben den stationären Retail in den USA tel-quel ab. Wie der Schweizer Chocolatier Läderach heute bekanntgibt, werde man die Mietverträge für 34 Godiva-Filialen in den USA übernehmen.
Damit setzen die Glarner ihre US-Expansion mit einem Paukenschlag fort. Bisher war Läderach mit vier Shops in den Vereinigten Staaten vertreten, zwei davon in New York, einer in New Jersey und einer in Washington D.C. Mit dem Godiva-Move kann Läderach seine stationäre USA-Präsenz auf einen Schlag fast verzehnfachen.
Schwerpunkt Ost- und Westküste
Welche Läden sich die Schweizer konkret aus dem Godiva-Ladenfriedhof herausgepickt haben, wollen sie noch nicht bekanntgeben. Johannes Laederach, CEO der Läderach-Gruppe, sagt dazu: «Wir können die Standorte jetzt noch nicht nennen, das wird erst an Ostern möglich sein.» Was einstweilen bekannt ist: «Die 34 Chocolaterien liegen quer über die ganze USA verstreut, mit einem Schwerpunkt an Ost- und Westküste.»
Ebenso wisse man jetzt schon, dass man an allen 34 neuen Standorten die bisherigen Godiva-Teams übernehmen werde.
Standort-Tracking per Webshop
Was sich US-Retail-Kenner natürlich fragen: Warum soll Läderach an Standorten erfolgreich sein, die Godiva selber nicht zum Fliegen gebracht hatte? Die Glarner vertrauen auf ihr Research, sagt Johannes Läderach: «Wir konnten über die letzten Monate alle ehemaligen Godiva-Standorte analysieren und haben die besten herausgepickt.»
Welches die vielversprechendsten Lagen seien, habe man dabei mittels Online-Standort-Tracking über den eigenen E-Commerce-Kanal ermittelt: «Über unseren US-amerikanischen Web-Shop können wir Bedürfnisse und Herkunft unserer US-Kunden tracken und damit die Traffic-Chancen in den stationären Chocolaterien realistisch einschätzen.»
Das Umflaggen der 34 Filialen von Godiva auf Läderach passiert nicht sofort, sondern wird noch ein paar Monate dauern, sagt Läderach: «Das wird voraussichtlich im Juni und Juli 2021 geschehen.»
2 Kommentare
Expansion kostet viel Geld... Das hat man sich bei den Sozialplänen gespart - eine widerliche Sache!
Ich boykottiere Läderach!
Zeigt jedoch auch, dass so unter dem Strich mehr neue Arbeitsplätze entstehen, als wenn man es in Sozialpläne, ohnehin Arbeitslosenversicherter investiert hätte. Oder warum zu viel Sozial am Ende oft mehr schadet...