Was die Familie Scheufele, die 1963 das traditionsreiche Genfer Uhrenunternehmen Chopard übernahm, in den vergangenen 40 Jahren erreicht hat, verdient Respekt und Anerkennung. Getrieben vom Willen der Unabhängigkeit suchte Karl Scheufele, der in dritter Generation die 1904 in Pforzheim gegründete Schmuckuhrenfabrik leitete und früher die Uhrwerke aus der Schweiz bezog, eine eigene Manufaktur. Fündig wurde er in Genf, wo der damals 80-jährige Paul André Chopard die 1860 gegründete Uhrenfabrik ebenfalls in dritter Generation leitete und mangels Interessenten in der eigenen Familie nach einem Käufer Ausschau hielt. Deshalb wurden die beiden rasch handelseinig.

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Vom früheren Ruhm des Traditionsunternehmens Chopard war allerdings nicht viel übrig geblieben. Doch Karl Scheufele hatte seine fachlichen wie kaufmännischen Fähigkeiten schon einmal bewiesen, als er 1958 in die Fussstapfen seines erkrankten Vaters trat und den überschuldeten Familienbetrieb zuerst sanieren musste. Auch die Chopard-Ateliers in Genf wurden modernisiert, um Uhrwerke für das Pforzheimer Schmuckuhren-Unternehmen herzustellen. Fortan wurden die Uhren unter dem Markennamen Chopard verkauft.

Ein Familienclan wie aus einem grossen Spielfilm

Damit legte das Ehepaar Karin und Karl Scheufele den Grundstein für die heute einzigartige, weltweit renommierte Luxusmarke Chopard. Das Uhrenangebot ist im Laufe der Zeit mit Schmuck und einer umfangreichen Accessoires-Kollektion mit Parfums, Seidentüchern, Brillen und Porzellan ausgebaut worden. Letzteres wird weltweit exklusiv in 72 Chopard-Boutiquen und 95 Corners angeboten. Die Uhren- und Schmuckkollektionen werden in eigenen Werkstätten in Genf-Meyrin, Fleurier und Pforzheim produziert, weltweit über zehn Chopard-Filialen vertrieben und ausser in den Boutiquen auch in mehr als 1200 ausgesuchten Fachgeschäften verkauft.

Chopard wächst jedes Jahr über dem Branchendurchschnitt, erzielt mit dem Verkauf von jährlich rund 65000 Uhren und 60000 Schmuckstücken einen Umsatz von über 500 Mio Fr. und beschäftig weltweit über 1200 Mitarbeitende, die sich aus 45 verschiedenen Berufen zusammensetzen. Ferner werden im betriebseigenen Ausbildungszentrum über 20 Lehrlinge ausgebildet.

Während Karin und Karl Scheufele das Unternehmen weiterhin präsidieren, leiten ihre beiden Kinder Karl-Friedrich und Caroline als Vize-Präsidenten die beiden Hauptbereiche: Caroline Gruosi-Scheufele die Bereiche Design und Kreation Schmuck sowie Accessoires, ihr älterer Bruder Karl-Friedrich die Manufaktur in Fleurier und die Divisionen Herrenuhren, Marketing, Werbung und Kommunikation.

Fragt man ihn nach dem Schlüssel zum Erfolg des Unternehmens, fällt sofort das Wort «Qualität»: «Qualität ist ein dauernder Prozess sich immer noch mehr anstrengen und Mühe geben. Dabei ist der Mensch das Wichtigste, weshalb unsere Familie einen sehr persönlichen und direkten Kontakt zu den Mitarbeitenden pflegt.»

Dass auch Karl-Friedrichs Frau Christine im Betrieb mitarbeitet, obwohl die beiden drei Kinder gross ziehen, ist im Familienclan eine Selbstverständlichkeit. Die Familie dazu zählt auch Carolines Ehemann Fawaz Gruosi trifft sich regelmässig, um die Firmenstrategie zu besprechen sowie Ideen und Gedanken auszutauschen. Dies führe zu «befruchtenden Lösungen», heisst es aus dem direkten Umfeld der Scheufeles. Jedes Familienmitglied geht zudem häufig auf Reisen, um die eigenen Betriebe und Konzessionäre zu besuchen und das Unternehmen weltweit persönlich zu repräsentieren.

Als passionierter Pendulen- und Oldtimer-Sammler liebäugelte Scheufele junior in den 80er Jahren mit der Rückkehr zur Mechanik. Sehr zur Skepsis seines Vaters. Zu jener Zeit hatte Chopard mit der eigenen Herstellung von Uhrengehäusen und Bändern sowie allen möglichen Einzelteilen bereits eine hohe Fertigungstiefe erreicht. Doch der Juniorchef war überzeugt, dass mechanische Herrenuhren Zukunft besitzen. Er wollte dort anknüpfen, womit der Firmengründer Louis-Ulysse Chopard bis nach Russland an den Hof des Zaren berühmt geworden war.

Nur mit der Herstellung eigener Werke kann sich ein Uhrenhersteller Manufaktur nennen. «Echte Manufakturen kann man heute in der Schweiz an beiden Händen abzählen», schwärmt Scheufele junior und ist sichtlich glücklich, dass Chopard seit acht Jahren zum erlauchten Kreis gehört. Dafür investierte das Familienunternehmen vier Jahre Entwicklungszeit und 4 Mio Fr. Das erste mechanische Uhrwerk L.U.C 1.96 (Initialen des Firmengründers Louis-Ulysse Chopard) mit automatischem Aufzug, doppelt übereinander gelagertem Federhaus, einer Breguet-Spirale und einem aus 22 Karat Gold bestehendem Mikrorotor erhielt sogleich den begehrten Poin™on de Genève (siehe «Reserviert für Uhren aus Genf»). Die erste Uhr mit diesem Werk die auf 1860 Stück limitierte Chopard L.U.C 1860 wurde 1997 vom Magazin «Uhren-Welt/Montres Passion» zur «Uhr des Jahres» erkoren. Ein geeigneter Produktionsstandort wurde in Fleurier gefunden, nur 40 km entfernt von Sonvilier, dem Ursprungsort von Chopard.

Dann ging alles viel schneller als die Familie Scheufele inklusive Karl-Friedrich sich vorstellen konnte. Das erste Kaliber ist inzwischen mit fünf Varianten unter anderem für die L.U.C Sportuhr, die Taucheruhr Pro One sowie die Zweizeiten-L.U.C GMT weiter ausgebaut worden. Dazu kam das Formwerk-Kaliber 3.97 für die L.U.C Tonneau.

Auf der «Basel 2000» konnte eine Weltpremiere vorgestellt werden: Die L.U.C Quattro mit dem Handaufzugskaliber 1.98, das ebenfalls den Poin™on de Genève erhielt. Dieses neue Werk ist eine Innovation mit zwei mal zwei übereinander liegenden und in Serie geschalteten Federhäusern, die eine Gangreserve von neun Tagen ermöglichen. Das L.U.C-Quattro-Tourbillon mit dem neuen, aus 224 Einzelteilen gefertigten Handaufzugskaliber L.U.C 1.02 mit Genfer Siegel ist der vorläufige Höhepunkt.

Heute beschäftigt Chopard in Fleurier 72 Personen, die im vergangenen Jahr 3000 Manufaktur-Uhrwerke L.U.C herstellten. Alle wurden von der offiziellen Prüfstelle COSC als Chronometer zertifiziert. Die Entwicklungs- und Investitionsmillionen sind amortisiert, die Manufaktur schreibt schwarze Zahlen und Vater Scheufeles anfängliche Skepsis hat längst einer ehrliche Bewunderung Platz gemacht. Mit der Rückkehr zur Mechanik mit eigenen Uhrwerken hat Chopard den Geist der Zeit erkannt und den Wertewandel voraus gesehen.

Gut möglich, dass Fleurier auf dem besten Weg ist, etwas von seiner glänzenden Vergangenheit zurückzugewinnen. Nachdem Meisteruhrmacher Michel Parmigiani aus Fleurier Anfang der 90er Jahre im Entwicklungsteam Chopard mitwirkte, sitzen sich die beiden leidenschaftlichen Uhrenhersteller erneut in einer Arbeitsgruppe gegenüber. Diesmal geht es gemeinsam mit der mittlerweile fusionierten Manufaktur Vaucher-Parmigiani um die Erarbeitung von Kriterien für ein Qualitätssiegel von Fleurier. Damit sollen dereinst COSC-geprüfte Chronometeruhren ähnlich dem Genfer Siegel, aber moderner weil ortsunabhängig ausgezeichnet werden.

«Hier haben wir den Luxus, Qualität zu pflegen. Und genau da liegt die Chance für die Schweiz, nicht im Massengeschäft», ist Karl-Friedrich Scheufele überzeugt. Seine Leidenschaft für alles, was er tut, ist ansteckend und von Erfolg gekrönt. Deshalb sind weder Fusionen noch Übernahmen ein Thema für Chopard: «Wir wollen wie bisher aus eigener Kraft organisch wachsen. An Ideen und Ausbauzielen mangelt es uns nicht und auch am Spass nicht, diese gemeinsam zu realisieren.»

Poin™on de Genève: Reserviert für Uhren aus Genf

Das Genfer Siegel besteht aus einem Stempel in Form des Genfer Stadtwappens, welcher Qualitätsuhren vorbehalten ist, die auf Genfer Kantonsgebiet zusammengesetzt und deren Werke nummeriert worden sind.

Sämtliche Werkstücke müssen den Vorschriften des Genfer Uhrenkontrollamtes entsprechen. Die rigorose Prüfung umfasst über zehn Qualitätsanforderungen, die genauestens überprüft werden. (sr)

Mille Miglia: Ein Hauch Liebe zum Autorennsport

Die Sportwagen-Rennen «Mille Miglia» auf der 1000-Meilen-Rundstrecke Brescia-Rom-Brescia zählen zu den legendärsten Autosportveranstaltungen. Da Karl Scheufele und sein Sohn Karl-Friedrich von Oldtimern fasziniert sind und auch einige spezielle Modelle besitzen, entschieden sie sich 1988 für ein Sponsoring-Engagement, das beide auch aktiv als Teilnehmer unterstützen. Am diesjährigen Rennen vom 6. bis 9. Mai 2004 fährt Karl Scheufele mit Albert Carreras in einem Mercedes 300 SL mit Flügeltüren mit, während Karl-Friedrich und Christine Scheufele die Strecke in einem Bentley Le Mans 1929 zurücklegen werden.

Die Partnerschaft stand gleichzeitig bei der Kreation einer neuen Uhrenkollektion Pate, welche die sportliche Seite von Chopard verkörpert und jedes Jahr mit einem weiteren Modell ergänzt wird. Das Modell «Mille Miglia 2004» ist ein Chronometer-Chronograph (COSC geprüft) mit einer zweiten Zeitzone auf der Lünette und einem Tachometer auf dem Zifferblatt. Die ganz in Schwarz gestaltete Sportuhr ist mit einem Barrenia-Lederarmband mit grossen Löchern ausgerüstet, dessen Design an die Lenkräder früherer Rennsportwagen erinnert.



Zeitzeichen

«Die Zeit wartet auf keinen - auch nicht auf dich.»

Mick Jagger, 61, englischer Rockmusiker



Zeitzeichen

«Die Zeit rast davon - getrieben von der Panik der Eintagsfliegen.»

Nikolaus Cybinski, 68, deutscher Aphoristiker