Warum endete das Projekt Basel City Logistik als Flop? Dieser Frage ging ein Workshop des BCL-Trägerschaftsvereins in Basel nach. Anlass der Retrospektive war ein Jubiläum ohne Grund zum Jubilieren: Der Start des Pilotversuchs am 1. September 1994. Dessen ehrgeiziges Ziel, den innerstädtischen Lieferverkehr umweltentlastend zu bündeln, verlief schon gut zwei Jahre später im Sand. Seither erinnert nur noch der zur Diskussionsplattform für Verwaltung, Detailhandel und Transportwirtschaft degradierte Trägerschaftsverein an den Pioniergeist jener Tage.

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An seiner GV beschloss der Vorstand, sich endgültig von der Bündelungsidee zu verabschieden, gleichzeitig aber seine Basis als Ansprechpartner für alle Logistik- und Güterverkehrsfragen zu verbreitern.

Die Gründe des Scheiterns

Rückblende: Vielen Stadtkernen mangelte es an effizienten Versorgungssystemen. Das Gros der Fahrzeuge war schlecht ausgelastet. Ihr Einsatz wurde unzulänglich koordiniert. Obwohl das Konzept des Schulterschlusses von Firmen mit gleicher Interessenlage Sinn macht, können sich Fuhrunternehmer nur unter externem Druck für den Teamgedanken erwärmen. Hauptgrund: Der mehrmalige Güterumschlag kompliziert und verteuert die Beförderung und damit citylogistische Joint Ventures. Dies umso mehr, als das Internet und der darüber abgewickelte E-Commerce der Logistikbranche neue Perspektiven eröffnet haben. Sie erleichtern die innerbetriebliche Bündelung und Vordisposition physischer Warenflüsse. So ist der Leidensdruck, Lieferfahrzeuge im Pool einzusetzen, weit gehend passé. Heute kann deren akzeptable Auslastung per virtueller Bündelung auch von «Einzelkämpfern» erzielt werden.

«Damals», rekapitulierte Projektleiter Christian Aeschlimann die ambivalente Ausgangslage vor zehn Jahren, «wollten zwar alle Beteiligten weniger Umweltbelastung, aber es durfte nichts kosten.» So schlossen sich mehrere Transporteure und Spediteure zusammen, um mit energie- und umweltfreundlichen Fahrzeugen von einem zentral gelegenen Punkt die Innenstadt zu versorgen. Ihr Fuhrpark umfasste drei 3,5-t-Nutzfahrzeuge mit Hebebühne und Benzin/Erdgas-, Ökodiesel- bzw. Elektroantrieb. In den ersten sieben Monaten bis März 1995 beförderten zwei Fahrzeuge an 124 Werktagen 4190 Sendungen mit 634 t Gewicht. Ihre 46%-Auslastung lag markant über den üblichen 28%. Am Ende jenes Jahres lief der Pilotversuch wegen Mangels an Fördergeldern aus. Aeschlimann, Inhaber und Geschäftsführer der auf Logistikberatung spezialisierten Basler Aeschlimann, Hagist & Partner AG: «Der eigentliche Betrieb wurde nicht subventioniert; es fehlten Mittel für die Projektleitung, Begleitung und Public Relations.» Auf dieser Basis will heissen nunmehr in Eigenregie der Operateure überlebte das Projekt noch bis 1997.

Wie bei ähnlichen Vorhaben in Bern, Zürich und Biel, die bereits in den Kinderschuhen stecken blieben, hat sich die Ausgangslage verändert. Einige Akteure fusionierten und verabschiedeten sich aus der Citybelieferung. Solche Lücken wurden prompt von grösseren Unternehmen bzw. integrierten Supply Chains geschlossen. «Die Philosophie der Citylogistik hat sich im letzten Jahrzehnt stark gewandelt. Der Begriff muss nun erheblich weiter gefasst werden», konstatierte Aeschlimann. Heute gehe es nicht nur um die Sendungsbündelung durch Kooperation. So müsse auch beim Detailhandel mehr Logistikverständnis geweckt werden. Das gelte nicht zuletzt für eine logistikgerechte Stadtgestaltung, namentlich in puncto Planung, Umbauten, Abladeplätzen, Verkehrsregelung und Road Pricing. Das Spannungsfeld zwischen notwendiger innerstädtischer Versorgung und dem vom Publikum als störend empfundenen Güterverkehr bringt Aeschlimann auf die prägnante Formel: «Werden die Einschränkungen in der City zu gross, stirbt sie.»

Basel ist kein Einzelfall in Sachen Citylogistik

Basels Probleme sind kein Einzelfall. Das attestiert die Ökonomin Dana Echtermeyer von der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur anhand ihrer unlängst fertig gestellten Diplomarbeit «Bedeutung der Citylogistik für eine effiziente Versorgung von Innenstädten». Die 25-Jährige hatte zehn derartige Vorhaben in Deutschland unter Einbindung jenes in Basel analysiert und ausgewertet. Um es vorwegzunehmen: Von den deutschen Projekten haben lediglich die in Regensburg und Aachen dank massiver Unterstützung aus Industrie- und Logistikkreisen ein halbes Jahrzehnt überdauert und sind noch operativ. Die restlichen acht waren aus den gleichen Gründen wie ihr Basler Pendant nach der Pilotphase von der Bildfläche verschwunden.

Aufgrund ihrer Analyse gab Echtermeyer den Workshop-Teilnehmern Fachleuten aus Detailhandel, Logistikgewerbe und Behörden konkrete Handlungsempfehlungen mit auf den Weg. Dabei wandte sie sich, nach Akteuren strukturiert, an die Versender und Empfänger: Diese sollten eine Verbesserung der Abhol- und Lieferbedingungen (wie die Schaffung von Warenannahmepunkten innerhalb von Gebäuden) und den effizienteren Einsatz ihres betreffenden Personals anstreben.