In der Auseinandersetzung mit dem Spezialchemiekonzern Clariant zieht Grossaktionär White Tale endgültig die Samthandschuhe aus. Der aktivistische Investor hatte in der vergangenen Woche die geplante 20-Milliarden-Dollar-Fusion von Clariant mit dem US-Rivalen Huntsman zu Fall gebracht und fordert nun ultimativ drei Sitze im Verwaltungsrat des Schweizer Unternehmens. «Sollten wir uns nicht in Kürze mit dem gegenwärtigen Verwaltungsrat einigen können, haben wir keine andere Wahl, als eine ausserordentliche Generalversammlung einzuberufen, so dass sich alle Aktionäre zu Clariants Zukunft äussern können», hiess es am Montag in einer Mitteilung des Investors.

Während White Tale in dem seit Juli schwelenden Konflikt bisher stets um einen versöhnlichen Ton bemüht war, wird die Gangart nun forscher. Grund könnte sein, dass sich Clariant weiterhin weigert, wie von White Tale angeregt die umsatzstärkste Division Plastics & Coatings zu verkaufen und Optionen wie etwa einen Verkauf des ganzen Konzerns zu prüfen.

Die Basler müssten einen externen Berater beauftragen, der alle strategischen Alternativen unvoreingenommen prüfe, erklärte White Tale. Die Annullierung der Huntsman-Fusion sei ein erster positiver Schritt, aber keineswegs ein Grund zum Feiern. «Die Äusserungen des Clariant-Managements seit Freitag verraten leider den Wunsch, das Rad der Zeit zurückzudrehen und so zu tun, als habe es diese Episode nie gegeben.» Ein Clariant-Sprecher erklärte, die Forderungen von White Tale würden natürlich in Erwägung gezogen. Es habe mit dem Aktionär seit Freitag zahlreiche Gespräche gegeben.

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Austausch mit anderen Eignern

Wer in dem Kräftemessen die besseren Karten hat, ist unklar. White Tale ist mit einem Anteil von gut 20 Prozent der grösste Aktionär von Clariant. Die Amerikaner wollen sich aber auch mit anderen Eignern austauschen, um ihren Plänen zum Durchbruch zu verhelfen. Der Clariant-Verwaltungsrat besteht gegenwärtig aus neun Personen. Dass White Tale drei Sitze in dem Grmium beanspruche, könnte gemäss Vontobel-Analystin Lorena Zini ein Hinweis sein, dass der Investor weitere Anteile kaufen wolle. «Den Status Quo erachten wir nicht als potenzielles Szenario», erklärte sie.

An der Börse sackten Clariant-Aktien zu Wochenbeginn weitere zwei Prozent ab. Die Anleger befürchten, dass jetzt eine längere Auseinandersetzung zwischen dem Unternehmen und White Tale drohe, erklärte ein Händler.

Während viele Marktteilnehmer mit Kaufangeboten zumindest für Teile von Clariant rechnen, sind die Hürden für eine solche Transaktion angehoben worden. Ein möglicher Käufer müsste eine sogenannte «Giftpille» schlucken. Denn die beiden Unternehmen haben vereinbart, dass Clariant an Huntsman Strafzahlungen von bis zu 210 Millionen Dollar entrichten müsste, sollten die Schweizer ganz oder in Teilen übernommen werden.

(reuters/ccr)

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