Seit Oktober 2019 hat der Spezialchemie-Konzern Clariant zwei Bereiche veräussert, nämlich Masterbatches und Healthcare-Packaging. Und zum Verkauf steht auch Pigments. In der Folge sollen nun auch regionale Organisationen und Serviceeinheiten redimensioniert werden.
Das bringt die Streichung von rund 1'000 Stellen in Service- und regionalen Strukturen mit sich. Ungefähr ein Drittel des Abbaus werde sich durch Transfers im Zuge der Veräusserungen ergeben, teilt Clariant mit.
Für das Programm wurde eine Rückstellung von 70 Millionen Franken gebildet. Der Zeitraum des Abbaus erstreckt sich zwei Jahre. Dabei sind auch Austritte von Beschäftigten aufgrund natürlicher Fluktuation einberechnet.
Zugleich läuft ein bereits angekündigtes Effizienzprogramm: Es sei «in voller Umsetzung», so die Mitteilung. Bis Ende 2021 werden dabei rund 600 Stellen gestrichen. Ziel ist es hier, die Kosten um rund 50 Millionen Franken zu senken.
«Während wir mit der nächsten Veräusserung eines nicht zum Kerngeschäft gehörenden Bereichs voranschreiten, müssen wir diese Gelegenheit nutzen, um Clariants Kern weiter zu stärken und für eine erfolgreiche Zukunft zu positionieren», sagt Hariolf Kottmann, Executive Chairman a.i. von Clariant.
Clariant beschäftigte Ende 2018 gut 17'900 Mitarbeiter, Ende 2019 waren es 17'200 gewesen. Der Rekordstand war 2004 mit knapp 24'800 erreicht worden.
Am Schweizer Aktienmarkt reagierten die Clariant-Titel kaum auf die Ankündigung, sie lagen mit 18.45 Franken praktisch unverändert. Die geplanten Schritte seien nachvollziehbar und positiv zu beurteilen, schreibt Philipp Gamper von der ZKB. Mit dem Downsizing-Programm werde die Struktur des Unternehmens an die neuen Gegebenheiten angeglichen. Schliesslich werde das Geschäftsvolumen von Clariant nach dem Wegfall von Healthcare Packaging und Masterbatches sowie der geplanten Devestition von Pigments deutlich tiefer liegen.
Clariant setze die neu definierte Strategie mit den nun bekanntgegebenen Massnahmen konsequent um und werde sich zu einem kleineren, stärker fokussierten und profitableren Spezialchemieunternehmen entwickeln, fasst Sibylle Bischofberger von der Bank Vontobel zusammen. Das sei positiv zu bewerten. Bischofberger empfiehlt die Aktie weiterhin als «Kauf» mit einem Kursziel von 22,50 Franken.
Private-Equity-Gerüchte
Markus Mayer von BaaderHelvea fragt sich derweil, ob der laufende Umbau eher zur Stärkung der Eigenständigkeit von Clariant beitragen soll – oder ob dies zum Verkauf des Unternehmens führen könnte. Schliesslich könnte Clariant zu einem interessanten Übernahmeziel für Private-Equity-Firmen werden, sollte sich Haupteigner Sabic zum Verkauf seines Pakets entschliessen.
Am Dienstag kursierten am Markt Gerüchte, wonach Private-Equity-Investoren gerne Clariant übernehmen möchten. Fragen über die Zukunft der Clariant-Beteiligung habe die angekündigte Absicht von Sabic aufgeworfen, wonach die Gruppe ihr Spezialchemikaliengeschäft an die Börse bringen möchte, so Mayer weiter. Sabic könnte den daraus generierten Erlös allenfalls auch für die vollständige Übernahme von Clariant einsetzen.
(AWP — rap)