Die Idee ist clever, und sie ist simpel: Wer fliegt und damit die Umwelt massiv belastet, kann die «Sünde» wieder gutmachen. Organisationen wie Myclimate (CH), Atmosfair (D) oder Sustainable Travel (UK/USA) bieten Reisenden die Möglichkeit, sogenannt klimaneutral zu fliegen. Was sie an CO2 ausstossen, wird von Myclimate in derselben Menge in Klimaschutzprojekte investiert. Im Fall eines Fluges von Zürich nach London-Heathrow in der Economy Class fallen so etwa zwölf Franken auf das Konto Umwelt. In der Business Class wären es vier Franken mehr, da der Reisende mehr Raum für sich beansprucht und damit der CO2-Verbrauch pro Kopf grösser ist.

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Luxusthema. Fliegen ohne schlechtes Gewissen – das klingt insbesondere für Firmen attraktiv, deren Mitarbeiter jährlich Hunderte von Flügen absolvieren und die trotzdem nicht auf das grüne Mäntelchen verzichten möchten. Bei der Nonprofitstiftung Myclimate, die 2002 als ETH-Spin-off startete und heute zu den führenden Organisationen weltweit zählt, sieht man im Bereich Geschäftsreisen ein «enormes Entwicklungspotenzial», wie Sprecherin Kathrin Dellantonio erklärt. Bis dato allerdings sei die Gruppe von Unternehmen, die ihre Businessflüge kompensiere, noch klein. Die Organisation zählt heute mehrere hundert Firmen zu ihren Kunden. Doch wie viele von ihnen ihre Flüge kompensieren, kann Kathrin Dellantonio nicht genau sagen, da viele Unternehmen eine CO2-Kompensation über die ganze Firma definieren und sich die Zahlen für die Flüge allein nicht herausfiltern lassen.

Bei Spezialisten für Geschäftsreisen ist der Tenor aber klar. «Klimaneutral zu fliegen, ist ein Luxusthema. Läuft der Konjunkturmotor, ist das Engagement da, wenn nicht, ist es harzig», sagt Klaus Stapel, Schweiz-Chef von AirPlus. Die Lufthansa-Tochter betreut für weltweit über 35 000 Firmenkunden die Reisekosten und arbeitet in der Schweiz u.a. mit Myclimate zusammen. Bei AirPlus kompensieren derzeit von insgesamt 2000 Schweizer Kunden gerade mal 50 ihre Flugreisen – keine drei Prozent. Das ist klar unter den Erwartungen, die AirPlus hegte, als der Kompensationsservice 2007 ins Angebot genommen wurde. Man könnte die besagten 50 auch als Umweltpioniere bezeichnen, die von Anfang an dabei waren. Neukunden zu gewinnen, ist relativ schwierig. «Anfang 2011 registrierten wir ein steigendes Interesse, aber jetzt, da sich die Wirtschaftslage verschlechtert, ist die Zurückhaltung wieder spürbar», sagt Stapel. Eine Einschätzung, die man bei Myclimate teilt.

20 Prozent mehr Tonnen CO2 als im Vorjahr wurden laut Myclimate 2010 über AirPlus kompensiert –eine Steigerung auf tiefem Niveau. Trotz bescheidenen Zahlen steht die Schweiz im internationalen Vergleich gut da. Sie gehört zusammen mit Deutschland und den skandinavischen Staaten zu jenen Ländern, die mehr kompensieren als andere.