BILANZ: Herr Pramböck, Sie schreiben in Ihrem Buch*, dass Angestellte mehr Zeit, Geld und bessere Chancen auf Selbstverwirklichung hätten als selbständige Berufsleute. Wie kommen Sie darauf?

Conrad Pramböck: Weil es die Realität ist. Studien zeigen es, und für mein Buch haben es mir viele Selbständige selber erzählt: Sie arbeiten zu viel, verdienen zu wenig, müssen alles selber machen und scheitern mit ihren Firmen häufig. Die Selbständigkeit wird von Medien oft zur Krönung des Berufslebens hochstilisiert; eine falsche und fatale Glorifizierung.

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Warum diese Glorifizierung?

Genau das fragte ich Zeitungsleute auch. Die sagten mir, dass sich nur die Erfolgreichen für Gespräche zur Verfügung stellten. Diejenigen, die einsam und erfolglos vor sich hin werkeln, zeigten sich nicht. Weil wir in unseren Breiten keine Kultur des Scheiterns kennen.

Waren Sie selber überhaupt mal selbständig? Ihr Buch liest sich wie das Memento eines Gescheiterten.

Nein, das war ich nie. Als mein letzter Arbeitgeber pleiteging, überlegte ich mir das einen Moment lang. Es schien mir aber viel zu mühsam. Zumal ich von einer neuen Firma kontaktiert wurde, die mich haben wollte und mir alles aufgebaut hat, was ich mir als Selbständiger selber hätte aufbauen müssen. Sicheres Gehalt, bezahlter Urlaub, die ganze Infrastruktur umsonst: Was will man mehr? Die armen Schweine sind nicht die Angestellten – es sind die Selbständigen.

Würden alle so denken, hätte Steve Jobs sich nie ins Abenteuer Apple gestürzt, hätte Alfred Escher nicht die Kreditanstalt begründet. Erfolgsstorys von Leuten, die so viele Jobs schufen.

Das waren absolute Unternehmertypen. Ich habe nichts gegen sie. Ich sage einfach, dass die Chance, es mit der eigenen Firma zu Reichtum zu bringen, etwa gleich hoch ist wie die Chance auf einen Lottogewinn.

Viele Selbständige wollen nicht in erster Linie reich werden, sondern losgelöst von den Lähmungen eines Grossbetriebs ihre Idee verfolgen.

Tatsächlich läuft in Grossunternehmen vieles schief. Durch interne politische Spielchen wird massiv Humankapital verschleudert. Aber Unzufriedene müssen sich ja nicht gleich selbständig machen. Man sucht sich einen anderen Arbeitgeber, wo man sein Talent besser zur Geltung bringen kann. Wer in der Firma denkt wie ein Selbständiger, seine Ideen einbringt und umsetzt, kann sich ebenso verwirklichen wie ein Selbständiger. Und wird glücklicher dabei. Wer sich aus Frust selbständig macht, landet hart in der Realität. Denn Schulen und Universitäten erziehen uns zu einem Leben als Angestellte.

Müsste Unternehmertum zum Schulfach werden?

Das wäre bestimmt ein lohnendes Unterfangen. Vieles, was heute gelehrt wird, beruht auf Fleiss und Disziplin. Theoretisches Wissen, das auf der freien Wildbahn wenig bringt.

Conrad Pramböck arbeitet für eine Executive-Search-Firma in Wien.