Die Kooperation zwischen Schweiz Tourismus und der Coop Presse begann vor sieben Jahren. Seither offeriert die Coopzeitung jährlich «exklusive Winterangebote», die es in sich haben: 249 Franken pro Person für zwei Nächte, ein Dinner und Zusatzleistungen – in einem von 20 ausgewählten Drei- bis Fünf-Sterne-Hotels der Schweiz.
Die Organisatoren zeigen sich zufrieden: «Diese Aktionen laufen nur mit Coop, sind zeitlich limitiert und in nachfrageschwachen Perioden angesetzt», erklärt Urs Eberhard, Vizedirektor von Schweiz Tourismus, gegenüber handelszeitung.ch. «Zusatzbuchungen sind das Ziel, Wintersportler sollen animiert werden, nochmals in den Schnee zu gehen.» Und auch beim Partner fällt die Bilanz positiv aus: «Es profitieren in erster Linie unsere Leserinnen und Leser sowie die teilnehmenden Hotel-Betreiber im Rahmen einer ganz normalen Promotion», so Coop-Mediensprecher Urs Meier, der von einer «klassischen Win-Win-Situation» spricht.
Wie die Bruttoeinnahmen dahinschmelzen
Diese Sichtweise können nicht alle teilen. «Wenn die Margen in der Hotellerie schneller als der Schnee auf den Bergen schmilzt, dann machen Coop und Schweiz Tourismus gemeinsame Sache», schreibt Thomas Frei vom Hotel Bernerhof in Gstaad in einem Beitrag bei «Travelblogger». Nachdem durch den Preiskampf der Detailhändler die – Zitat – «herzigen Tante-Emma-Lädeli» verschwunden sind, werde der Grossverteiler Coop auch als Margenzerstörer im Tourismus tätig.
Frei rechnet auch in seinem eigenen Blog «Wanderhotelier» vor, dass beim Bruttopreis von 249 Franken für den Hotelier unter dem Strich nicht mehr als zirka 8.50 Franken pro Tag und Gast übrigbleiben würden. Eine Rechnung, die Eberhard so nicht gelten lässt: «Hoteliers kompensieren die Preisreduktion immer wieder erfolgreich mit Zusatzverkäufen, wenn der Gast erst einmal vor Ort ist – beispielsweise über die Konsumation im Restaurant.»
Doch Frei kann dieser Argumentation nichts abgewinnen: «Bei diesen Killerpreisen verlieren unsere Gäste komplett die Relationen. Den Sinn dafür, welche Leistungen wieviel kosten, wenn man sie richtig berechnet.» Laut dem Hotelier gehe das Bewusstsein verloren, dass ein Hotel und Restaurant einen Gewinn erwirtschaften muss, um investieren zu können.
Kampf um das «verkaufte» Bett
Solche Aktionen seien ausschliesslich zu Zeiten buchbar, in denen die Nachfrage gering sei, ergänzt Eberhard. «Wir können dadurch Gäste gewinnen, die beispielsweise ein neues Hotel oder eine neue Region kennenlernen möchten – und zu einem späteren Zeitpunkt begeistert wieder kommen.» Und auch bei Coop weist man die Killerpreis-Kritik zurück: «Wir trauen unseren Leserinnen und Lesern durchaus zu, die Aktion differenziert zu beurteilen.»
«Klar ist, dass ein heute nicht verkauftes Bett morgen nicht mehr verkauft werden kann», räumt auch Frei ein. Trotzdem ist für ihn die Aktion der Coopzeitung unverständlich: «Ihnen kann der ruinöse Preiskampf egal sein, sie betreiben ja keine Hotels.» Das Fass zum Überlaufen bringt beim Hotelier aus dem Berner Oberland aber die Tatsache, dass Schweiz Tourismus die Aktion unterstütze.
«Der Preis muss attraktiv sein und darf während der Aktionsperiode in dieser Form nirgends anders angeboten werden», verteidigt sich deren Vizedirektor Eberhard. Ohnehin scheinen etliche Hoteliers dem Grundsatz «Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach» zu folgen: «Oft haben wir mehr Anmeldungen interessierter Hotels, als es in den Publikationen Platz für Angebote gibt», so Eberhard.
Kritik des Lockvogelangebots
Vereinzelte Kritik ist im Internet auch von der Seite zu finden, weil Interessierte das Angebot kurz nach Publikation als ausgebucht vorhanden – der Vorwurf von Lockvogelangeboten wird laut. «Die Nachfrage 2014 war rund drei Mal höher als bei der vergleichbaren Schneewochen-Aktion im Spätwinter 2013», so Eberhard. Mittlerweile hätten mehrere Tausend Kunden gebucht. «Es ist verständlich, dass Zimmerkontingente und Alternativen beschränkt sind», ergänzt Meier.
Bereits Ende Mai geht die Kooperation zwischen Schweiz Tourismus und Coop in die nächste Runde: Dann erscheint eine 70-seitige Publikation, die laut Eberhard etwa 80 Unterkunftsideen beinhalte. Das Konzept: «Exklusives und attraktives Fixpreis-Angebot für zwei Nächte, inklusive Frühstücksbuffet und einem Abendessen, in jeweils drei Preiskategorien», lässt sich der Vizedirektor von Schweiz Tourismus in die Karten blicken.
Man muss kein Prophet sein: Thomas Frei und sein Hotel Bernerhof in Gstaad werden nicht dabei sein. Ihm haut es ob solcher Aktionen, wie er auf seinem Blog schreibt, schlicht «den Nuggi raus».