Am letzten World Economic Forum in Davos hatte der ehemalige britische Premier Tony Blair mit J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon seinen grossen Auftritt. Blair begrüsste Gäste und schüttelte Hände. Der Brite steht als Berater in Diensten der US-Bank, die den ehemaligen Premierminister dafür mit umgerechnet 1,5 Millionen Franken besoldet.

Weniger gut dürfte die Laune bei Martin Senn gewesen sein. Auch der Chef von Zurich Insurance zählt auf Blairs Dienste. Seit 2008 berät der Politprofi die «Zürich» «hinsichtlich Entwicklungen und Trends im internationalen politischen Umfeld und deren möglicher Auswirkungen auf Zurichs Geschäftsstrategie», so ein «Zürich»-Sprecher. Blair ist einer von einem Dutzend externer Berater im International Advisory Committee.

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Finanziell kommt er nicht zu kurz: Geschätzte 600'000 Franken soll ihm der Versicherer zahlen. Zu einem Einsatz für die Schweizer langte es dennoch nicht: Am Event der «Zürich» in Davos trat Blair nicht auf.

Reputationsrisiken

Die «Zürich» ist einer der wenigen Konzerne, die ein Beratergremium führen. Noch vor wenigen Jahren waren solche Panels weit verbreitet. Doch inzwischen zeigte sich, dass damit einige Reputationsrisiken verbunden sind. Das hat etwa die Credit Suisse 1999 erfahren, als sie ihr Gremium um Helmut Kohl aufstockte und wenig später die Spendenaffäre publik wurde. Heute verzichtet die CS auf eigentliche Beiräte. Einzig im CS Research Institute sitzen mit John Major (britischer Premier) und Ernesto Zedillo (Präsident Mexiko) Ex-Politgrössen.

Trend geht zu Einzelfiguren

Generell geht der Trend zu Einzelfiguren statt Räten. So hat Julius Bär den früheren israelischen Verteidigungsminister Ehud Barak als «strategic advisor to the CEO» engagiert. Er soll bei geopolitischen Analysen helfen. Sein Gehalt beträgt laut Bankinsidern 200'000 bis 300'000 Franken.

Keinen Beirat, aber ein «Advisory Panel» hat die Swiss Re in ihrem Centre for Global Dialogue angesiedelt. Mit den beiden Ex-Notenbankern Jean-Claude Trichet und Paul Volcker sind grosse Namen vertreten. Sie müssen mehr tun als Hände schütteln: Zwei Mal im Jahr kommen sie für ein Seminar in die Schweiz, um mit zugewiesenen Referaten Themen aufzuarbeiten. Dies laut Insidern für 30 000 Franken im Jahr – deutlich weniger als das Gehalt von Blair.