Der Schweizer Kaffeeshop-Markt ist hart umkämpft: Keine Woche nach der Bekanntgabe, dass McDonald?s ihre Schweizer Café-Kette Aroma dicht macht, steht der Markteintritt einer neuen ausländischen Kette fest. Die britische Costa Coffee, welche weltweit 1000 Shops betreibt, will in die Schweiz expandieren, wie Recherchen der «Handelszeitung» ergeben.
«Bis auf den Heimmarkt Grossbritannien und Irland ist Costa in Westeuropa noch nicht vertreten», sagt Nevina Holland, Sprecherin der Costa-Besitzerin Whitbread, eines 2-Mrd-Fr.-Umsatz-Konzerns. Auskünfte über Standorte und Start könne sie noch nicht geben. Aber: Im «Schweizerischen Handelsamtsblatt» hat Whitbread die gesamte Produkte- und Dienstleistungspalette von Costa als Marke eingetragen ? von Kaffee über zubereitete Mahlzeiten sowie Dienstleistungen für Cafés, Restaurants und Bars.
Ernst zu nehmender Konkurrent
Costa hat im vergangenen März ihren 1000. Shop in Moskau eröffnet sowie die weitere Expansion in Ost- und Westeuropa angekündigt. Die 1971 in London gegründete Kette betreibt heute 700 Shops in Grossbritannien und 300 weltweit, darunter auch in China.
Für die Valora-Tochter Spettacolo, welche neben Starbucks als Siegerin aus dem Kaffeeketten-Boom nach 2000 hervorgegangen ist, ist Costa ein «ernst zu nehmender Mitbewerber», wie Valora-Sprecherin Stefania Misteli sagt. In einzelnen Ländern sei Costa Marktleader in diesem Segment.
Costa bevorzuge wie Spettacolo einen italienischen Auftritt. Spettacolo unterscheide sich aber durch eine Schweizer Kaffeekultur. Zudem sei das Sortiment von Costa im Bereich warme Küche grösser und dadurch für Schweizer Verhältnisse kostenintensiver, führt Misteli aus. Die Berner betreiben derzeit 31 Caffè Spettacolos, bis Ende Jahr sind zwei weitere geplant. Das Potenzial sieht Valora bei 50 bis 60 Cafés.
Starbucks, welche bisher in der Schweiz 41 Filialen eröffnet hat, will sich nicht zur neuen Konkurrentin äussern. Starbucks-Sprecher Reto Zangerl sagt einzig, dass die Amerikaner in der Schweiz weiter expandieren wollen.
Dieses Jahr wird im Berner Westside ein neues Starbucks-Café eröffnet. Mit grosser Wahrscheinlichkeit würden bis Ende Jahr noch mehr Neueröffnungen folgen, so Zangerl. Von den Abbauplänen, die der Konzern mit Sitz in Seattle letzte Woche angekündigt hat, sei Starbucks Schweiz nicht betroffen. Problematisch ist die Abspeckkur aus Schweizer Sicht einzig für den Lieferanten der Kaffeemaschinen für Starbucks, die Weggiser Thermoplan (siehe Kasten). Ähnlich wie für Costa diente die Schweiz den Amerikanern als Eintrittstor für die Expansion in der EU. Der Eroberungsfeldzug startete im Jahr 2000 am Zürcher Central.
McDonalds zweiter Versuch
Auf den Kaffeekettentrend aufgesprungen war 2000 auch McDonalds mit «Aroma». Die Cafés haben es aber nie geschafft, im umkämpften Markt ein ernst zu nehmender Player zu werden. Letzte Woche wurde bekannt, dass Aroma-Café ihre letzte verbliebene Filiale in Zürich dichtmacht.
Grund für die Schliessung ist das neue McDonalds Konzept von McCafé. Dabei werden der Café und verwandte Getränke innerhalb der Fastfood-Filialen ausgeschenkt, es sind keine separaten Cafés mehr vorgesehen. Deshalb sieht McDonald?s-Schweiz-Sprecherin Nicole Schöwel dem Markteintritt von Costa gelassen entgegen: «Wir haben ein anderes Konzept und eine andere Zielgruppe als die Kaffeeketten und werden durch diese nicht direkt konkurrenziert.» Der Fastfoodriese betreibt seit diesem Jahr zwei McCafé in Vevey und in Zürich (Niederdorf), bis Ende Jahr sollen es vier sein.
Ambitionen hatten in diesem Geschäft schon viele. Zu den prominenten Verlierern gehört auch Caffè Nannini. Die Kette schloss 2004 die Schweizer Filialen und ist seit 2005 hierzulande nur noch im Internet-Shopping tätig.
Abbau bei Starbucks führt zu weniger Aufträgen bei Schweizer Lieferant
Die weltweit grösste Kaffeekette streicht in Folge der Finanzkrise 600 von total 16000 Filialen und 12000 Arbeitsplätze ? vor allem in den USA. Immer weniger Amerikaner leisten sich die teuren Caffè Latte oder Iced Macchiati.
Starbucks will mit der Massnahme 350 Mio Dollar sparen. Die Europaexpansion und die Schweiz sind davon nicht betroffen. Zu spüren kriegt den Abbau aber der Schweizer Kaffemaschinenhersteller und Starbucks-Lieferant Thermoplan aus Weggis LU. Er erzielt 50% seines Umsatzes mit Starbucks.
Im April gab Thermoplan bekannt, dass sie nicht nur alle neuen Maschinen für Starbucks liefern könne, sondern auch den Auftrag für den Ersatz von 70% aller bestehenden Kaffeemaschinen bis 2010 erhalten habe. Die Ausgangslage hat sich inzwischen geändert.
Thermoplan-Direktor Adrian Steiner beziffert auf Anfrage der «Handelszeitung» die Auswirkungen: «Der Auftrag vermindert sich um rund 5,5% in Nordamerika.» Im Gegenzug forciere Starbucks die internationalen Märkte sehr.
Costa Coffee, der jüngste Marktplayer, komme als Kunde nicht in Frage. Laut Steiner verwendet die Kette nur traditionelle Kaffee-Halbautomaten.(clu)