Eine Aussage des saudischen Grossaktionärs bringt die CS in Not: Die Saudi National Bank, die erst im Rahmen der Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr eingestiegen ist, hat weitere Kapitalspritzen für die CS kategorisch ausgeschlossen. Zur Begründung verwies der Präsident der saudischen Bank auf regulatorische Probleme, die bei einer Erhöhung des knapp unter 10 Prozent liegenden Anteils auftreten würden.
«Die Antwort lautet: absolut nicht, und zwar aus vielen Gründen, abgesehen vom einfachsten Grund, der regulatorischer und gesetzlicher Natur ist», sagte der Präsident der SNB, Ammar Al Khudairy, in einem Interview mit Bloomberg TV am Mittwoch auf die Frage, ob er bereit sei, die Credit Suisse zu unterstützen, wenn es einen Bedarf an zusätzlicher Liquidität gäbe.
Nach der Aussage crasht die Aktie. Das Minus bis zum Mittag: 20 Prozent. Danach geht es weiter: am frühen Nachmittag steht das Papier mit minus 30 Prozent da, bevor es sich wieder etwas erholt und dann doch wieder einbricht. Zum Schluss bleibt ein Minus von 24 Prozent.
Zwischenzeitlich herrschte völlige Panik. Die Aktie: mehrmals vom Handel ausgesetzt. Die Prämien für Ausfallversicherungen: auf Höchststand, deutlich höher sogar als jene der UBS vor der Rettung 2008.
Die Saudi National Bank, die sich zu 37 Prozent im Besitz des Staatsfonds des Golf-Königreichs befindet, stieg im Rahmen der 4 Milliarden Franken schweren Kapitalerhöhung der Credit Suisse Ende des vergangenen Jahres ein. Sie ist mit 9,9 Prozent derzeit der grösste Teilhaber.
Dabei redete Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann am Mittwoch die Bank stark. An einer Konferenz in Saudi-Arabien sagte er, Staatshilfe sei «kein Thema». «Wir haben starke Kapitalquoten und eine starke Bilanz», so Axel Lehmann am Mittwoch.
Der CS-Präsident wies Parallelen zu den jüngst kollabierten US-Regionalbanken zurück. Es sei nicht richtig, die aktuellen Probleme der Credit Suisse mit dem jüngsten Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) zu vergleichen, insbesondere weil die Banken anders reguliert seien.
«Wir haben die Medizin schon genommen», sagte Lehmann weiter. Die Grossbank sei mit ihrem Restrukturierungsprogramm auf gutem Weg.
CEO Ulrich Körner versuchte sich einen Tag vorher bereits in Optimismus. Vom Zusammenbruch der Silicon Valley Bank gehe kein Risiko für die Credit Suisse aus, sagte der CS-Chef am Dienstag an einer Finanzkonferenz der Grossbank Morgan Stanley. «Unser Kredit-Engagement bei der SVB ist nicht wesentlich», so Körner. Zudem habe die CS kein Liquiditätsproblem.
Bei der UBS und der Credit Suisse tut sich eine Bonus-Schere auf. Bis 2020 war der Honigtopf der CS stets grösser als bei der Rivalin vom Paradeplatz. Zu Bestzeiten lagen 5 Milliarden Franken drin. Aber seit 2020 ist die UBS Bonus-Königin. Das zeigt eine Auswertung der «Handelszeitung».
Als global systemrelevante Bank unterliege die CS strengen Regeln. Die Liquiditätsrate lag Ende 2022 bei 144 Prozent, derzeit liege der Wert bei mehr als 150 Prozent. Auch vom Anleihebestand in der Bilanz gehe keine Gefahr aus, dieser betrage nur 2,5 Milliarden Franken. Zinsänderungsrisiken seien vollständig abgesichert.
Die SVB war in Schieflage geraten, weil sie Anleihen mit Verlust verkaufen musste, um das Abfliessen von Kundeneinlagen zu finanzieren. Der Zusammenbruch des Instituts hat Bank-Aktien weltweit unter Druck gesetzt, bei der Credit Suisse waren die Kursrückgänge besonders ausgeprägt. Die Marktkapitalisierung liegt nunmehr deutlich unter der Marke von 10 Milliarden Franken.
Körner betonte, analog zum Präsidenten, dass die Bank beim Umbau gut vorankomme, beim Senken der Kosten liege sie sogar über Plan. Die Abflüsse von Kundengeldern seien signifikant zurückgegangen, wenn auch noch nicht vollständig gestoppt. Im ersten Quartal werde die Vermögensverwaltung erneut rote Zahlen schreiben.
Die Credit Suisse schrieb 2022 das schlechteste Ergebnis seit 2008. Der Verlust: 7,3 Milliarden Franken. Geprägt war das Jahr von stark schrumpfenden Erträgen, aber auch von Restrukturierungen und Führungswechseln. Bereits 2021 hatte die CS einen Jahresverlust von 1,6 Milliarden Franken geschrieben. Dies nach den Debakeln um den Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds.
(ise)
1 Kommentar
Die Schweizer Bundesräte in Bern haben einen grossen Fehler gemacht, bei den Wirtschaftssanktionen gegen Russland mitzumachen. Die Schweiz und unsere Banken haben damit weiteres Vertrauen und Respekt verloren. Nicht nur Respekt und Vertrauen, auch noch das Versprechen, ein Rechtsstaat zu sein. Sogar viele von uns glauben heute nicht mehr daran. Man spricht sogar von Enteignung. Und begründet das Verbrechen von einer nicht akzeptablen Nationalität zu sein, dass wir unsere Werte nicht teilen. Liebe Leute, wir waren schon mal an diesem Punkt in Europa. Viele von den Großkunden haben das deutlich verstanden und ihr Geld abgezogen, denn wenn es einem so geht, findet man auch einen Grund für den Anderen.