Die Aktien der Credit Suisse setzen am Mittwoch ihre Talfahrt an der Börse fort. Weiterhin lastet die Ungewissheit wegen der Debakel um den Hedge-Fund Archegos und die Greensill-Fonds schwer auf den Titeln. Angesichts der drohenden Milliardenverluste wird zunehmend die Kapitaldecke der Grossbank zum Thema.
Gegen 12.30 Uhr notieren Credit Suisse um 2,8 Prozent tiefer bei 10,13 Franken, nachdem sie zwischenzeitlich bis auf 10,06 Franken abgesackt waren. Auf Wochensicht haben die Titel damit schon fast 19 Prozent verloren, seit Anfang März gar etwa 23 Prozent. Der Verlust seit Ende 2020 beläuft sich auf 11 Prozent.
Je nach Ausmass der Milliardenverluste aus den beiden Fonds-Debakeln könnte die Kapitalisierung der CS nicht nur unter die bankeigenen Vorgaben rutschen, sondern sich den behördlichen Mindestwerten annähern, stellt etwa Bank Vontobel-Analyst Andreas Venditti in einer Sensitivitätsanalyse fest. Er senkt das CS-Kursziel klar auf 10,50 von bisher 12 Franken, bleibt aber bei der "Hold"-Empfehlung.
Wird Kapitalerhöhung nötig?
Die UBS will zwar ihr Kursziel (12,10 Franken) und ihre Gewinnschätzungen derzeit nicht anpassen. Analyst Daniele Brupbacher empfiehlt aber, vorderhand an der "Seitenlinie" zu bleiben - noch sei völlig unklar, ob mit dem stark getauchten Aktienkurs bereits alles eingepreist sei. Offen seien dabei etwa auch Fragen um Reputationsschäden, den Einfluss auf die anderen Geschäfte der Grossbank oder die Firmenstrategie.
In Frage gestellt sind sicherlich die Aktienrückkäufe von 1,0 bis 1,5 Milliarden Franken, welche die CS für 2021 angekündigt hatte. Mittlerweile wird aber auch ein Ausfall der Dividende für 2020 nicht mehr ausgeschlossen, wie die Online-Publikation "The Market" schreibt. Kapital beschaffen könnte sich die CS zwar etwa durch den Verkauf ihres Asset Managements - zu befürchten sei aber, dass die CS nicht um ein Kapitalerhöhung herumkomme, meint "The Market".
Leverage Ratio in Gefahr
Gemäss einer Analyse von Vontobel-Analyst Venditti könnte die risikogewichtete Kapitalquote im Fall eines Verlustes von bis zu 7 Milliarden Franken im ungünstigen Fall auf bis auf 10,1 Prozent absacken. Die Marke von 10 Prozent entspricht dem von der Finanzmarktaufsicht Finma vorgeschriebenen Minimum.
"The Market" sieht derweil den drohenden Engpass bei der ungewichteten "Leverage Ratio", welche das Eigenkapital in Relation zur Bilanzsumme stellt. Diese sei 2020 mit 4,4 Prozent zwar klar über dem Minimum von 3,5 Prozent gelegen. Dabei habe die CS aber von einer Sonderregelung wegen der Corona-Pandemie profitiert, die 2021 bereits nicht mehr gelte.
Gemäss den Berechnungen von "The Market" könnte sich die CS maximal Verluste von rund 3,6 Milliarden Franken leisten, um behördlichen Kapitalvorgaben noch zu erfüllen. Alleine im Fall Archegos wird über einen Verlust von 3 bis 4 Milliarden Dollar gesprochen, teilweise werden sogar höhere Zahlen genannt. Auch im Greensill-Fall könnten Verluste von bis zu 3 Milliarden Dollar anfallen. Hier ist aber unklar, welcher Anteil auf Fondsanleger entfällt und wieviel die CS tragen wird.
Kreditausblick gesenkt
Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte am Dienstagabend den Kreditausblick für die Credit Suisse wegen des Zahlungsausfalls der bei der CS hoch verschuldeten Archegos auf "negativ" gesenkt. Immerhin bekräftigte S&P aber die Ratings "A+/A-1" für die Credit Suisse AG und andere operative Kerntöchter sowie von "BBB" für die Credit Suisse Group.
Derweil berichtet die Agentur Bloomberg von starken Kursverlusten der CS-Anleihen an den Bond-Märkten, entsprechend habe sich der Risikoaufschlägen für die Anleihen deutlich vergrössert.