Gemäss eines Berichts der «Financial Times» (FT) wollen zwei Grossinvestoren der Credit Suisse eine mögliche Verlängerung der Amtszeit des langjährigen Vizepräsidenten Severin Schwan verhindern.

Nachdem der Präsident António Horta-Osório im vergangenen Monat wegen wiederholter Verstösse gegen die Corona-Quarantänevorschriften zurückgetreten ist, steht nun auch CS-Vize und Roche-Chef Schwan im Rampenlicht. Die Bank muss verlorenes Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger zurückgewinnen.

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Aktien 60 Prozent tiefer

Die Aktien der Bank sind seit Schwans Eintritt in den Verwaltungsrat im Jahr 2014 um mehr als 60 Prozent eingebrochen. Die beiden Skandale des vergangenen Jahres, in die das Supply-Chain-Finanzierungsunternehmen Greensill Capital und das Family Office Archegos verwickelt waren, haben dem Ruf des Risikomanagements der Bank geschadet.

Drei mit der Angelegenheit vertrauten Personen zufolge wollte Schwan die Bank noch vor der Jahreshauptversammlung im April verlassen, wurde aber von anderen Verwaltungsräten gebeten, sein Ausscheiden zu überdenken, berichtet die FT. Damit sollte der neue Vorsitzende Axel Lehmann geschützt werden, der erst im Oktober in den Verwaltungsrat eingetreten ist, so erklärten die Personen weiter.

Schwieriges Doppelmandat

Zwei Top-10-Aktionäre sagten gegenüber der FT, dass sie gegen Schwan stimmen würden, falls er zur Wiederwahl vorgeschlagen würde.

Mehrere andere Investoren äusserten, sie hätten ernsthafte Bedenken, ob Schwan in der Lage sei, einen der grössten Pharmakonzerne der Welt zu leiten und gleichzeitig als stellvertretender Verwaltungsratspräsident der Bank zu fungieren.

Die Bank, die am Donnerstag ihre Jahresergebnisse veröffentlicht, hat ihre Liste der vorgeschlagenen Verwaltungsräte vor der Hauptversammlung am 29. April noch nicht publiziert.

Horta-Osório als Hypothek

Letzten Monat sagte Schwan gegenüber dem «Tages-Anzeiger», er habe sich noch nicht entschieden, ob er an der Generalversammlung kandidieren werde. «Auf jeden Fall geht es jetzt darum, die Bank zu stabilisieren – und ich bin gerne bereit, den neuen Vorsitzenden dabei zu unterstützen», so Schwan.

Schwan sei massgeblich daran beteiligt gewesen, Horta-Osório in den Verwaltungsrat zu bringen, aber weniger als ein Jahr später sei er auch eine der Hauptkräfte gewesen, die auf dessen Absetzung drängten, ist von Personen zu erfahren, die mit den Überlegungen des Verwaltungsrats vertraut sind.

«Seine Rolle als CEO von Roche ist für die Credit Suisse nicht von Vorteil. Er sollte die Credit Suisse verlassen und in einen anderen Verwaltungsrat wechseln», sagte ein weiterer Top-10-Aktionär gegenüber der FT.

Schwan und die Credit Suisse lehnten eine Stellungnahme ab.

(gku)